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Sorgen um Wernigerodes Schloss Am Baudenkmal bröselt immer stärker das Gemäuer

Von Ingmar Mehlhose 28.07.2009, 07:02

Wernigerodes Schloss erfreut sich unveränderter Beliebtheit. Mit mehr als 200 000 Gästen jährlich ist das historische Wahrzeichen weiter Sachsen-Anhalts meistbesuchtestes Museum. Allerdings bereitet der bauliche Zustand des Gemäuers große Sorgen. Zurzeit gibt es aber keinerlei Fördergeld für dringend nötige Sanierungen.

Wernigerode. " Es besteht dringender Handlungsbedarf, aber es ist nicht so, dass dass Schloss morgen zusammengefallen ist ", betont Dr. Christian Juranek. Der Geschäftsführer blickt dennoch sorgenvoll auf das bröckelnde Gemäuer.

Da wäre zum Beispiel der einstige Eiskeller direkt an der Auffahrt. In sich zusammengerutscht, wurde er zwar notdürftig gesichert. Allerdings nur so weit, damit die Experten den tatsächlichen Umfang der Schäden im Inneren untersuchen können, erläutert Gerlinde Brammer. Für die zuständige Mitarbeiterin im Baudezernat der Wernigeröder Stadtverwaltung und ihren Chef Burkhard Rudo ist das längst nicht der einzige Punkt, an dem akuter Handlungsbedarf besteht. Im Bäckerturm klafft beispielsweise ein tiefer Riss. An einer anderen Stelle hat die Schlossmauer eine große Beule. Gerlinde Brammer : " Ursachen dafür sind der Baugrund und die undichte Straße. " Wasser und Eis sprengen das Mauerwerk. Gefährlich nach außen geneigt hat sich auch der Wasmusturm. Er wurde mit einem riesigen Anker zunächst vor dem Bersten bewahrt.

" Allein können wir das nicht schaffen "

" Die Stadt kann sich nur beschränkt für das Schloss engagieren ", sagt Burkhard Rudo. Das Problem : Bis 2007 wurde das historische Wahrzeichen f - nanziell aus einem Sonderprogramm bedacht. Von dort gibt es seither kein Fördergeld mehr für Sanierungsprojekte, bedauert der Baudezernent. Die Einnahmen der Stiftung " Schloß Wernigerode " sind so gering, ergänzt Gerlinde Brammer, dass damit Vorhaben nur angeschoben werden können. Dabei handelt es sich doch um das wichtigste Museum des Landes Sachsen-Anhalt. Denn mit mehr als 200 000 Gästen jährlich ist es unverändert das meistbesuchte zwischen Arendsee und Zeitz. Dementsprechend schwer wiegt die Verantwortung für den Erhalt des Ensembles. Die Hochbau-Expertin : " Wir können das aber allein nicht schaffen. " Von der Verwaltung des Altkreises Wernigerode, bis April 2007 alleiniger Eigentümer der Immobilie, war der weitere Bedarf mal auf etwa 15 Millionen Euro geschätzt worden. Seither in den Händen der privatrechtlich selbständigen Stiftung, liegt die bauliche Verantwortung bei der Stadt. Dort werden allein die Kosten für Risssanierung inklusive Trockenlegung und Abdichtung der Straße heute auf ungefähr fünf bis sechs Millionen Euro geschätzt.

Doch auch im Inneren des Denkmals ist Eile geboten. Nicht nur bei der Beseitigung des zufällig entdeckten Schwammbefalls im Wohnzimmer des Königs ( wir berichteten ). So stammt die Dampfheizung aus dem Jahre 1913 und kann nur unreguliert im gesamten Gemäuer betrieben werden. Teilschaltungen wie zum Beispiel für die rund 2800 Quadratmeter große Ausstellungsfäche sind laut Christian Juranek nicht möglich.

" Wenn sie mal kaputt geht, haben wir einen Hauptgewinn ", schwant Gerlinde Brammer Böses. Viele Teile der Anlage sind nämlich in der Deckenkonstruktion verborgen. Die Kosten für eine neue Heizung beziffert sie indes auf um die 1, 5 Millionen Euro.

Derzeit wird dazu in der Verwaltung ein neuer Förderantrag vorbereitet, informiert Burkhard Rudo. Immerhin wurde bereits der erste Schritt vollzogen. Die komplette Überarbeitung der 65 Fenster aus dem 17. Jahrhundert zur Wärmedämmung bedeutet einen " tollen Erfolg ", sind sich Baudezernent und Schlossherr einig. Wobei letzterer insgesamt " schon noch mehr Möglichkeiten über den städtebaulichen Denkmalschutz " sieht. Rudo allerdings nicht : " Wir haben jährlich kontinuierlich 60 000 Euro zur Verfügung. " Zehn Prozent davon für das Schloss, denn der Erhalt der Altstadt bleibt die Hauptaufgabe. So eint die Hüter des historischen Kleinods derzeit vor allem die Hoffnung, dass doch noch irgendwo ein Fördertopf angezapft werden kann. Burkhard Rudo lobt in dieser Hinsicht seine Kollegin : " Frau Brammer ist außerordentlich engagiert. "