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" Neue Fassaden – Alte Geschichten ", Teil 3 Nach Stadtbrand 1528 erbaut – ein typisches Handwerkerhaus

Von Andreas Fischer 21.04.2010, 04:49

In der Serie " Neue Fassaden – Alte Geschichten " stellt die Harzer Volksstimme die Historie interessanter Häuser in Wernigerode vor. Mit diesem Thema haben sich auch Heimatforscher wie Dr. Uwe Lagatz und Mitarbeiter der Oskar Kämmer Schule, unterstützt von der Kommunalen Beschäftigungs-Agentur, befasst. Ihre Erforschung der Stadtgeschichte fließt in die Beschreibungen mit ein. Der historische Rundgang wird auf der Breiten Straße fortgesetzt.

Wernigerode. Schuhmachermeister Heinrich Behrends war ab 1905 Besitzer des Hauses Breite Straße 62, das in die Stadtgeschichte auch als Haus Behrends eingegangen ist.

Für die Zeit bis 1925 lässt sich dieses Haus in seinem Besitz nachweisen. Von Heinrich Behrends übernahm es dessen Sohn, der allerdings das Gewerbe des Vaters nicht fortsetzte. Bis zum Umbau des Hauses, der von 1971 bis 1973 erfolgte, befand sich die Haustür in der Mitte des Hauses, links davon ein größeres Schaufenster. Rechts gab es einst ein erkerförmiges ausladendes Fenster. Während der umfangreichen Restaurierung die von der einstigen Produktionsgenossenschaft des Handwerks ( PGH ) " Thomas Hilleborch " zum Auftakt der Innenstadtsanierung vorgenommen wurde, kam es vor allem im Erdgeschoss zu grundlegendenVeränderungen. Dabei verschwand auch das Schaufenster.

An diesen Umbauarbeiten war von Anfang an Wolfgang Köhler beteiligt, denn er wollte für sich und seine Familie ein schönes Zuhause schaffen. Er war seinerzeit Maurer in der Handwerkergenossenschaft.

1973 feierte er Einzug. " Wir errichteten hier Werkswohnungen ", erinnert sich der Maurer. Nach der Insolvenz des Unternehmens sattelte er beruflich um und wurde Fernfahrer. Er holte viele Jahre unter anderem bayrisches Bier nach Wernigerode. Nun ist er Rentner.

Seit 1995 gehört dieses typische Handwerkerhaus aus dem Ende des 16. Jahrhunderts der Familie Köhler, die es 1996 renovierte und selbst hier wohnt. Passanten vermuten wahrscheinlich nicht, dass sich hinter dem relativ kleinen Haus ein großer Garten mit einem schmucken Gartenhäuschen befinden, ein herrlicher Schlossblick inklusive. Das Grundstück ist rund 700 Quadratmeter groß.

Das Haus wurde nach dem Stadtbrand von 1528 errichtet, wobei vom Ursprung während der Restaurierungsarbeiten nicht mehr viel übrig geblieben ist. " Man konnte damals innen vom Erdgeschoss bis zum Dach blicken. Vieles war vom Schwamm zerstört ", erinnert sich Wolfgang Köhler. Und was macht das Haus so betrachtenswert ? Die Brüstungsfelder sind durchgehend mit Bohlen ausgefacht, so dass genügend Platz für die Gestaltung mit Palmetten bleibt, die sich im ersten Geschoss auch über die Ständer hinziehen. Im zweiten Geschoss sind die Ständer schmucklos und die Palmetten befinden sich ausschließlich in den Brüstungsfeldern. In der oberen Etage deutet das mittlere Gefach auf einen früheren Kefferbalken hin, der zum Heraufziehen von Lasten gebraucht wurde.