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Wernigerodes Kripochef warnt vor dubiosen Glücksspielen 99, 9 Prozent der Gewinne sind garantiert Betrug

Von Ingmar Mehlhose 12.03.2010, 05:53

Dubiose Gewinnspiele sind zwar kein Novum. Allerdings hat sich die Masche der Abzocker gewandelt, warnt Wernigerodes Kripochef Andreas Haberlag. Dabei ist der Schutz gegen solche Betrüger relativ simpel.

Wernigerode. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann hat es kürzlich bei der Präsentation der Kriminalstatistik für 2009 festgestellt : Betrugsdelikte sind deutlich angestiegen ( wir berichteten ). " Das ist auch bei uns der Trend ", sagt Andreas Haberlag.

Wernigerodes Chefermittler : " Dabei gibt es einfache Vorkehrungen, um sich dagegen zu schützen. " Tatsache bleibt aber auch, so der Erste Kriminalhauptkommissar : " Ganz gefeit davor ist keiner. Dafür sind die Fallen viel zu raffiniert. "

Die Masche mit dem angeblichen Eurosegen bei der Teilnahme an Gewinnspielen hat nämlich noch längst nicht ausgedient. Nur die Vorgehensweise ist anders geworden. Haberlag : " Früher kam Post mit der Verheißung, Sie haben gewonnen. " Der so großzügig Bedachte müsse nur zurückrufen, um sich sein Geld zu sichern. Der Kriminalist : " Das hat sich nicht bewährt und ist deshalb als Modell ausgelaufen. "

Heutzutage versenden Firmen mit wohlklingenden Namen Glückwünsche an die meist älteren Opfer. Bedingung :

" Bitte überweisen Sie Ihren Jahresbeitrag in Höhe von 59, 79 Euro. " Andreas Haberlag : " Die Summe ist nicht dumm gewählt. " Gerade Leute, die sich regelmäßig an Preisrätseln beteiligen, sagen sich : " 59, 79 Euro, was ist das schon ?" Der Hauptkommissar : " Aber wenn nur ein Prozent reagiert, dann haben die Betrüger ihr Ziel erreicht. " Deren Gewinn steigt relativ schnell in einen fünfstelligen Bereich. Damit das Ganze auch funktioniert, wird noch vorsorglich mit einem Inkassobüro gedroht.

" Wer solche Post erhält, sollte einen halben Tag abwarten und dann Widerspruch einlegen ", empfiehlt Haberlag. Denn 99, 9 Prozent sind garantiert fingiert. In der Zwischenzeit ist es hilfreich, bei der Polizei Anzeige wegen Betrugs zu erstatten. Der Beamte : " Der Betreffende erhält eine Tagebuchnummer. Die kann er dann gleich mit angeben. "

Zudem sammelt die Verbraucherzentrale Informationen über solche schwarzen Schafe. Andreas Haberlag : " Die wechseln laufend ihre Namen und haben alle die gleiche Adresse in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. " Wer doch darauf hereinfällt, hat im Übrigen nicht nur knapp 60 Euro in den Sand gesetzt. Der Ermittler : " Die Leute hängen in dem Vertrag drin und der läuft meistens 24 Monate. "

Die Nepper, Schlepper, Bauernfänger agieren allerdings keineswegs nur schriftlich, sondern auch am Telefon. Haberlag : " Wir haben uns Mitschnitte angehört. Die reden so schnell, dass sie am Anfang nicht zu verstehen sind. " Sehr deutlich wird es hingegen spätestens dann, wenn Fortunas Helfer " nur noch mal die Kontodaten abgleichen wollen ". Und damit ist es schon passiert.

Zur Vermeidung solcher unliebsamen Überraschung gibt es ebenfalls einfache Verhaltensregeln. Das beginnt bereits bei der Anzeige der Rufnummer. Wird diese unterdrückt, sollte das Gespräch sofort beendet werden. Falls das nicht klappt, ist unbedingter Widerspruch gegen alle Überredungsversuche angebracht. Im Übrigen : " Eine Bank ruft deshalb niemals an !"

Wer dennoch ungewollt die Bankverbindung preisgibt, sollte ebenfalls auf jeden Fall rasch die Polizei einschalten, rät Andreas Haberlag. Wie bei den brieflichen " Glücksboten " gilt nämlich : " Dafür braucht sich niemand zu schämen. " Und : " Das mit der Strafanzeige geht auch schriftlich. "