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HSB-Chefeisenbahner Jörg Bauer zur Serie von Waldbränden im Nationalpark Keine Spekulationen, auch keinen völligen Brandschutz

Von Tom Koch und Michael Pieper 31.07.2010, 05:43

Die jüngste Serie von Waldbränden unterhalb des Brockens beobachtet die Nationalparkverwaltung mit Sorge. Das Feuer hat fünfmal entlang der Gleise der Harzer Schmalspurbahn im Naturschutzgebiet gewütet. Im Volksstimme-Gespräch betonte HSB-Chefeisenbahner Jörg Bauer, die kommunale Bahn werde sich an Spekulationen zur Brandursache nicht beteiligen. Er erklärte zugleich, einen 100-prozentigen Brandschutz könne es nicht geben.

Wernigerode. Was hat die Brände im Nationalpark ausgelöst? Allein im Juli hat es fünfmal entlang der Bahngleise gebrannt, daher fragte die Volksstimme bei Jörg Bauer nach. Der Chefeisenbahner der Harzer Schmalspurbahnen räumte ein: "Die HSB kann eine Brandgefahr nicht zu 100 Prozent ausschließen". Seine Erklärung, sowohl technische Defekte als auch menschliche Fehler können die Ursache der Waldbrände sein; ebenso Blitzschlag, Zigarettenkippen, zerschlagene Glasflaschen … "Es gibt so viele Möglichkeiten, darum werden wir uns als HSB an keinerlei Spekulationen beteiligen."

"Heiße Asche entleeren, das wäre grob fahrlässig"

Jörg Bauer informierte, dass vor jeder Fahrt die Brandschutzvorkehrungen, die Funkenschutzeinrichtungen an den Dampflokomotiven, kontrolliert würden. Hinzu komme, dass aller 30 Tage jede Lok in der Werkstatt überprüft werde. Vermutungen, HSB-Eisenbahner würden während der Brockenfahrt den Aschekasten leeren, um die Leistung der Dampfrösser bergan zu steigern, widersprach der Oberste Betriebsleiter: "Das wäre grob fahrlässig und ist unserem Personal ausdrücklich untersagt." Diese heiße Asche enthaltenden Behälter dürften nur auf Bahnhöfen geleert werden, da es dort Möglichkeiten zum Löschen gebe, so Bauer.

Ein anonym bleiben wollender Diplom-Ingenieur für Eisenbahntechnik hatte die Volksstimme darauf hingewiesen, eine größere Zufuhr von Verbrennungsluft – vergleichbar mit einem Grill – steigere die Leistung der Lok. Das sei speziell oberhalb Schierkes auf dem steilen Streckenabschnitt erforderlich, auch um den Fahrplan einhalten zu können.

Doch auch diesem Vorwurf widersprach Bauer: Die Fahrzeiten seien mit einer fünfprozentigen Zeittoleranz kalkuliert, selbst wenn die Lok nur mit Tempo 26 führe (die Höchstgeschwindigkeit bergan betrage 30 Kilometer/Stunde), käme der Zug pünktlich an.

Den Vorschlag, in langen Hitzeperioden mit Dieselloks in den Nationalpark zu fahren, lehnt die Bahn rundweg ab. Zum einen werde den Kunden ein "Dampfeisenbahn-Erlebnis versprochen" und "Emotionen verkauft", zum anderen bedeutete dies indirekt, dass die HSB selbst eine Brandgefahr durch ihre Dampflokomotiven nicht ausschließen könne.

Dass Brandschutzstreifen entlang der Gleise aus Sicherheitsgründen zwar wünschenswert, aber wegen des Nationalparks wenig praktikabel seien, schätzte Jörg Bauer ein. Ein solcher Streifen müsste, um wirkungsvoll zu sein, links und rechts der Bahntrasse insgesamt 20 Meter breit sein. "Damit würden wir Natur auf 18,6 Kilometern Länge wegnehmen. Ich weiß nicht, ob das richtig ist und überall Zustimmung finden würde."

Die HSB selbst, so der Chefbahner, habe die eigene Vorsorge bereits verstärkt. Müssten Bäume wegen der Zugdurchfahrten beschnitten werden, bleibe das Holz nicht mehr an den Gleisen zurück.

Verwundert zeigte sich Bauer über die Erklärung von Nationalparksprecher Friedhart Knolle, wonach Ranger bereits glühende Kohlestücke auf den Gleisen gesehen und entstehende Feuer selbst gelöscht hätten: "Von solchen Glutstücken ist uns nichts bekannt. Wir als HSB wären froh, wenn uns die Ranger darüber sofort informieren könnten."

"Niemand von uns hat Rangern mit Klage gedroht"

Entschieden wies der Bahnmanager immer wieder laut werdende Kritik an seinem Unternehmen zurück, wonach Nationalpark-Mitarbeitern eine Verleumdungsklage angedroht worden sein soll, sollten sie öffentlich behaupten, dass die Harzer Schmalspurbahn für die Waldbrände im Schutzgebiet verantwortlich sei. Bauer: "Für die HSB kann ich das definitiv ausschließen. Niemand von uns hat Rangern mit einer Klage gedroht."

Im Gegenteil, der Eisenbahner betonte im Volksstimme-Gespräch gleich mehrfach das gute, intensive und kooperative Miteinander mit der Nationalparkverwaltung. Es gäbe praktisch keine Woche, in der man nicht wegen verschiedenster Dinge im Kontakt sei. Auch nach der jüngsten Waldbrandserie habe es ein sehr intensives Gespräch mit der Verwaltung gegeben. Die Übereinkunft von gemeinsamen Streckenbegehungen wie bereits im heißen 1998er-Sommer sei nur ein Ergebnis des Treffens gewesen.

Ausdrücklich, so betonte Jörg Bauer, wolle er sich bei allen Feuerwehrleuten, bei den Mitarbeitern von HSB und Nationalpark für ihren Einsatz bedanken. Der Eisenbahner zur Waldbrandserie: "Das ist für uns alle eine unbefriedigende Situation."(siehe auch Sachsen-Anhalt-Seite!)