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Fußgängertunnel wird auch erneuert - Im Sommer 2015 sollen die Bauarbeiten beendet sein Wolmirstedter Bahnhof soll zwei Aufzüge bekommen und damit barrierefrei werden

Von Gudrun Billowie 28.02.2013, 02:19

Die Bahn macht Ernst. Im Sommer des kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten für einen stufenfreien Bahnhof beginnen. Eine neue Unterführung und zwei Aufzüge sollen Reisenden den Wechsel zwischen den Bahnsteigen erleichtern.

Wolmirstedt l Auf einen barrierefreien Bahnhof wartet Wolmirstedt schon lange. Wer gehbehindert ist, einen Kinderwagen oder schwere Koffer bei sich hat, hat schlichtweg verloren, sobald er die Personenunterführung bezwingen muss. Der Tunnel zwischen Bahnsteig 1 und den Bahnsteigen 2 und 3 ist eine Herausforderung, an der manche scheitern. Das soll sich ändern. "Stufenfreie Erschließung" ist das Zauberwort, das den Wolmirstedter Bahnhof auch für Menschen, die schlecht zu Fuß sind, nutzbar macht. Dafür stellt die Bahn rund 2,5 Millionen Euro bereit.

Neue Unterführung entsteht 20 Meter hinter der alten

Den größten Beitrag zur Barrierefreiheit sollen zwei Aufzüge leisten. "Ein Aufzug entsteht auf dem Hausbahnsteig 1, der andere auf dem Mittelbahnsteig 2 und 3", heißt es von der Bahn. Weiterhin soll die Personenunterführung zwischen Hausbahnsteig 1 und Mittelbahnsteig 2 und 3 komplett neu errichtet werden, 20 Meter in nördlicher Richtung von der jetzigen Unterführung entfernt. Also in Richtung Stendal.

Baubeginn soll im dritten Quartal 2014 sein, die Fertigstellung ist für das zweite Quartal 2015 geplant. "Mit der Baumaßnahme sollen das Erscheinungsbild und die Funktionalität der Verkehrsstation an die heutigen Anforderungen angepasst werden", heißt es von der Bahn.

Die Stadt hat seit Jahren auf den unzumutbaren Zustand am Bahnhof hingewiesen. "Ob bei der Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes oder zur 1000-Jahr-Feier - wir haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass der Bahnhof für viele Besucher einen ersten Eindruck der Stadt Wolmirstedt vermittelt", sagt Marlies Cassuhn, Amtsleiterin für Service- und Ordnungsangelegenheiten, "der Eindruck ist kein guter. Es besteht ein dringender Handlungsbedarf."

Bisher war der Wolmirstedter Bahnhof bei den Baumaßnahmen der Bahn trotz aller dringenden Appelle nicht berücksichtigt worden. Doch die Unbezwingbarkeit des Fußgängertunnels für Behinderte schränkt auch das Leben der Bewohner des Bodelschwingh-Hauses ein. "Unsere Bewohner gestalten ihr Leben immer selbstständiger", sagt Micha Schaub, Geschäftsführer der Wohnstätten, der bis vor drei Jahren die Reisebörse geleitet hat. Doch selbstständig hin oder her, einfach zum Einkaufen nach Magdeburg fahren ist Rollstuhlfahrern per Bahn beinahe unmöglich. "Sie kommen mit der Bahn zwar gut nach Magdeburg", sagt Micha Schaub, "der Zug fährt von Bahnsteig 1 ab." Auf der Rückfahrt jedoch landen sie auf dem Mittelbahnsteig und müssten durch die Unterführung. Die Treppen sind jedoch für Rollstuhlfahrer unbezwingbar. "Die einzige Möglichkeit besteht darin", so Micha Schaub, "mit der S-Bahn weiter bis Zielitz zu fahren und dort im Zug sitzen zu bleiben, bis er zurück nach Wolmirstedt fährt. Dann kommen sie wieder auf dem Bahnsteig 1 an und können barrierefrei aussteigen." Bahnsteig 1 liegt diesseits des Fußgängertunnels.

Wer nach Stendal will, muss über Magdeburg fahren

Nicht weniger verrückt ist die Reise nach Stendal. "Unsere Bewohner müssten erst nach Magdeburg fahren, bis zu einem Bahnhof, wo sie barrierefrei in den Zug nach Stendal umsteigen können." Von Wartezeiten will Schaub gar nicht erst reden. Nur soviel: "Eine geplante Partnerschaft mit behinderten Menschen in Stendal ist am Zustand des Wolmirstedter Bahnhofs gescheitert." Schaub ist froh, dass das Bodelschwingh-Haus meistens die Möglichkeit hat, seine Bewohner mit dem Auto an andere Orte zu bringen.

Auf die Hilfe anderer Menschen sind auch Mütter mit Kinderwagen angewiesen. Selbst wenn sie den Wagen die Treppen hoch und runter tragen können, sobald sie ein weiteres Kleinkind an der Hand festhalten müssen, sind sie allein chancenlos.

Mit dem Bau der neuen Unterführung und den beiden Aufzügen ist es für die Bahn jedoch nicht getan. Auch die Bahnsteige und Bahnsteig- dächer müssen angepasst werden. Weiterhin werden die Beleuchtungsanlagen an den Bahnsteigen samt Stromversorgung erneuert, ebenso das Blindenleitsystem sowie die Informations- und Wegeleitsysteme.

Die gesamte Maßnahme gehört zum Bauprogramm "DB Station Service AG". Nicht nur die Stadt, auch die Bahn hofft: "Die Attraktivität des Bahnhofes wird wesentlich erhöht."