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Verkauf der einstigen Jugendbildungsstätte offenbar gescheitert Schloss Peseckendorf: Mitarbeiter streiten vor Gericht um Gehälter

25.07.2013, 20:38

Peseckendorf l Das hörte sich anfangs tatsächlich gut an. Die einstige Landesjugendbildungsstätte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes wurde im April an die Schloss Pe-seckendorf GmbH verkauft. Die GmbH war im Dezember 2012 gegründet worden. Chef dieser Gesellschaft ist Mike Lehfeld aus Ebendorf.

Die einstige Landesjugendbildungsstätte war zum 1. November 2012 aus Kostengründen vom Paritätischen geschlossen worden. Mike Lehfeld hatte noch im April versichert, dass die Einrichtung auch zukünftig für Kinder und Jugendliche, Projekte, Vereine beispielsweise für Sport und Erlebnispädagogik, Ferienfreizeitgestaltung, Kulturveranstaltungen und Bildungsveranstaltungen genutzt werden solle. Im April hatte Lehfeld der Volksstimme berichtet, dass er ein entsprechendes Konzept erarbeitet habe, welches das Land als Fördermittelgeber auch anerkannt habe.

Der Chef der Schloss Peseckendorf GmbH wollte in dem Haus renovieren, es neu einrichten und teilweise das einstige Personal der Landesjugendbildungsstätte wieder einstellen. Ende Mai sollte das Haus wieder eröffnet werden. Doch das ist nicht geschehen. Stattdessen pfeifen es in Peseckendorf längst alle Spatzen von den Dächern: Die wieder eingestellten Mitarbeiter haben bislang keinen Cent gesehen, die Gehaltszahlungen stehen aus. Es wurden Klagen eingereicht. Polizeisprecher Joachim Albrecht bestätigte gegenüber der Volksstimme, dass die Kriminalpolizei wegen Insolvenzverschleppung ermittelt.

Vorwürfe werden indes auch gegen den Paritätischen laut. Wurde die Landesbildungsstätte zu leichtfertig verkauft, nur um das Haus los zu sein? Wurde der Käufer nicht genug geprüft? "Der Verkauf von Schloss Peseckendorf war von Seiten des Paritätischen Verbandes gut vorbereitet: es wurden Gespräche mit einigen potenziellen Betreibern geführt, über die nötigen Investitionen informiert und darauf hingewiesen, welche Angebote weitergeführt werden müssen", so Andrik Krüger, stellvertretender Landesgeschäftsführer.

Diese Weiterführung von Angeboten der Jugendbildung und -freizeitgestaltung, kombiniert mit Beherbergung und geselligen Veranstaltungen wären eine Bedingung des Verkaufs auch für die Übernahme von Zweckbindungen zurückliegender finanzieller Förderungen gewesen. Dazu erklärte Andrik Krüger auch, dass zurückliegende Fördermittel, einst für die Instandsetzung des Schlosses geflossen, über einen langen Zeitraum die Art der Bewirtschaftung des Hauses festschreiben würden. "Sie müssen nicht zurückgezahlt werden, wenn die gemeinnützige Schloss Peseckendorf GmbH die förderungswürdigen Angebote weiterführt. Diese Übertragung von Fördermittelbindungen ist beantragt und eine Bedingung der Wirksamkeit des Kaufvertrages, die noch aussteht", so Andrik Krüger.

Für die nötigen Investitionensei eine Übergangszeit nötig

Um diese Angebote machen zu können, müssen bestimmte Investitionen getätigt werden. Dafür sei eine Übergangszeit notwendig, weil nicht alles sofort umsetzbar und der Kaufvertrag noch nicht vollständig wirksam sei. "Eine sofortige Wiedereröffnung war nicht vorgesehen, aber eine baldige Weiterführung gewünscht", erklärt der stellvertretende Landesgeschäftsführer. Er berichtet zugleich, dass unmittelbar nach dem Verkauf vielerlei praktische Vorbereitungen und Planungen getroffen worden seien, was den Paritätischen in der Richtigkeit seiner Entscheidung bestärkt hätte. Zugleich hätte man erfahren, dass es Anlaufschwierigkeiten gäbe. "Wir haben jedoch beim Verkauf nicht leichtfertig gehandelt. Wir haben den Käufer sorgfältig geprüft, soweit uns das möglich war. Wir hatten sowohl eine handlungsfähige Gesellschaft, als auch Finanziers vor uns, die zu den Bedingungen passten. Es ging nicht darum, das Schloss "loszuwerden", sondern einen Betreiber zu finden, der die nötigen Investitionen tragen kann und den Betrieb weiterführt - keine leichte Aufgabe, wie viele wissen", erklärt Andrik Krüger.

Nachdem die Volksstimme den Paritätischen auf die derzeitigen Probleme am Schloss Peseckendorf hingewiesen hatte, nahm der Verband Kontakt zum Geschäftsführer und zum Gesellschafter auf und fragte nach dem Stand der Umsetzung und welche Schwierigkeiten aufgetreten seien. " Wir werden dann entscheiden, was wir zur Lösung beitragen können oder was dies für uns als Verkäufer bedeutet", so Krüger. Mit Stand vom 17. Juli habe der Paritätische erfahren, dass Geschäftsführer, Gesellschafter und Finanzier derzeit an Lösungen für aufgetretene interne Schwierigkeiten arbeiten würden. "Wir gehen davon aus, dass diese in kurzer Zeit gelöst werden müssen", so Krüger.

Im Gegensatz zum Paritätischen war es der Volksstimme bislang nicht möglich, persönlichen Kontakt zu Mike Lehfeld aufzunehmen. Die der Volksstimme bekannte Telefonnummer ist nicht mehr vergeben, eine E-Mail blieb bislang unbeantwortet.