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6. Tag der offenen Töpferei / Keramikerin Susanne Marquart: "Ein anderer Job? Nein danke"

Von Michael Pieper 14.03.2011, 04:38

Dana Grundmann und Susanne Marquart öffneten am Wochenende Tür und Tor der Alten Schmiede in Schierke. Am Kirchberg stellten die Keramikerinnen den Besuchern ihre Leidenschaft vor, die beide seit 20 Jahren beruflich ausüben.

Schierke. Natürlich würde man mit dem Töpfern nicht reich werden, aber "einen anderen Beruf möchte ich nicht machen müssen" sagt Susanne Marquart. 24 Jahre ist es jetzt her, dass sich die Hallenserin gemeinsam mit Freundin Dana Grundmann aus Schierke für die Töpferei entschieden hat. Bereut haben beide ihre Entscheidung bis heute nicht.

Kräuterhexen mit Händen geformt

Ihre Lehrzeit verbringen die Freundinnen in Naumburg. In der VEB Holz und Kultur bekommen sie ihr Rüstzeug, lernen alles über die verschiedenen Tonarten, Techniken und Färbmöglichkeiten. Dana Grundmann zieht es danach zurück in den Harz. Nach Anstellungen in der Werkstatt von Uwe Schellbach in Blankenburg und bei Klaus Lindner in Börnecke, eröffnet sie 1997 ihr eigenes Atelier in der Alten Schmiede in Schierke.

Susanne Marquarts Weg führt sie ebenfalls wieder zurück in die Heimat. Heute arbeitet sie als Erzieherin in einem Waldorf-Kindergarten in Halle. "Natürlich gehört die Keramik-Werkstatt dort zu meinem Aufgabenbereich." Nach Feierabend lässt sie das Handwerk nicht los – im heimischen Keller formt sie Kräuterhexen und Trolle aus Ton.

Zum 6. Tag der offenen Töpferei in Deutschland hat das Duo am Wochenende in der Alten Schmiede gezeigt, wie aus einem unscheinbaren Tonklumpen mit den eigenen Händen Kunst entsteht. Karin Wiese und Martina Liebetruth aus Benneckenstein sind begeistert. Während Dana Grundmann die Töpferscheibe rotieren lässt und eine Vase hochdreht, schauen die Besucher der Handwerkerin über die Schulter. "Erstaunlich, wie schnell die Form fertig ist", sagt Karin Wiese. Dana Grundmann erklärt: "Den Körper zu formen, ist der erste und schnellste Arbeitsschritt." Danach verziert die Keramikerin die Vase, mit einem Spatel zieht sie ein Muster in den weichen Ton. "Jetzt muss der Körper einen Tag lang trocknen und aushärten." Danach wird er gebrannt. Bei 1230 Grad Celsius backen die Tassen, Teller und Seifenschalen für neun Stunden im Ofen.

Alte Schmiede zum Museumsfrühling offen

"Dana hat sich auf Drehkeramik spezialisiert und fertigt vor allem Gebrauchsgegenstände", sagt Susanne Marquart. Ihr Spezialgebiet ist die Aufbaukeramik. "Dazu brauche ich keine Töpferscheibe, sondern forme die Körper mit den Händen zurecht." Kräuterhexen als Teelicht-Halter oder Blumentöpfe gehören zu ihren Lieblingsmotiven.

Die Gäste aus Benneckenstein sind fasziniert von dem alten Handwerk, das in der Schierker Schmiede weiterlebt. Selbst zu Ton und Töpferscheibe greifen wollen sie am Sonnabendnachmittag aber doch nicht. "Vielleicht mal an einem anderen Tag", sagt eine Besucherin, die sich in der Schmiede umsieht. Für Interessierte bietet Dana Grundmann Kurse an. "Je nach Bedarf", erklärt die Schierkerin.

Wer das Töpfer-Duo am Wochenende verpasst hat, kann die Keramikerinnen zum 9. Museumsfrühling am Sonntag, 27. März, von 10 bis 17 Uhr in der Alten Schmiede am Kirchberg 1b besuchen. "Vielleicht traut sich dann jemand an die Töpferscheibe", lädt Dana Grundmann herzlich ein.