Skipräsident im Harz: Ins Gelingen verliebt

Seit 15Jahren lädt Landrat Michael Ermrich zum "Herrenabend" ein. In Darlingerode hat diesmal der Sportfunktionär Alfons Hörmann seine Sicht auf 20Jahre deutsche Einheit in Sport und Wirtschaft präsentiert - kurzweilig und überzeugend.

Darlingerode l Alfons Hörmann hat seine Aufgabe mit Bravour erledigt. Der Chef einer millionenschweren Unternehmens- und Beteiligungsgruppe und zugleich des Deutschen Skiverbandes hat für einen gelungenen Einstand zum sogenannten Herrenabend gesorgt: Kurzweilig, kompetent, mit zwei, drei Bezügen zur Harzregion und vor allem überzeugend hat der 62-jährige Bayer seine ganz persönliche Sicht auf 20Jahre deutsche Einheit präsentiert. Das durfte niemanden verwundern, mit den Schwerpunkten auf die Wirtschaft und den Wintersport.

Hörmann ist binnen eines Jahres zum zweiten Mal im Harz. Der umtriebige und international gefragte Sportfunktionär war vor fast genau einem Jahr bereits Ehrengast zur 100-Jahr-Feier des Skiklubs in Wernigerode. Dort hatte er Landrat Michael Ermrich die Zusage gegeben, in Darlingerode ans Rednerpult zu treten.

Alfons Hörmann sagt von sich, er sei "schon eher konservativ", lege großen Wert auf traditionelle Tugenden wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Aufrichtigkeit. Er fordert den Mut zum positiven Denken. Dass allein reiche jedoch nicht, erfolgreich zu sein. In Krisenzeiten müssen Veränderungen gewagt werden, dabei zähle nicht etwa der Einzelne, vielmehr sei das (richtige) Team entscheidend.

Auf den Sport übertragen, als Skiverbandschef ist er verantwortlich für Biathleten, die nordischen und die alpinen Skisportler, auch die Skispringer, erklärte Hörmann: "Wir müssen die Dinge gemeinsam voranbringen, denn wir sind ins Gelingen verliebt."

Der aus dem Allgäu Stammende wusste in der Darlingeröder Sandtalhalle auch die Harzer Karte zu spielen: "Bei uns beim Deutschen Skiverband gibt es das Projekt \'Schierke2000\' noch immer. Ein Konzept, in dem wir den Skisport, den Naturschutz und die Verkehrsbelastung in Schierke unter einen Hut bringen wollen." Der Harz sei eine wichtige Stütze für den Skiverband, so lobte Hörmann.

Mithilfe von statistischen Daten der Bundesregierung hatte der Redner Beispiele genannt, die sowohl das Gelingen der staatlichen Einheit als auch das Scheitern verdeutlichen. So habe der Osten inzwischen enorm in der Frage der Produktivität aufgeholt, lobte der Unternehmer. Und selbst er findet es in diesem Zusammenhang bedenklich, dass die Menschen zwischen Kap Arkona und Fichtelberg durchschnittlich noch immer nur maximal 75Prozent der in Westdeutschland gezahlten Löhne und Gehälter erhalten.

Freimütig bekannte Alfons Hörmann, er habe viele Monate in Thüringen gelebt, dort teils mehr Wochenenden als in seiner Heimat verbracht. Mit dem Ergebnis, dort Menschen und Freunde kennengelernt zu haben, wie es bei ihm daheim im Allgäu so nicht möglich sei.

Hörmann ist ein geübter Referent. Er schafft es leicht, mit provokanten Sätzen, mit Anekdötchen, mit witzigen Fotos, mit zugespitzten Thesen sein Publikum zu fesseln. Eine Auswahl: Verbessert sich mit immer modernerer Technik im gleichen Maß auch unsere Kommunikation? Hörmann selbst muss daran zweifeln, hat er doch für sich entschieden: "Das persönliche Gespräch ist durch nichts zu ersetzen!" Allerdings, ist der Multi-Funktionär kein Freund von "Laberei": "Für mich sind Endlos-Debatten so etwas wie ein geistiger Kreisverkehr."

Mit einem donnernden Applaus wie kaum bei einem dieser Herrenabende zuvor gehört, ist Alfons Hörmanns Auftritt bedacht worden. Unmittelbar zuvor hatte er erklärt: "Wenn Sie über meine Worte etwas nachdenken, jetzt vielleicht sogar etwas optimistischer denken, dann hat sich mein Kommen vollauf gelohnt."

"Gemeinsam wachsen", so lautet von Anfang an das Motto dieser Abende, zu denen Landrat Michael Ermrich im November stets nach Darlingerode einlädt. Maximal 200Vertreter aus Wirtschaft, Verbänden und Verwaltung - in der übergroßen Zahl sind das Männer - daher die nicht unumstrittene Bezeichnung der Veranstaltung: Herrenabend.

Sie stärken sich zunächst bei Grünkohl und Bregenwurst samt deftig Hausgeschlachtetem, um zwanglos miteinander ins Gespräch zu kommen. Quasi als Eintrittsgeld wird um Spenden für soziale, sportliche und karitative Projekte gebeten. Im Vorjahr waren auf diese Weise 12900Euro zusammengekommen, wie Michael Ermrich als Gastgeber dankbar informierte.

Und er gab seinen Gästen folgende Botschaft für 2013 mit auf den Weg: "Ich wünsche mir, dass Sie auch im nächsten Jahr mit HZ-Kennzeichen wiederkommen, und nicht mit HBS, QLB und WR am Auto - getreu unserem Motto: Gemeinsam wachsen!"