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Volksstimme-Gespräch mit dem Chef des Wernigeröder Klinikums zur Fusion mit Quedlinburg Unser Wort gilt, doch der Weg zu gleichen Tarifbedingungen wird kein leichter sein

23.12.2011, 04:25

Die Fusion der kommunalen Krankenhäuser im Harzkreis ist beschlossen. Mit Dr. Peter Redemann, Geschäftsführer des Harz-Klinikums Wernigerode-Blankenburg, war dazu Volksstimme-Redakteur Tom Koch im Gespräch.

Volksstimme: In wenigen Tagen beginnt das Jahr 2012, das Fusionsjahr. Was ändert sich ab 1. Januar für die Mitarbeiter?

Peter Redemann: Zunächst wenig - so wie wir es stets in den Informationen an unsere Mitarbeiter betont haben. Die Krankenhäuser in Blankenburg, Quedlinburg und Wernigerode behalten ihre Namen, und auch personell gibt es keine Veränderungen. Dass es intern viele Fragen gibt, verstehe ich, wichtiger ist bei diesem Thema aber etwas ganz anderes.

Volksstimme: Und zwar?

Redemann: Die bestmögliche medizinische Betreuung der Patienten. Sie sollen am besten gar nicht mitbekommen, dass sich an der Organisation der kommunalen Krankenhäuser etwas ändert. Ziel ist schließlich nicht die Fusion selbst! Diese Fusion ist Voraussetzung, um auf Dauer eine hochwertige medizinische Versorgung im Harzkreis zu leisten.

Volksstimme: In der Kreistagsdebatte um den Sitz des gemeinsamen Klinikums wurde von führenden Politikern aufgerechnet, dass die Musikschule und der Sportbund bereits ihren Sitz in Wernigerode haben. Klinikspezifische Argumente waren hingegen fast gar nicht zu hören.

Redemann: Das stimmt, und die Entscheidung hat uns sehr berührt. Auch wenn es genau solche Argumente für Wernigerode gibt, haben wir den Beschluss des Gesellschafters zu respektieren. Die positive Botschaft ist: Es gibt ein klares Bekenntnis des Kreistages zu seinen kommunalen Krankenhäusern.

Volksstimme: Aus den Kreisen von Gewerkschaften und Betriebsrat gibt es große Erwartungen, dass die Fusion die Einkommenssituation in Quedlinburg verbessern kann. Zu Recht?

Redemann: Es gibt in beiden Häusern sehr unterschiedliche tarifliche Entwicklungen. Unser Wort gilt: Im gemeinsamen Haus werden die Tarifbedingungen angeglichen. Auf welchem Wege und in welchem Zeitraum, das werden die Verhandlungen in den kommenden Wochen zeigen. Die tarifliche Entwicklung wird sich auch der wirtschaftlichen Entwicklung der Häuser anpassen müssen. Diese Perspektive ist eine großartige Chance, darum appelliere ich an alle Beteiligten zum fairen und zielorientierten Miteinander.

Volksstimme: In den Fusionsberatungen des Kreistages wurde auf die sich deutlich unterscheidenden Gewinne verwiesen. In Wernigerode rund 200000Euro, hingegen zuletzt 2,3Millionen Euro in Quedlinburg. Es hieß dazu, dass Quedlinburger Haus sei das wirtschaftlich stärkere.

Redemann: Wirtschaftlich gesund und medizinisch leistungsfähig sind beide Häuser. Wernigerode hat ein größeres Leistungsbudget, aber in Quedlinburg sind die Überschüsse höher.

Volksstimme: Aus den Ausschusssitzungen des Kreistages hieß es, Tariftreue spiegelt sich nun mal nicht eins zu eins in den Bilanzen wider ...

Redemann: So haben wir es formuliert. Ergebnisse haben immer etwas mit geltenden Tarifen, aber auch mit der Finanzierung der Krankenhäuser zu tun.

Volksstimme: Wer wird Chef des neuen Krankenhauses?

Redemann: Einige vermuten, dass diese Frage eine der ersten Fragen war und längst geklärt ist. Das ist nicht so. Die Entscheidung treffen Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung in den kommenden Monaten.

Volksstimme: 2012 ist das Fusionsjahr, was passiert jetzt?

Redemann: Den endgültigen Beschluss zur Fusion treffen die Gesellschafterversammlungen beider Krankenhäuser als verantwortliche Gremien voraussichtlich im Frühjahr. Erst dann liegen die Jahresabschlüsse für 2011 vor. Auch 2012 werden wir nochmals wirtschaftlich getrennt abschließen. Bis zum Sommer muss die Eintragung der neuen Gesellschaft im Handelregister erfolgt sein. Erst dann dürfen wir den neuen Namen tragen.

Volksstimme: Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben wird das gemeinsame Haus heißen. Es ist neben den Uni-Klinika in Halle und Magdeburg das größte in Sachsen-Anhalt ...

Redemann: ... ja, aber Größe allein reicht nicht aus. Wir wollen mit der Fusion auf Dauer ein gleichermaßen medizinisch wie wirtschaftlich leistungsstarkes Krankenhaus sein.