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Harzer Bergwacht rettet Menschen in Not Goedecke: "Man gerät schnell in Lebensgefahr"

Von Andreas Fischer 15.02.2010, 04:52

Immer wieder unterschätzen Ausflügler die winterlichen Verhältnisse und Unwetterwarnungen im Harz. Dann kommen die Männer der Bergwacht zum Einsatz, um die Menschen zu retten. Eine gefährliche Arbeit, wie die Harzer Volksstimme bei ihrem Besuch erfuhr.

Wernigerode. Die Bergwachtmänner der Bereitschaft Wernigerode waren gerade von einem Einsatz an der Sandbringstraße am großen Winterberg zurück, da wurden sie schon wieder zur Hilfe gerufen. Bergwachtmitglied Erich Goedecke : " Es meldete sich ein junges Paar, das sich beim Aufstieg zum Brocken von Ilsenburg aus verirrt hatte. Beide wussten nicht, wo sie sich befinden und in welche Richtung sie gehen müssten. Zum Glück funktionierte ihr Handy. "

Die Männer der Bergwacht machten sich unverzüglich auf den Weg. " Das war nicht gerade einfach ", berichtete Erich Goedecke, kurz bevor er mit seinem Sohn Christian, Wolfgang Schökel, Klaus-Rainer Sittka und Sven Schuchart vom Quartier beim DRK-Kreisverband an der Lindenallee zu einem neuen Einsatz aufbrach. " Auf dem Hirtenstieg, dem kürzesten Weg zum Einsatzort, stießen wir auf einen Meter hohe Schneeverwehungen. Auch der Weg über den Gelben Bring ins Ilsetal war wegen der Schneewehen nicht zu befahren. "

Der Motorschlitten stand noch in der DRK-Zentrale in Wernigerode. Dieses Spezialgerät für den Einsatz zu holen, hätte wertvolle Zeit gekostet. " Die wir nicht hatten ", so Erich Goedecke. Die Verirrten hatten sich nicht warm genug angezogen. " Das Thermometer zeigte minus 15 Grad, der Wind blies mit etwa 100 Stundenkilometern, die gefühlte Temperatur betrug minus 30 Grad. "

" Schneelage im Harz unterschätzt "

Die Bergwachtmänner fuhren bis zur Scharfensteinstation des Nationalparks. Dort war wieder Telefonkontakt zu den verirrten Wanderern möglich. Mit einem geländegängigen Fahrzeug näherten sich die Männer bis auf 300 Meter. Umgestürzte Bäume verhinderten ein weiteres Vorkommen, so dass sich die Lebensretter zu Fuß bis zu den Wanderern vorkämpften. Die Aktion endete für die jungen Leute mit totaler Erschöpfung und starker Unterkühlung im Harzklinikum Wernigerode.

Kaum war dieser Einsatz ausgewertet, mussten erneut Menschen aus höchster Not geborgen werden. Zwei Tourengänger hatten sich im Gebiet unterhalb der Zeterklippe verirrt. Einer der beiden war stark erschöpft. Zum Glück bekamen die vier Kameraden, die mit dem Geländewagen und Motorschlitten ausrückten, über Handy Kontakt. Die Einsatzleitung entschied, mit zwei Gruppen vorzurücken. Der erste Trupp kam mit dem Geländewagen bis kurz hinter die Plessenburg, musste dann wegen zu hohen Schnees aufgeben. Der zweiten Gruppe, die mit dem Motorschlitten unterwegs war, machten Schneeverwehungen zu schaffen. Nun wurde versucht, zu Fuß mit Schneeschuhen weiterzukommen. Dies misslang wegen umgestürzter Bäume. Schließlich entschieden sich die Helfer für den steilen Alexanderstieg, der von der Plessenburgchaussee aus in Richtung Weiße Steine und zur Sonnenklippe führt. So gelang die Rettung : Beide Wanderer konnten geschwächt, aber sonst gesund, gegen 3 Uhr nachts ins Tal gebracht werden.

Erich Goedecke resümiert : " Die Ausrüstung der beiden war nicht schlecht. Sie hatten aber die Schneelage im Harz unterschätzt und Unwetterwarnung nicht beachtet. Die jungen Männer waren bei gutem Wetter aufgebrochen. Am Nachmittag setzte starker Schneefall ein, und es kam Sturm auf. Mit der einsetzenden Dunkelheit, ohne Ortskenntnis, Kompass und genauer Wanderkarte, kommt man schnell in eine Situation, die Lebensgefahr bedeuten kann. Auch im winterlichen Harz. "