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Neuer Busstopp in Stiege erhöht Kosten und erzürnt Bürger Seniorenwut und Schildbürgerstreich in Stiege

Von Burkhard Falkner 11.08.2009, 07:02

Lange war sie gefordert und verhandelt worden, die Buslinie mit Stopp am Stieger Denkmal. Seit 2. August fährt sie nun – und sorgt für Wut und Gelächter. Denn jeder muss erstmal nach Allrode fahren, um vom Oberdorf ins Unterdorf zu gelangen.

Stiege. " Die Freude war riesengroß, als wir erfuhren, dass Stiege eine neue Bushaltestelle bekommt ", schreibt Leser Gerald Zerling aus Stiege. Seine Freude galt der Einrichtung der seit einem Jahr geforderten Verbindung, mit der Leute von der Haltestelle am Denkmal im Stieger Oberdorf zum Haltepunkt am " Burgstieg " unten nahe See / B 242 fahren können. Doch die Freude war sowohl bei Leser Zerling, aber auch bei Elisabeth Klapproth und vielen anderen jäh vorbei.

Denn seit dem 2. August ist nun zwar tatsächlich die Busfahrt des knappen Kilometers vom Denkmal zum " Burgstieg " möglich - aber über einen gehörigen Umweg, nämlich über Allrode. Das heißt praktisch : Jemand steigt in Stiege / Denkmal ein, fährt rund 15 Minuten nach Allrode, steigt dort aus und in einen Bus in Richtung Hasselfelde / Wernigerode wieder ein. Der bringt ihn dann wieder zurück nach Stiege, hält nicht am Denkmal, dafür dann aber am " Burgstieg ". Nach rund 35 Minuten Busfahrzeit und 1, 10 Euro mehr hat der Fahrgast sein Ziel erreicht - und eine innerörtliche Strecke von vielleicht zehn Minuten Fußweg " überwunden ".

Elisabeth Klapproth nennt das im Namen etlicher Senioren " Horror ". Andere sagen " Schildbürgerstreich ". Für Gerald Hahne, bei den Harzer Verkehrsbetrieben in Wernigerode für Personenverkehr zuständig, war es von Anfang an keine wirkliche Lösung, die Denkmal-Haltestelle nur in einer Richtung mit dem " Burgstieg " zu verbinden. Aber alle anderen Varianten, so argumentiert er, hätten sich wegen der engen Fahrtzeiten und der vielen Schülerfahrten sowohl in Hasselfelde als auch beim Partnerunternehmen " Q-Bus " als bisher nicht möglich erwiesen. So habe die Harzer Kreisverwaltung als Auftraggeber für den Nahverkehr entschieden, diese Umweg-Variante nun ein halbes Jahr auf Probe zu fahren. " Ich hätte nicht gedacht, dass sie genutzt wird, aber es fahren tatsächlich Leute mit ", gibt Hahne zu. Es sind vor allem ältere Einwohner, die keine andere Wahl haben, um sich den steilen Weg zu sparen. Aber die Senioren sind enttäuscht und zornig.

" Die Kritiken in meiner Bürgermeistersprechstunde häufen sich, auch aus dem Seniorenheim ", berichtet Stieges Bürgermeister Rolf König und protestiert gegen diese " Farce ". Das Ganze sei beim Lokaltermin im März " so nicht vereinbart " worden. " Es ist bürgerfeindlich, eine unsinnige Regelung jetzt auf Probe zu fahren - um dann zu sagen : es fahren zu wenig, die Linie ist nicht nötig ", so König. Er sieht das auch als Affront gegen den Ort Stiege : " Das kleinere Allrode hat drei Haltestellen, Hasselfelde vier, sogar dicht beieinander, da könnte eine wegfallen, um Zeit zu gewinnen, es muss eine Lösung geben !" Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Heute beraten Kreisverwaltung und Busexperten. Aber nicht über mehr Busstopps im Zentrum des 1000-Seelen-Ortes, sondern darüber, dass jenen, die den Riesenumweg fahren, der doppelte Fahrpreis eventuell erlassen wird. Übrigens