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Polizeirevier Harz stellt Kriminalstatistik für 2008 vor Motivation und Engagement führt zu hoher Aufklärungsquote

Von Axel Haase 09.03.2009, 05:06

Die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten im Harzkreis ist rückläufg. Hatten die Kripobeamten des Polizeireviers Harz im Jahr 2007 bei angezeigten 18 734 Straftaten zu ermitteln, so waren es im Vorjahr " nur " 16 215 Fälle. 53 Prozent davon wurden aufgeklärt. Der Harzkreis liegt damit im Landestrend. Für Kripo-Chef Guido Sünnemann jedoch kein Grund zur Selbstzufriedenheit.

Halberstadt. Die Statistik spricht für eine engagierte und motivierte Arbeit der Beamten des Revierkriminaldienstes. Doch dessen Leiter, Kriminaloberrat Guido Sünnemann, weiß aus 29 Jahren Polizeiarbeit, dass eine Statistik immer nur die halbe Wahrheit ausweist. " Geklaut wird in Geschäften genau soviel wie früher. Doch die großen Marktketten leisten sich immer weniger Hausdetektive, die Ladendiebstähle aufdecken und anzeigen ", sagt der 44-J ährige zum Hauptschwerpunkt der Kriminalität, dem Diebstahl. 7122 einfache Diebstähle wurden im vergangenen Jahr bekannt, das heißt, angezeigt. Nur eine Anzeige macht eine Tat zur Straftat, bei der die Polizei aktiv werden muss. Einfache und besonders schwere Diebstähle machen fast die Hälfte aller Straftaten aus ( siehe Infokasten ). Die Aufklärungsquote ist in beiden Fällen leicht rückläufg. " Das hängt auch mit der Personalstärke zusammen. Als Kripo-Leiter muss ich täglich entscheiden, wo Prämissen gesetzt und die mir zur Verfügung stehenden Beamten in Ermittlungsgruppen konzentriert werden müssen ", begründet Sünnemann.

So sei bei Diebstahl von und aus Kraftfahrzeugen und von Fahrrädern sowie bei Sachbeschädigungen eine geringere Aufärungsquote zu verzeichnen als bei Gewaltstraftaten. Dennoch ist 2008 die Zahl der angezeigten Sachbeschädigungen gesunken und die Aufklärungsquote gestiegen.

Drastischer Anstieg

bei Sexualstraftaten

Bei Gewaltstraftaten dominieren nach wie vor die Rohheitsdelikte, und hier vor allem die vorsätzlichen Körperverletzungen. Die Aufklärungsquoten sind hoch ( Rohheitsdelikte 88, 4 Prozent, Körperverletzungen 89, 9 Prozent ). " Das hängt auch damit zusammen, dass solche schweren Straftaten oft Beziehungstaten sind, bei denen sich der Täter gleich mitliefert. Das erleichtert unsere Arbeit natürlich ", weiß Sünnemann und fügt ein vergleichbares Beispiel an : " Der Geburtenknick führt jetzt zu immer weniger Jugendlichen. Die Zahl der jugendtypischen Straftaten sinkt logischerweise. "

Mord und Mordversuch sind nach wie vor seltene Straftaten, auch wenn im vergangenen Jahr in vier Mordfällen ermittelt wurde, zwei mehr als 2007. Allerdings – und hier gilt wieder die Eingangsbemerkung zur Statistik – handelt es sich in zwei Fällen um Morde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, die bislang erfolglos blieben. Ein versuchter Mord in Quedlinburg und die Tötung eines Babys aus dem Jahr 2007 wurden aufgeklärt.

Dramatisch gestiegen ist die Zahl der Sexualstraftaten von 75 ( 2007 ) auf 130 im vergangenen Jahr. Darunten fallen 25 Vergewaltigungen und 35 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Der Kindesmissbrauch stieg um 13 Fälle an. Bei beiden Delikten lag die Aufklärungsquote bei über 90 Prozent.

Kriminaloberrat Sünnemann weiß, dass die Rauschgiftszene nicht in den Griff zu bekommen ist. " Auch wenn die Zahl der Delikte von 395 auf 355 gesunken ist und wir bei 334 aufgeklärten Fällen 304 Tatverdächtige ermitteln konnten. Was uns bleibt, ist der engagierte Kampf gegen die Dealer, von denen wir 44 dingfest machen konnten ", so Sünnemann.

Der Kripochef des Harzkreises will weder ein gespanntes Verhältnis zur Halberstädter Staatsanwaltschaft noch Motivationsmängel von Polizeibeamten aufgrund falscher Strukturen in Sachsen-Anhalt bestätigen. " Was in den Medien in den vergangenen Monaten darüber berichtet wurde, trifft auf uns nicht zu. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft funktioniert gut. Und bezüglich Motivation verweise ich auf den Kriminaldauerdienst, der im April 2008 im Polizei revier Harz eingeführt wurde. 24 Stunden am Tag halten sich besonders spezialisierte Kriminalbeamte bereit, um bei Bedarf sofort Spuren am Tatort zu sichern, Zeugen zu befragen und Tatverdächtige dingfest zu machen. Somit gewährleisten wir einen lückenlosen Weg von Tat, Ermittlung, Anklage bis zur Verurteilung von Straftätern. "

f Die Zahl der Straftaten ging von 18 734 ( 2007 ) auf 16 215 ( minus 13, 4 Prozent ) zurück, davon entf elen 3665 Straftaten auf Wernigerode, 798 Blankenburg, 3480 Quedlinburg, 1526 Thale und 6746 Altkreis Halberstadt. f 6942 Straftaten pro 100 000 Einwohner wurden im Harzkreis registriert. f Die Aufklärungsquote ( AQ ) beträgt 53 Prozent.

f Straftatbestände :

Diebstahl : 7122 Fälle, AQ : 29, 1 Prozent. Einfacher Diebstahl ( 3168 Fälle ) und Diebstahl im besonders schweren Fall ( 3954 Fälle ) machen 44, 9 Prozent aller Straftaten aus.

Sachbeschädigung : 2149 Fälle, AQ : 30, 3 Prozent

Rohheitsdelikte : 2186 Fälle, AQ : 88, 4 Prozent,

Körperverletzungen : 1432 Fälle, AQ : 89, 9 Prozent,

Sexualstraftaten : 130 Fälle, AQ : 91, 4 Prozent,

vorsätzliche Brandstiftungen : 91 Fälle, AQ : 22 Prozent,

Betrug : 1780 Delikte, AQ : 77, 7 Prozent,

Rauschgiftdelikte : 355 Delikte, AQ : 94, 1 Prozent.