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Danstedter enthüllen Gedenktafel und ehren ungewöhnlich selbstloses Engagement ihrer Gemeindekirchenrätin "Nohberg-Preis 2010" für Monika Döbber

Von Rainer Marschel 31.08.2010, 04:20

Am Freitag hatte der aus Danstedt stammende Julius Nohberg seinen 100. Todestag. Der Ortsteil nahm das am Wochenende zum Anlass zur Vergabe eines weiteren Nohberg-Preises. Nach Lebensretterin Ursula Hinze 2009 ging die Auszeichnung jetzt an Monika Döbber. Am Gebäude der Kindertagesstätte "Mühlenmäuse" wurde außerdem eine Gedenktafel enthüllt. Ab sofort ist es das "Nohberg-Haus".

Danstedt. Außerhalb von Danstedt gilt die Familie der Nohbergs im Allgemeinen und Julius Nohberg im Besonderen als weitgehend unbekannt. In dem Nordharzer Ortsteil selbst ist der Name seit vielen Jahrzehnten sogar jedem Schulkind ein Begriff. Am 27. August war der 100. Todestag von Julius Nohberg. Der Danstedter betrieb zusammen mit seiner Frau eine Landwirtschaft und hatte auch etwas geerbt. Seine Ehe sollte kinderlos bleiben.

Erbschaftsurkunde liegt heute im Amt

Noch heute wird sich im Ort erzählt, dass Nohberg ein ruppiger und zumeist unbequemer Zeitgenosse war (Ortsbürgermeister Armin Lidke: "... nicht gerade von feiner Art"). Insofern gilt er, ungeachtet der jetzigen Ehrung, als keineswegs unumstritten. Allerdings hatte auch dieser Mann verschiedene Facetten. Eine davon war dessen "soziale Ader". Gerade weil ihm das Glück eigener Kinder nicht beschieden war, wollte man nachfolgenden Danstedter Generationen Gutes tun. Die entsprechenden originalen Schriftstücke der Nohbergs dazu finden sich übrigens inzwischen in der Veckenstedter Verwaltung. Davon profitieren die Nordharzer bis heute. Vermachten die beiden Landwirte doch ihr Erbe und damit auch Haus und Hof, einschließlich des Ackers, der Gemeinde.

Insofern darf es nicht verwundern, dass seit dem letzten Wochenende an der Kindertagesstätte "Mühlenmäuse" das von Ortsbürgermeister Armin Lidke feierlich enthüllte Schild "Nohberg-Haus" prangt. Erstaunlich ist für manchen lediglich, dass es erst jetzt passierte und nicht schon viel früher. Auch die Kirche bekam von dem Geerbten übrigens ihren Anteil, wie auch zielgerichtet die besonders armen Leute. Das in der Öffentlichkeit aber am meisten Wahrgenommene an dieser Erbschaft ist allerdings etwas ganz anderes.

So verfügten die Nohbergs noch zu ihren Lebzeiten, dass jedem Danstedter Schulkind ab der ersten und bis zur achten Klasse jeweils zu Weihnachten zwei Mark auszuzahlen sind. Unterdessen sind daraus zwei Euro geworden. Was aus heutiger Sicht bestenfalls noch als monitäre Kleinigkeit empfunden wird, war vor 100 Jahren jede Menge Geld und von daher sehr wohl bedeutsam.

Jedem Schulkind sind zwei Mark auszuzahlen

Insofern sind wohl die meisten Danstedter "ihren Nohbergs" bis heute außerordentlich dankbar. Historisch gesehen war es auch sehr viel mehr, als eine Geste, gegebenenfalls sogar ein kleines Stück Wiedergutmachung für all die sprichwörtlichen Ruppigkeiten Nohbergs gegenüber seinen Zeitgenossen.

Doch die Mehrheit der Leute scheint ihm das mittlerweile verziehen zu haben. Nur noch ganz wenige Zeitgenossen rümpfen die Nase, wo und bei welcher Gelegenheit auch immer der Name des großherzigen Spenders heute noch auftaucht.

Vor diesem Hintergrund darf sich seit dem Wochenende die bescheidene Gemeindekirchenratsvorsitzende Monika Döbber über die Ehrung für ihr überdurchschnittliches Engagement zugunsten von "St. Uldarike" zu Recht freuen. Der Ortsbürgermeister in seiner Rede anlässlich der Verleihung des "Nohberg-Preises": "Wer wird in 100 Jahren noch von uns reden?

Bei den Nohbergs ist das aber der Fall. Sie haben schon damals sehr wegweisend und sozial gedacht." Sprach es, um später zu ergänzen: "Der Nohberg-Tag sollte auch für künftige Generationen Anlass genug sein, sich seiner Traditionen und Persönlichkeiten zu erinnern."

Beifall von den knapp 100 Gästen, die es sich nicht nur bei Kaffee und Kuchen gemütlich gemacht hatten. Originell hatte sich neben der Freiwilligen Feuerwehr, dem Kegel- und Mühlenverein vor allem der Tischtennisclub "DTC 04" eingebracht: Dessen Kesselgulasch gab es unter dem eigentlich ganz naheliegenden Motto: "Chinesisch spielen und ungarisch kochen".