Nach der Wahl und vor dem Amtswechsel in Stadt Oberharz: Was nun Frank Damsch?

29.04.2011, 04:30

Gut drei Wochen nach der Wahl und acht Wochen vor dem Amtsantritt gibt der neue Oberharz-Bürgermeister Auskünfte zu seinem Stil, zur Überlebensfrage der Stadt, "Schmerzen" und zu seinem Amtsvorgänger. Redakteur Burkhard Falkner befragte ihn.

Volksstimme: Ihr Amtsantritt zum 1. Juli, Herr Damsch, rückt näher. Schon aufgeregt?

Frank Damsch: Eigentlich nicht, ich hatte ja gehofft, dass die Stimmen reichen. Insofern habe ich damit gerechnet.

Volksstimme: Ihre Familie auch?

Damsch: Ja, das hatten meine Frau Simone und ich vorher durchgesprochen. Es ist ja schon eine große Veränderung.

Volksstimme: Wer wird ihr Nachfolger in Tanne?

Damsch: Holger Gropp, bisher Vize-Ortsbürgermeister. Im Stadtrat rückt Inge Winkel aus Sorge für mich nach.

"Weil wir pro Jahr etwa 250 Einwohner verlieren"

Volksstimme: Wie bereiten Sie sich auf den Wechsel vor?

Damsch: Ich habe mein Arbeitsverhältnis kündigen müssen, lese mich in viele Dokumente ein und bin bei wichtigen Gesprächen schon dabei.

Volksstimme: Bei welchen?

Damsch: Bereits bei denen zur Entschuldung der Stadt, jetzt zum Tourismuskonzept. Demnächst nehme ich an den Amtsleiterrunden teil und an den Bürgermeisterdienstberatungen beim Landrat. Außerdem fahre ich in alle Ortsteile, möchte mit vielen Bürgern sprechen. Vereine können mich gern einladen.

Volksstimme: Was ist das Wichtigste für die Stadt?

Damsch: Das sind ganz klar die Finanzen. Wir müssen das strukturelle Defizit von rund fünf Millionen Euro im Jahr in den Griff kriegen. Daran werden wir gemessen.

Volksstimme: Wie soll das gehen?

Damsch: Es kann nur durch faire Zusammenarbeit unter uns in der Stadt Oberharz und durch eine Konsolidierungspartnerschaft mit der Landesregierung funktionieren. Auch in der Art, dass auf Landes- und Kreisebene Reformen greifen, um die Umlagen zu senken. Leicht wird es die Stadt Oberharz sowieso nicht haben.

Volksstimme: Warum?

Damsch: Weil unsere Einnahmen unter der Summe bleiben, die für den Betrieb der Stadt nötig ist, das haben alle vorher gewusst. Aber auch, weil wir pro Jahr derzeit etwa 250 Einwohner verlieren, und weil wir sicher bald gefragt werden, wie viele freiwillige Leistungen - etwa Bäder - wir uns leisten. Da wird bestimmt manches schmerzen.

Volksstimme: Verlieren Sie da nicht den Mut?

Damsch: Nein. Ich bin ja Finanzprobleme aus Tanne gewohnt. Und wenn ich sehe, wie viele Vereine, ehrenamtliche Helfer und auch Enthusiasmus es in Stiege, Hasselfelde, Benneckenstein oder Elbingerode gibt - das sind nur Beispiele - dann macht mir das Mut. Der Gemeinschaftsgedanke entwickelt sich, im Stadtrat ist eine konstruktive Zusammenarbeit über Fraktionen hinweg spürbar. Ich denke da an die gute Wirkung von sachlich orientierten Ratsmitgliedern wie Ulrich Kallenbach, Rudolf Beutner, Bernd Ehrlich, um nur einige zu nennen.

Volksstimme: Wie ist die Zusammenarbeit mit dem scheidenden Vorgänger, Andreas Flügel? Fühlen Sie sich als Lückenbüßer, wenn er nun geht?

Damsch: Nein, auf gar keinen Fall. Andreas hilft mir, wo er kann. Er hat unter ganz anderen Prämissen sein Amt in Elbingerode angetreten. Dass er nun zur Wahl nicht antrat, akzeptiere ich. Er hat trotzdem die Stadt Oberharz durch ihre sicher schwierigste Phase, nämlich die Findung, geführt und auf den Weg gebracht. Dafür gebührt ihm Hochachtung. An uns liegt es nun, den Weg weiter zu gehen.

"Sehe mich als Werkzeug des Stadtrates"

Volksstimme: Wie wollen Sie persönlich diesen Weg gehen?

Damsch: Ich sehe mich nicht als eine Art Führungsfigur, sondern als Werkzeug des Stadtrates. Gemeinsam müssen wir ausloten, was möglich ist. So haben wir es auch in Tanne gemacht - kleine Schritte, Investoren suchen und unterstützen. Als die Wende kam, sackten die Übernachtungszahlen in Tanne auf 9000 je Jahr. Inzwischen gibt es zwei moderne Hotels und rund 40 000 Übernachtungen. Was in Tanne funktionierte, denke ich, funktioniert auch in der Stadt Oberharz.

Volksstimme: Letzte Frage, haben Sie noch ein Hobby?

Damsch (nach einer Denkpause): Nö, eigentlich nicht ... höchstens: Ich sammle alte Postkarten von Tanne.