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Großes Lob der Harzkuh für die Pflege der Bergwiesen gestern beim Besuch von Landwirtschafts- und Umweltminister Schafe hätten das nicht geschafft!

Von Burkhard Falkner 15.12.2011, 05:22

Jeder sollte froh sein, wenn es Unternehmer in der Region gibt, die etwas auf die Beine stellen. Der Bauernhof von Uwe Thielecke in Tanne sei eine gelungene Verbindung von Landschaftspflege, gewinnbringender Fleischproduktion und sanftem Tourismus, lobt Minister Aeikens.

Tanne l Es regnete in Strömen, und selbst der tonnenschwere Rotviehbulle "Innozenz" suchte das Weite, als gestern Besucher an seinem Schaustall standen.

Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens erkundigte sich bei Brockenbauer Uwe Thielecke und Familie gemeinsam mit Oberharz-Bürgermeister Frank Damsch in Sachen Rotviehzucht.

Die wächst und gedeiht - dank der emsigen Arbeit der Familie Thielecke und zweier Mitarbeiter, wie betont wird. Von einst 65 Hektar Weidefläche stieg das bewirtschaftete Areal auf heute 545 Hektar. Aus einem Harzkuhkälbchen als Geschenk wurden 150 Kühe, vier Bullen plus Nachzuchttiere. Die "Rotbraunen" zieren mittlerweile die Wiesen der ganzen Stadt Oberharz und darüber hinaus, sie halten die Bergwiesen sauber.

"Auf der Wiese an der Quesenbank vor Schierke stehen jetzt manchmal mehr Doktoren als Kühe", scherzt Uwe Thielecke. Seit etwa zwei Jahren werde die Quesenbank mit Rindern beweidet. "Dass der Unterschied zum Zustand der Wiese davor so groß ist, hätte auch ich nicht gedacht", so der Bauer, "sie ist bunter geworden, mit mehr Artenreichtum."

Viele Oberharzer Bergwiesen wäre ohne die Harzkühe mit der Zeit verbuscht und böten heute keinen schönen Anblick, hieß es weiter. "Schafe hätten das nicht geschafft", wirft Susann Thielecke ein. Nach der Kuhbeweidung sei eine Wiese fast wie gemäht.

"Die Menschen wollen ein bestimmtes Landschaftsbild", sagt Onko Aeikens. Er sehe Thieleckes Bauernhof als gelungene Verbindung von ökologischer Landwirtschaft, Erhaltung einer vom Aussterben bedrohten Rinderrasse und speziellem Tourismus. "Viele Leute kommen extra her, um die Wiesen und die braunen Kühe zu sehen", bestätigt Frank Damsch, "da schließt sich der Kreis, denn die Rotviehzucht hat einen Anteil daran, dass die Stadt Oberharz rund 50 Millionen Euro im Tourismus erwirtschaftet."

Dafür sorgen neben dem Landschaftsbild und der Hirtentraditionen auch die Vorträge der Thieleckes, ihre Auftritte bei Festen, Fachtagungen und im Fernsehen. Sender stehen quasi Schlange.

"Aber man darf nicht vergessen, wieviel Arbeit da überall drin steckt, da sind schnell mal 24 Stunden durchgearbeitet", gibt Susann Thielecke zu bedenken, "um alles von der Weide über die Schlachtung und Vermarktung am Laufen zu halten und dann noch vor der Kamera zu stehen."

Über 80 komplette Rinder seien dies Jahr schon von der Familienfirma großgezogen, geschlachtet und an die Kunden verkauft worden, informiert der Brockenbauer.

Die Verbindung von Tourismus und wirtschaftlichem Erfolg werde nicht zuletzt durch die Direktvermarktung erreicht, wurde festgestellt. Brockenbauer-Wurstwaren sind inzwischen bei einer Großmarktkette deutschlandweit gelistet. Fleisch gibt es aber nach wie vor nur zu den Öffnungszeiten des Hofladens in Tanne selbst. Landwirtschaftsminister Aeikens wünschte der Tanner Familie gestern weiter Erfolg, dankte für den aufschlussreichen Meinungsaustausch und sicherte Unterstützung dort zu, wo er in der Verantwortung stehe.

"Sie sind Botschafter der Landwirtschaft, und es gehört zu einer guten Politik", so Hermann Onko Aeikens, "guten Kontakt zu den Unternehmern zu haben, die mit ihrer Arbeit für die ganze Region etwas auf die Beine stellen."

Der nächste TV-Beitrag über den Rotviehhof, so hieß es gestern nebenbei, ist am 23. Dezember um 20.15 Uhr im NDR-Fernsehen zu sehen, Stichwort: Landpartie.