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Fragebogenaktion möchte Zufriedenheit herausfinden und Vorschläge der Bürger entlocken Leben Wolmirstedter gern in Wolmirstedt?

Von Gudrun Billowie 14.11.2013, 02:02

Seit Montag sollen 550 Haushalte zur zukünftigen Stadtentwicklung von Wolmirstedt befragt werden. Nach zwei Tagen ist die Bilanz ernüchternd. Es gibt wenig Interviewer und wenig Menschen, die Lust haben zu antworten.

Wolmirstedt l Jonas Pazina ist einer der Interviewer. Der 15-jährige Gymnasiast wurde von seinem Vater Sven Pazina auf die Idee gebracht, sich für diese Haushaltsbefragung zu engagieren. "Außerdem gibt es ein bisschen Geld", gesteht Jonas. Der Schüler konnte auch seinen Freund Max Bergmann begeistern, aber mehr als zehn Interviewer für die 550 Haushalte gibt es nicht. "Wir hätten uns mehr Interesse von Gymnasiasten oder Schülern der Fachschule für Sozialpädagogik erhofft", sagt Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU).

Jonas wird jedenfalls auch heute Abend wieder an Türen klingeln. Er hat vom Bürgermeister Martin Stichnoth einen Ausweis bekommen und ist somit legitimiert, die Fragebögen in den Haushalten seines Gebietes abzugeben und wieder einzusammeln. Doch seine ersten Erfahrungen als Interviewer bescheren ihm gemischte Gefühle. "Manche sind sehr nett und nehmen den Fragebogen an", sagt Jonas, "andere haben eine sehr grobe Art `Ich will nicht` zu sagen."

Doch an dieser Stelle sei versichert, die jungen Menschen, die bis zum 25. November im Stadtkern, in der Straße der Deutschen Einheit, der Rogätzer Straße und den Ortsteilen Glindenberg, Farsleben, Elbeu und Mose an der Tür klingeln und sich als Interviewer ausweisen können, wollen keine Staubsauger verkaufen. Sie helfen dabei, die Stadt in Zukunft noch liebenswerter zu gestalten.

Die Antworten dieser Fragebogenaktion sind wertvoll, denn sie sollen einen Querschnitt der Bürgermeinungen wiedergeben und die künftige Stadtentwicklung beeinflussen. "Diese Befragung wurde auch schon in Städten wie Sangerhausen eingesetzt", weiß der Bürgermeister.

Der vierseitige Fragebogen enthält 38 Fragen. "Ich habe dafür eine Viertelstunde gebraucht", sagt Sven Pazina. Wer länger nachdenken möchte, bekommt die Zeit, denn die Interviewer holen den Fragebogen erst zu einem vereinbarten Zeitpunkt wieder ab. Die Antworten bleiben anonym, der Bogen wird in einem verschlossenen Umschlag übergeben.

Über manche Fragen lohnt es sich, eine Weile nachzudenken. Darüber, ob Bürger gern in Wolmirstedt wohnen und welche Straßen, Gebäude oder Plätze in Wolmirstedt sie besonders mögen. Da aber selbst in den schönsten Städten das persönliche Wohlbefinden vom Verhältnis zu den Nachbarn geprägt ist, wird auch danach gefragt. Ab Frage 19 werden die Bürger auf den schon erfolgten Stadtumbau angesprochen. Sie können bewerten, ob der Abriss von Wohnblöcken unverzichtbar sei, weil zu viele Wohnungen leer stehen und ankreuzen, ob auch sie in einem der abgerissenen Häuser lebten. Weiterhin können die Bürger angeben, wie sehr Wolmirstedt bei der künftigen Entwicklung auf Radewegebau, Sportangebote oder die Schaffung von Parks Wert legen soll.

Was würden Sie als erstes tun, wären Sie Bürgermeister, ist eine Frage, die manch einer sicher wie aus der Pistole geschossen beantworten kann, andere vielleicht zu langen Grübeleien veranlasst. Jonas Pazina muss nicht lange überlegen. "Ich würde den Skaterplatz neu machen", sagt der Gymnasiast, "viele Rampen haben Risse. Und ich würde eine Paintball-Anlage bauen. Das würde bei mir und meinen Freunden gut ankommen." Jonas` Meinung ist diesmal allerdings noch nicht gefragt, da er noch keine 18 Jahre alt ist.

Martin Stichnoth hofft, dass sich viele Wolmirstedter in die Stadtentwicklung einbringen. "Ich bekomme so viele Hinweise, was geändert werden muss", sagt der Bürgermeister, "diese Fragebogenaktion ist der richtige Rahmen, diese Wünsche aufzuschreiben." Eindringlich appelliert er an die Bürger: "Nehmen Sie sich die Zeit!" Schließlich sei das Stadtplanungsbüro Westermann hauptsächlich wegen des Bausteins der Bürgerbefragung ausgewählt worden.