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Rund 80 Bürger verabschieden Forderungskatalog für den Hochwasserschutz Aktionsbündnis fordert Ausbau der Deiche

Von Gudrun Billowie 07.03.2014, 02:22

Fast 80 Bürger haben am Mittwochabend den Forderungskatalog zum Hochwasserschutz verabschiedet. Er wird Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) zugestellt. Der Minister kommt am 17. März zu einer Podiumsdiskussion in den Katharinensaal.

Wolmirstedt l Die Glindenberger wollen nicht stillhalten, nicht den amtlichen Gang der Dinge abwarten. Sie sind 2013 mit einem blauen Auge davon gekommen, aber sie wissen, dass das nächste Fischbeck auch Glindenberg heißen kann. Die Zeit drängt. "Das Hochwasser ist über sieben Monate her und wir wissen noch nicht, wann welche Schutzmaßnahmen umgesetzt werden", sagt Gisela Gerling-Koehler (FDP), Sprecherin des Aktionsbündnisses Hochwasserschutz an Elbe und Ohre.

"Angesichts der extremen Gefahren während der Hochwasser an Elbe und Ohre erwartet das Aktionsbündnis von allen Behörden eine schnellstmögliche Planung und Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Gebiete und Gemeinden", ist die Forderung. Der Vorschlag, aus den Formulierungen die Schärfe zu nehmen, wurde abgelehnt. "Wir müssen mit klaren Worten zu unseren Forderungen stehen", sagt Reinhard Golz, einer der Mitbegründer des Aktionsbündnisses.

Das Aktionsbündnis steht für die Anrainergemeinden Wolmirstedt, Glindenberg, Heinrichsberg, Loitsche, Zielitz und Farsleben. Rund 80 Bürger, darunter auch sieben Stadträte, waren in den Glindenberger Hof gekommen, um über die sieben Forderungen des Katalogs zu entscheiden. Im Fokus stehen dabei eine verbesserte Informationspolitik, der schnelle Ausbau der Deiche an Elbe und Ohre, die Verbesserung der Grundwassersituation sowie Maßnahmen an der Ohre, die das Wasser schneller abfließen lassen.

Einen Schwerpunkt bildet der Elbdeich zwischen Glindenberg und Heinrichsberg von Kilometer 3,55 bis 7,8. Der sollte längst saniert, mit einer Spundwand befestigt und einem Deichverteidigungsweg auf der Krone versehen sein. Die Spundwand war ein Zugeständnis an den Naturschutz, um Baumfällungen zu vermeiden. Doch dann wurde das Geld gestrichen. "150000 Nutzer wollten schnelleres Internet", erklärt Thomas Schlenker (Grüne), "dahin sind die Mittel gegangen."

Das war vor dem Hochwasser 2013. Nach dem Hochwasser wurde der Plan mit der Spundwand komplett verworfen. Der Deichrutsch an Kilometer sechs am 12. Juni ließ die Behörden umdenken. Um dieses Deichstück zu sichern, mussten in einer nächtlichen Schlammschlacht rund 100 Bäume gefällt werden. Nach dieser Erfahrung soll der Deich ebenso Din-gerecht ausgebaut werden wie die ersten Kilometer und eine Berme bekommen, also einen befestigten Weg neben dem Deichfuß für Rettungsfahrzeuge.

Die Glindenbergerin Heidi Schulze fürchtet beim Deichausbau Querelen mit dem Naturschutz. "Sowie dort ein geschütztes Tier auftaucht, verzögern sich die Arbeiten um ein Jahr", sagt sie, "kann man da nichts machen?" Auch Günther Meinhardt drängt auf Tempo. "Wir brauchen ein Planbeschleunigungsverfahren zum Schutz der Menschen und zur Abwendung von Katas- trophen."

Andy Opitz, SPD-Stadtrat und Leiter der Glindenberger Ortswehr, war während des Hochwassers Tag und Nacht an den Brennpunkten im Einsatz und hat alle Schwachstellen erlebt. Unter anderem war die überflutete Straße nach Heinrichsberg ein Problem. "Sie muss erhöht werden", sagt er, "wir brauchen diese Straße neben der Verbindung nach Wolmirstedt als zweiten Rettungsweg. Dort sind keine Schranken im Weg."

Ulrich Höhne möchte vom Umweltminister wissen, welche Strategie es gibt, um die Absenkung des gesamten Gebietes beim Hochwasserschutz zu berücksichtigen.

Der Hochwasserschutz umfasst Elbe und Ohre. Das Wasser am Handwerkerring kam im Juni 2013 von der Ohre, die am alten Schacht in Zielitz über den linken Deich gelaufen war. Der Din-gerechte Ausbau dieses Ohredeiches steht ebenfalls im Forderungskatalog.

Die Ohre macht auch den Wolmirstedtern zu schaffen. "Nach vielen Ohre-Hochwassern haben wir uns vor Jahren zu einer Bürgerinitiative zusammengefunden", sagt Jürgen Bednorz, der am Küchenhorn wohnt, "wir fordern vor allem die Unterhaltung und Wiederherstellung der Gräben." Die Erfahrung mit Ämtern und Behörden wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative in das Aktionsbündnis einbringen.

Umweltminister Aeikens kommt am Montag, 17. März, um 18.30 Uhr zu einer Podiumsdiskussion in den Katharinensaal.