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  7. Front gegen eine Broschüre, Ausschuss räumt Fehler ein

Werbeheft der Stadt Oberharz künftig auch Ortsratssache Front gegen eine Broschüre, Ausschuss räumt Fehler ein

25.02.2011, 04:33

Der Wirtschafts- und Tourismusausschuss Oberharz stellt gerade die Weichen für die weitere Arbeit - und wird mit massiver Kritik an der neuen Image-Broschüre konfrontiert: Vernichtende Kritik kommt aus Benneckenstein. Künftig soll die Broschüre nun vor dem Druck in den zehn Ortsräten abgesprochen werden.

Benneckenstein (bfa). Teils kopfschüttelnd, teils wütend stapften knapp 20 Bürger mitten in der Einwohnerfragestunde am Mittwochabend aus dem Saal. Noch von der Treppe war ihr lautes Debattieren zu hören, bevor es langsam verklang. Was war passiert?

Seit dem Erscheinen schon hatten Benneckensteins Vermieter vielfach mit der neuen Image-Broschüre ein Problem (wir berichteten). Mittwoch-abend in der Tagung des Wirtschafts- und Tourismusausschusses brach sich der Unmut dann Bahn:

"Zu dunkel, einfallslos und Friedhofsstimmung verbreitend", fällte Barbara Becker ein vernichtendes Urteil über die Bilder. "Ich war entsetzt, als ich das sah", so Frau Becker. "Und was soll das blöde Foto vom Rappenberg? Auf diese Bilder hin kommt kein Gast nach Benneckenstein", sagte Skiverleihchef und Crossgolfexperte Rainer Just.

Annetraut Müller, Chefin des Heimatvereins, hätte lieber den Brocken auf dem Titel gesehen, weil sich die Stadt doch gerade durch den Berg von den Oberharz-Nachbarn abhebe. Zu sehen aber sei ein Tal - und das mit der Zeile "Oben im Harz", argumentierte sie. Außerdem sei Benneckenstein auch nicht als höchstgelegener Ortsteil der Stadt gewürdigt worden, die Broschüre "irgendwie tourismusschädlich".

Dabei seien gute Fotos von Benneckenstein verfügbar gewesen, warf Birgit Wedler ein. Ihr Mann Bernhard hatte die Kritik eröffnet und das Ausbleiben einer Vermieterversammlung moniert, die es früher gab. Ortschronist und Journalist Jürgen Kohlrausch beklagte, dass kein Text zum Korrekturlesen vorgelegt wurde, um Schnitzer im Text zu vermeiden: "Kein guter Anfang in der gemeinsamen Stadt!"

"So kann man die Bürger nicht gehen lassen"

Ausschussvorsitzender Heiko Kaschel, der an der Erarbeitung der Image-Broschüre nicht beteiligt war, zeigte sich überrascht von dieser Front. Er kündigte mehrfach an, dass die Kritik verstanden sei und künftig besser zusammengearbeitet werden soll.

Bürgermeister Andreas Flügel und Tourismusbetriebschefin Cathleen Hensel verteidig-ten die Bildauswahl als professionellen Blick von außen, räumten aber auch ein, dass unter Zeitdruck gearbeitet worden sei. Generell werde das Heft mit dem Zapfenlogo gut angenommen. Eine große Vermieterversammlung sei gerade vermieden worden, sagte Cathleen Hensel, weil kleinere Runden effektiver seien. Einladungen dazu habe es gegeben, seien oft nicht genutzt worden. Aber die Bildauswahl sei kein Dogma und veränderbar.

"Sie werden sehen, wie schnell wir neue Hefte brauchen, dann werden Änderungen eingearbeitet", sagte Kaschel zu. Den Unmut der Bürger dämpfte das wenig. Sie gingen trotz Einladung, sich die Tagung zum wichtigen Thema Tourismus doch anzuhören.

"Ich denke, so kann man die Bürger nicht gehen lassen, die Kritik ist berechtigt", sagte Peter Anders, sachkundiger Einwohner, nach dem Auszug der meisten Einwohner. "Die Bereitschaft, mitzuarbeiten ist da, sie sollte genutzt werden."

"Die Kritik der Bürger ist okay", sagte auch Ausschussmitglied Carsten Brett, und: "Gastgeberverzeichnis sowie Image-Broschüre sind Ortssache, sie gehören in den Ortsrat!" Der Hinweis fand Zustimmung. Gute Idee, fasste Heiko Kaschel zusammen, der Inhalt der Broschüren soll künftig durch die Ortsräte "abgesegnet" werden, die sich mit den jeweiligen Vermietern verständigen sollten.Meinung