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Gebäudegesellschaft plant in der Burgbreite ein besonderes Bauvorhaben Eine kunterbunte Platte mit weniger Hunger auf Energie

Von Tom Koch 01.12.2009, 04:52

Für 4, 3 Millionen Euro entsteht in der Burgbreite ein ganz besonderer Wohnblock : Nicht nur sein künftig geringerer Energiebedarf oder das Plus an Balkonen machen das Projekt der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft zu etwas Außergewöhnlichem. Auch das Äußere : Wernigerodes Kunstpreisträger Otmar Alt zeichnet für den Gestaltungsentwurf für diese " Platte " verantwortlich.

Wernigerode. " Otmar Alt bringt Farbe in seine Geburtsstadt " titelte die Volksstimme fast auf den Tag genau vor fünf Jahren. Damals wurde so die Ankündigung seiner Ausstellung im Kunst- und Kulturverein überschrieben. Was seinerzeit wohl noch niemand ahnte : Jetzt wird ‘ s richtig bunt. Alt, der 2005 mit dem Wernigeröder Kunstpreis geehrt worden ist, hat das Gestaltungskonzept für einen Plattenbau im Wohngebiet Burgbreite entworfen.

Am 16. Dezember, so Kirsten Fichtner, wird der feierliche Auftakt für ein besonderes Projekt vollzogen. Wie die Geschäftsführerin der Gebäudeund Wohnungsbaugesellschaft ( GWW ) im Volksstimme-Gespräch ankündigte, solle bis zum September 2011 ein in mehrerer Sicht bedeutsames Bauvorhaben beendet werden.

Otmar Alt bringt Farbe in seine Geburtsstadt

Desolate Balkonverkleidungen, " leere ", weil gardinenlose Fenster und mächtige Aufkleber quer über alle Briefkasten-Schlitze sprechen eine deutliche Sprache : " Hier wohnt niemand mehr !" Die 50 Vier-Zimmer-Wohnungen

Am Kastanienwäldchen 2 bis 10 sind leer. Manche wurden bereits vor Monaten von ihren Mietern verlassen, andere Bewohner hat die GWW-Chefin persönlich aufgesucht, um ihnen einen Umzug irgendwie " schmackhaft " zu machen …

Jetzt herrscht Baufreiheit, die Pläne sind genehmigt, und Fichtner ist stolz auf ein Vorhaben, das sie " einen Leuchtturm für unsere Gesellschaft " nennt. Die 1975 gebaute Platte soll zu einem Niedrigenergiehaus umgebaut werden. Und die Latte dafür hängt äußerst hoch : Unter der Bezeichnung KfW 70 verbirgt sich, das Neubauniveau ( KfW 100 ) um 30 Prozent zu unterschreiten. Mit Hilfe von verbesserter Dämmung und einer effizienteren Heizung soll ein solches " KfW-Effizienzhaus 70 " also fast ein Drittel weniger Wärmeenergie benötigen als ein Gebäudeneubau nach der aktuellen Energieeinsparverordnung. Lohn dieser Aufwendungen ist, dass die staatliche KfW-Bank dafür günstige Kreditkonditionen gewährt und zudem ein Investitionszuschuss gewährt wird. Da die Kreditbedingungen für zehn Jahre längst ausgehandelt sind, kann Kirsten Fichtner bereits vor dem Umbaubeginn den Mietpreis nennen : 5, 50 Euro pro Quadratmeter ( kalt ).

Die Idee für das Projekt kam der GWW-Chefin, als sie von einem Umbau solcher Wohngebäude in Berlin erfahren hatte. Selbst DDR-Plattenbauten können demnach moderne Umweltstandards ereichen, davon überzeugte sich der Aufsichtsrat im Friedrichshain. Eine von Fernwärme gespeiste Heizungsanlage mit kontrollierter Zuund Abluft für die Wohnungen wird aus dieser Luft auch Wärme zurückgewinnen, das helfe, Heizkosten zu senken, ist sich die Bauherrin sicher.

Dieses Projekt ist keine Lösung für alle Wohnblöcke

Mit dem Umbau werden aus 50 großen 74 kleinere Wohnungen mit einem bzw. zwei Zimmern. Der Clou dabei : Dennoch verfügen alle Wohnungen über einen eigenen Balkon. Da die Menschen auch in Wernigerode immer älter werden, gehört der Neubau eines Aufzuges für diesen Block ebenso zum Bauprojekt. Kirsten Fichtner räumt ein, das Projekt sei mit 4, 3 Millionen Euro gewiss teuer und deshalb keine Patentlösung für alle GWW-Plattenbauten.

Dennoch wolle ihre Gesellschaft dort in der Burgbreite bewusst ein Zeichen setzen. Dazu gehöre die Fassadengestaltung dieses Beinahe-Neubaus, für die der internationale Künstler Otmar Alt gewonnen werden konnte, der Wernigerode seinen Kunstschlecker geschenkt hat. Wie gesagt : Alt bringt Farbe ins Spiel.