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Organisatoren ziehen Bilanz der 14. Wernigeröder Schlossfestspiele Irre Konzerte, minutenlanger Beifall und Hexe als Höhepunkt

Von Ivonne Sielaff 10.10.2009, 07:26

3320 Besucher – so die Bilanz

14. Wernigeröder Schlosstspiele. Eine gute Saison für Orchesterchef Christian Fitzner und " Schlossherr " Christian Juranek, die im Volksstimme-Gespräch die Festspiele ausgewertet und einen Ausblick aufs neue Jahr gewagt haben.

Wernigerode. " Eine gute Saison, wir können sehr zufrieden sein " fasst Christian Fitzner die 14. Wernigeröder Schlossfestspiele zusammen. " Ausstattung, Wetter, Resonanz – alles war gut. " Die Erleichterung ist dem Leiter des Philharmonischen Kammerorchesters deutlich anzumerken, der eher mäßige Erfolg der Festspielsaison 2008 ist noch immer allgegenwärtig. Auch Christian Juranek, Chef der Schloß Wernigerode GmbH, zieht ein positives Fazit : " Die Stimmung war super – ganz im Gegensatz zum letzten Jahr. Alle Opernaufführungen von ‚ Così fan tutte ‘ waren ausverkauft. Die Zuschauer haben zum Ende minutenlang applaudiert. "

Insgesamt 3320 Besucher wurden bei den 14. Schlossfestspielen registriert – das heißt bei sechs Vorstellungen der Oper, dazu Matinee und Generalprobe, dreimal die Kinderoper " Hänsel und Gretel " sowie die " First Night " und die " Last Night ". " Das sind fast genauso viele Gäste wie 2008 ", so Fitzner, " doch da hatten wir doppelt so viele Veranstaltungen. "

Das immense Aufblähen der Festspiele, das Zu-Hoch-Hinaus-Wollen seien die Fehler im vergangenen Jahr gewesen. " Wir haben immer versucht, mit den verschiedenen Veranstaltungsbausteinen zu spielen, jedes Jahr etwas anderes, etwas Neues anzubieten ", sagt der Orchesterchef. Ob das immer bei den Zuschauern ankomme, sei eine andere Frage.

Regelrecht begeistert sei das Publikum diesmal jedoch bei der " First Night " gewesen, obwohl das traditionelle Eröffnungskonzert wegen Regens kurzfristig vom Schlossinnenhof ins KiK verlegt werden musste. " Ein irres Konzert ", erinnert sich Christian Juranek. " Stimmungsmäßig eines der besten überhaupt. " Ganz anders als die " Last Night ", die im " Ausweichquartier " Marstall stattfand. " Wir haben oben auf dem Schloss angefangen ", so Fitzner, " mussten dann aber unterbrechen, weil es nicht aufhörte zu regnen. " Das Abbauen habe viel Zeit gekostet. " Als wir dann unten im Marstall weiterspielten, war die Stimmung dahin. Schade für den Abschluss der Schlossfestspiele. " Ansonsten sei das Wetter prima gewesen, so dass zumindest die Opern fast immer im romantischen Schlosshof aufgeführt werden konnten. " Und auch die Kinderoper war ein Renner ", so Schloss-Chef Juranek. " Eine schmissige Inszenierung, die völlig zu Unrecht hinter der Oper anstand. Und die Hexe ( Calixta Biron von Curland ) war der absolute Höhepunkt. "

Fünfstelliges Defi zit

Und wie war die Zusammenarbeit mit Opern-Regisseur Christian Fuchs ? " Gut ", antwortet Christian Fitzner knapp und ergänzt dann : " Ohne Reibung funktioniert keine Zusammenarbeit. Das gehört zum Metier. " Immerhin scheint die Kooperation Fitzner / Fuchs fruchtbar gewesen zu sein, denn der Orchesterchef hätte den Regisseur auch bei den nächsten Schlossfestspielen gern wieder mit im Boot.

Apropos 2010. Gibt es schon konkrete Pläne für die Oper im kommenden Jahr ? Eine schwierige Frage für Christian Fitzner. " Das hängt alles vom Geld ab. In diesem Jahr hatten wir unterm Strich ein Defi zit im knapp fünfstelligen Bereich – trotz der guten Besucherzahlen. " Zudem stehe die defi nitive Förderzusage vom Land für die nächsten drei Jahre noch aus. " Vielleicht der ‚ Rigoletto ‘ von Verdi, den Christian Fuchs wahnsinnig gern inszenieren würde. " Obwohl er dabei wegen der großen Besetzung und der drei anspruchsvollen Solopartien Bauchschmerzen habe. " Vielleicht auch ‚ La Cenerentola ‘ von Rossini. Oder ein drittes Stück, das wir noch nicht auf dem Tisch haben. " Darüber müsse er noch ein paar Nächte schlafen. Sein Orchester hätte sicherlich " eine Riesenlust " auf " Rigoletto ". Und das Publikum auch. " Vielleicht wagen wir es, mal schauen. Man darf schließlich den Mut nicht verlieren. Sonst wird man alt. "