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Bahn AG will Areal in Blankenburg verkaufen - Frage bleibt offen, wer es übernehmen kann Bald neues Leben in Bahnbetriebswerk?

Von Andreas Bürkner 18.02.2012, 04:23

Die Deutsche Bahn AG möchte ein Areal des früheren Bahnbetriebswerkes Blankenburg los werden. Wer soll es jedoch nach vergeblicher Investorensuche übernehmen? In einem Gespräch wurden erste Möglichkeiten erörtert.

Blankenburg l "Blankenburg war früher eine Eisenbahnstadt", sagt Hans-Joachim Schulze. "Zeitweilig lebten und arbeiteten rund anderthalb Tausend Menschen hier." Von den alten Traditionen ist aber nur noch ein kleiner Teil geblieben. "Selbst frühere Eisenbahner interessieren sich nur noch wenig für die Technik, die einst ihre Arbeit ausfüllte." Schulze weiß, wovon er spricht, nutzt er doch seit Jahren als Chef des Brücke-Vereins einen Teil des früheren Bahn-Areals. Das Historische Wochenende gehört zu den Veranstaltungs-Höhepunkten des Jahres in Blankenburg.

Es gibt hinter dem Gelände des Brücke-Vereins noch weitere, nicht mehr genutzte Anlagen. Was soll daraus werden? Vor dieser Frage steht auch Bürgermeister Hanns-Michael Noll (CDU), der den Verfall stoppen und den Anblick für die Insassen der ein- und ausfahrenden Züge verbessern will.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Heike Brehmer informierte sich schon mehrfach auf dem Gelände über die Situation und hatte deshalb zu einem ersten Gespräch geladen, um die Möglichkeiten für eine Zukunft des Blankenburger Bahnwerks zu sondieren. Jobst Paul, bei der Deutschen Bahn AG für die Immobilien zuständig, bemerkte, dass sein Unternehmen nach der Privatisierung des Personenverkehrs in der Region kaum noch präsent sei. Deshalb käme eine Veräußerung der Liegenschaft auch der Bahn gelegen. "Sie muss nach den Gepflogenheiten öffentlich angeboten werden", stellte er klar. Nach seinen Erfahrungen sei kaum noch mit Interessenten zu rechnen, verwies er auf die erfolglose Suche nach Investoren. Als Verhandlungspartner komme für ihn nur eine juristische Person in Betracht, wobei er aus unguten Erlebnissen Vereine von vornherein ausschließt.

"Die technischen Anlagen zu erhalten, wäre schon toll", befand Stephan Nickell von der Arbeitsgemeinschaft "Rübelandbahn". Die "Bergkönigin" werde immer bekannter, "die Leute wollen jedoch noch mehr sehen und anfassen." Ähnlich sieht es Noll, der vorhandene Fahrzeuge ausstellen und auch schützen will - für die touristische Vermarktung, "damit die Besucher länger hierbleiben."

Landrat Michael Ermrich (CDU) will allerdings kein Risiko eingehen. "Wir brauchen ein gutes, tragfähiges Konzept, das finanziell sauber untersetzt ist." Dann könne sich die Harzkreisverwaltung beim Erhalt des historisch wertvollen Bahnwerks beteiligen. Für Hans-Joachim Schulze sind die wirtschaftlichen Fragen primär. "Diese müssen geklärt sein." Das Interesse sei da, weil gerade viele ausländische Gäste wegen der alten Eisenbahntechnik kommen würden.

Argumente wurden genug gewechselt, ohne eine schnelle Lösung finden zu können. "Das war nicht das Anliegen der ersten Gesprächsrunde", betonte Heike Brehmer. Nun soll in weiteren Beratungen in einem größeren Kreis von möglichen Partnern das geforderte Konzept entstehen.

"Es ist fast die letzte Chance, aus dieser Liegenschaft noch etwas zu machen", ist sich Noll im Klaren. Die Stadtverwaltung könne es allein nicht schultern, "dazu brauchen wir die Unterstützung von Bund, Land, Kreis und der Deutschen Bahn."