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Seit zwölf Jahren residiert die Volkssolidarität sehr beengt in der Burgstraße Volkssolidarität hofft auf größere Räume

Von Gudrun Billowie 22.02.2014, 02:29

Die Begegnungsstätte der Volkssolidarität in der Burgstraße ist weder behindertengerecht noch ausreichend groß. Abhilfe scheint nicht in Sicht. Es fehlt an Geld und an geeigneten Objekten.

Wolmirstedt l Am Mittwoch war Chorprobe in der Volkssolidarität. Zwölf Männer und Frauen haben am frühen Nachmittag unter der Leitung von Waldemar Becker Frühlingslieder gesungen. So viele Senioren kommen auch zur Stuhlgymnastik. Der Platz reicht für diese Anzahl gerade so aus. Der Raum ist zwar groß, aber durch Fachwerk getrennt. Wirkliche Bewegungsfreiheit auf großer Fläche bietet die Begegnungsstätte nicht. "Wir wünschen uns einen größeren Raum", sagt Chorsängerin Heidemarie Gurzan (68), "wir wollen auch mal mit den anderen Gruppen zusammensein, beispielsweise um groß Fasching zu feiern."

Anni Böhm (71) würde es am besten gefallen, wenn die Volkssolidarität zwei Räume hätte. "Einen großen Raum für Feste und einen kleineren für die Veranstaltungen, in denen nicht so viele zusammen kommen." Auch Begegnungsstättenleiterin Marita Albrecht wünscht sich mehr Platz. Zumal sie sich noch viel mehr Besucher wünscht.

Doch daraus wird wohl so schnell nichts werden. Zum einen stehen in der Stadt keine geeigneten Räume zur Verfügung, zum anderen fehlt es an Geld. Die Räume müssten ebenerdig erreichbar sein. Die Begegnungsstätte ist es nicht. Dahinein führen kleine Stufen, die mit dem Rollator allein unüberwindbar sind. Obwohl in der Innenstadt viele Geschäfte leer stehen, kommen auch die nicht in Frage. Fast alle sind nur über mehrere Stufen zu betreten.

Selbst wenn es einen Raum gäbe, dann bliebe immer noch die Frage, ob mehr Fläche überhaupt finanzierbar wäre. "Die Volkssolidarität ist ein Mitgliederverband und muss sich selbst tragen", erklärt Martina Richter, Geschäftsführerin des Regionalverbandes Ohre-Börde. Zu diesem Regionalverband gehören rund 4000 Mitglieder. In der Außenstelle Wolmirstedt sind 750 Mitglieder erfasst.

Stadt hat 7000 Euro aus dem Haushalt beigesteuert

Ohne Förderung geht es nicht. In Wolmirstedt hat die Stadt bisher 7000 Euro pro Jahr aus dem Stadthaushalt zugeschossen. "Diese Summe deckt in etwa die Kaltmiete", ordnet Marita Albrecht die Unterstützung ein. Für 2014 muss die Volkssolidarität diese Förderung bei der Stadt erst noch beantragen. "Die restliche Finanzierung erfolgt aus den Mitgliedsbeiträgen oder aus den Erlösen von Haus- und Straßensammlungen", sagt Martina Richter.

Ein großer Teil der Arbeit für die reife Generation wird ehrenamtlich geleistet. Marita Albrecht betont: "Ohne unsere Helfer könnten wir viele Aufgaben nicht erfüllen." Chor und Stuhlgymnastik werden von Enthusiasten geleitet, aber auch die Gratulationen zu Geburtstagen, die Krankenbesuche und die Arbeit in den einzelnen Gruppen werden finanziell nicht vergütet. Dennoch werden regelmäßig Reisen und Kulturveranstaltungen angeboten.

Der Blick in die Zukunft bereitet Marita Albrecht jedoch Kopfzerbrechen. "Es gibt kaum Nachwuchs für diese Aufgaben", sagt sie, "ich finde immer jemanden, der einen Kuchen backt, aber nicht viele, die dauerhaft die Verantwortung tragen möchten." Ohne die Ehrenamtlichen würde jedoch ein großer Teil der Fürsorge fehlen.

Kostenpflichtig sind Leistungen wie Essen auf Rädern, die ambulante Pflege, die Hauswirtschaftshilfe oder der Hausnotruf. Dafür stehen in der Außenstelle Wolmirstedt sieben festangestellte Mitarbeiter zur Verfügung, die sich um die Versorgung der Menschen in Wolmirstedt selbst und einigen umliegenden Gemeinden kümmern. Täglich kommen zwei bis drei Senioren in die Begegnungsstätte zum Essen.

Ein Großteil der Arbeit der Volkssolidarität lässt sich jedoch nicht auf Heller und Pfennig abrechnen. "Wir bieten hier in der Begegnungsstätte immer ein offenes Ohr", sagt Marita Albrecht, "wir hören gern zu, wenn unsere Besucher erzählen, dass sie gerade Uroma geworden sind oder wir beschriften Briefumschläge für unsere blinden Besucher." Der Slogan heißt immer noch "Gemeinsam nicht einsam", doch wer nicht mehr zu den Treffen kommen kann, wird nicht vergessen. "Auch den Kranken statten wir Besuche ab", so Marita Albrecht.

Geschäftsführerin Martina Richter ist erst seit einem halben Jahr für diesen Regionalverband zuständig und betreut außerdem noch den Regionalverband Magdeburg-Jerichower Land. "In Magdeburg geht der Trend dahin, dass die Volkssolidarität Kooperationen mit Wohnungsgenossenschaften eingeht", erzählt sie, "die Wohnungsgenossenschaften stellen den Raum, wir das Personal."

In Wolmirstedt seien in diese Richtung noch keine Fühler ausgestreckt worden, räumt Martina Richter ein. Die Geschäftsführerin weiß aber auch: "Wir müssen in die Zukunft denken."

Marita Albrecht sitzt für die Volkssolidarität in der Lenkungsgruppe, die das Stadtentwicklungskonzept neu aufstellt. Ob sich in diesem Rahmen eine Möglichkeit für größere, frei zugängliche Räume ergibt, ist noch unklar. Ergäbe sich etwas, würde Martina Richter genauer schauen.