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  7. Die Tage des Billig-Pflasters sind gezählt

Gehwege waren vor neun Jahren mit minderwertiger Grauwacke aus China saniert worden Die Tage des Billig-Pflasters sind gezählt

Von Michael Pieper 24.10.2012, 01:12

Stein für Stein wird in der Breiten Straße in Wernigerode das Pflaster erneuert. Dabei waren die Gehwege der Bummelmeile erst vor neun Jahren saniert worden. Doch die damals verbaute "Graubunte Grauwacke" aus China hat den harten Wintern nicht standgehalten.

Wernigerode l Der eigene Sparwille kommt die Wernigeröder Stadtverwaltung jetzt teuer zu stehen. Seit Montag wird das Mosaikpflaster an vielen Ecken in der Innenstadt ausgewechselt. Dabei waren die Gehwege der beliebten Bummelmeile erst vor neun Jahren modernisiert worden.

Damals hatte sich der Stadtrat gegen das üblicherweise verbaute Granit entschieden - und für eine Billigvariante aus China. Tonnenweise "Graubunte Grauwacke" war damals nach Wernigerode geschafft und eingearbeitet worden. Doch bereits wenige Wochen später stellte sich das vom Hersteller mit Gütezeichen angepriesene Pflaster als Fehlkauf heraus.

Mit sinkenden Temperaturen begannen die Steine zu bröckeln, erst vereinzelt, dann in Massen. Im Winter tat der Einsatz von Streusalz sein Übriges. Die obersten Schichten der Steine platzten regelrecht ab. Die zuständige Baufirma wurde mehrmals nach Wernigerode beordert, um die fehlerhaften Stellen zu flicken. Parallel begann ein Rechtsstreit mit der Verwaltung. Bei einem ausgehandelten Vergleich erhielt die Verwaltung 60000 Euro für die weiteren Reparaturen.

Im vergangenen Jahr entschied man sich im Rathaus, die Grauwacke gänzlich zu ersetzen. Am Nicolaiplatz und in Teilen der Breiten Straße schmücken nun wieder robuste Granitquader die Gehwege und Taxistellplätze. Die Arbeiten werden in den folgenden vier Wochen fortgesetzt. Während des einwöchigen Schokoladenfestivals "chocolArt" (31. Oktober bis 4. November) wird eingeschränkt weitergepflastert.

Laut Bauamtsleiter Jörg Völkel wird das Geld aus dem Vergleich etwa die Hälfte der Kosten decken. Der Rest wird aus dem städtischen Haushalt abgezweigt. Den Hersteller, der die Grauwacke in schlechter Qualität geliefert hatte, könne die Verwaltung neun Jahre später nicht mehr zur Rechenschaft ziehen.

Im kommenden Jahr, so Völkel weiter, werden die Ausbesserungsarbeiten weiterlaufen. Denn auch in den Straßen Teichdamm, Marktstraße und Kanzleistraße war die Billigware benutzt worden.