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6. Nationalparkforum der CDU mit Umweltminister Aeikens in Stapelburg: Fünf Jahre nach Fusion – im Osten Rangern zweiter Klasse?

Von Rainer Marschel 22.02.2011, 04:37

Traditionell richten die Nordharzer Christdemokraten gemeinsam mit ihren Parteifreunden aus Bad Harzburg das Nationalparkforum aus. Die 6. Auflage fand in Stapelburg statt. Hierbei stand der neue Wegeplan für den Zeitraum bis 2020 im Fokus. Prominentester Gast war Sachsen-Anhalts Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens.

Stapelburg. "Haben sie schon einmal eine reibungslose Firmenfusion erlebt?" So einer der Schlüsselsätze von Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens auf dem Nationalparkforum der CDU in Stapelburg.

Die Wortmeldung in der Diskussion vom Rechtssekretär der IG Bauen-Agrar Umwelt, Helge Lewerenz, ließ den Minister aufhorchen. Der Halberstädter kritisierte: "Wie kann es sein, dass nicht nur die Ranger und anderen Mitarbeiter im Ostteil des Nationalparks weniger Gehalt bekommen, obwohl sie länger arbeiten müssten, als ihre Kollegen aus Niedersachsen?" Zudem beklagte Lewerenz, dass es auch gravierende Unterschiede in der Bekleidung und Ausrüstung gebe, vor allem, was den Arbeitsschutz anbelange. Letzteres müssten sich die Mitarbeiter im Ostharz geradezu "erbetteln".

Die Bezahlung war dem Minister bekannt. Von den anderen Fakten zeigte sich Aeikens überrascht und versprach, das im Gespräch mit den Personalräten auf seine Richtigkeit hin zu überprüfen. Ihm sei am überregional guten Image, welches sich der länderübergreifende Nationalpark erarbeitet habe, weiter gelegen. Eindringliche auch seine Bitte, "die Politik nicht zu überfordern" und "den Nationalpark Harz nicht ausschließlich als ein Produkt der Tourismusindustrie zu verstehen".

Letzterem konnte sich dessen Leiter Andreas Pusch problemlos anschließen: "Der Nationalpark dient in allererster Linie Naturschutzzielen, nicht hauptsächlich der touristischen Erschließung."

Eine Auffassung, die so weder von Anwesenden aus Bad Harzburg noch aus Ilsenburg widerspruchslos hingenommen wurde. Am Harzrand nehme die Tourismusindustrie bekanntlich eine Schlüsselrolle ein und stelle, bereits lange bevor der Nationalpark überhaupt aus der Taufe gehoben wurde, eines der entscheidenden Standbeine dar, argumentierte beispielsweise Hans Jürgen Bley. Der stellvertretende Ordnungsamtsleiter vertrat Ilsenburgs Denis Loeffke (CDU) und dessen erkrankte Stellvertreterin Silke Niemzok.

Hauptwanderweg zum Brocken gleicht einem Rummelplatz

Bley betonte unter anderem die enorme Nachfrage nach Busfahrten auf den Scharfenstein. Der Nationalpark hatte sich damit außerordentlich schwer getan (Harzer Volksstimme berichtete). Letztlich wurden aber doch für die Kreissenioren drei und für die Stadt Ilsenburg weitere zwei Fahrten pro Jahr genehmigt. Das reiche aber nicht aus, den Bedarf auch nur annähernd zu befriedigen. Bley: "Wir in Ilsenburg sind von den gerade einmal fünf Fahrten jährlich etwas enttäuscht."

Nationalparkleiter Pusch entgegnete daraufhin: "Das ist so, wie mit dem Prinzip des gereichten kleinen Fingers, der irgendwann auch nicht mehr reicht." Ilsenburgs Revierförster Hans-Henning Scheithauer pflichtete ihm in der Diskussion bei. Er sagte: "Der Hauptwanderweg zum Brocken gleicht schon jetzt einem Rummelplatz."

Parkleiter Pusch informierte auch über den ersten gemeinsamen Wegeplan für die vor fünf Jahren fusionierten Nationalparke im Ost- und Westharz. Dieser Plan sei seit 2007 vorbereitet sowie lange diskutiert worden und soll nun bis 2020 schrittweise umgesetzt werden. Insgesamt gebe es im Harzer Schutzgebiet länderübergreifend 471 Wege unterschiedlicher Kategorien mit einer Gesamtlänge von 814 Kilometern. Geplant sei, so Pusch weiter, dieses gesamte Wegenetz um acht Prozent zurückzubauen.

Sogenannte "Pfade", die grundsätzlich nicht befahrbar seien, gelten bei Wanderern als besonders beliebt und sollen, entgegen dem Trend, künftig erweitert werden. Die "Waldwege" hingegen und vor allem die "Forststraßen" werden reduziert. Pusch begründete das damit, dass in einigen Bereichen kein Holz mehr einschlagen werde und somit auf Transportwege verzichtet werden könne.

Ein weiteres Thema war die Einrichtung und dauerhaften Unterhaltung der Langlauf-Loipen in den Hochlagen. Hier hätte man anfänglich große Probleme gehabt. Unterdessen seien auch in der Nationalparkverwaltung die Vorteile erkannt. Pusch: Mit guter Loipenpflege würden Sportler zu ihrem Recht kommen, auch würden die touristischen Angebote und der Naturschutzgedanke gefördert werden. Der Parkleiter: "Störempfindliche Bereiche werden ausgespart."