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Johannes Könitz und Martina Lehmann schaffen eine Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch Trauernde sind mit Gefühlen nicht allein

Von Tina Sauer 16.04.2014, 03:17

Das "Trauerkaffee" hat am Dienstag in Barleben eröffnet. Das Angebot soll Menschen in vergleichbaren Situationen einen Ort geben, um Erfahrungen zu teilen.

Barleben l Geteiltes Leid ist halbes Leid: Diese Devise hält Pfarrer Johannes Könitz für zutreffend, um das "Trauerkaffee" zu beschreiben, das gestern eröffnet wurde. In der Begegnungsstätte der Volkssolidarität im Breiteweg 147 in Barleben hatten sich dazu die ersten Gäste eingefunden.

Der Name "Trauerkaffee" sei allerdings nicht wörtlich zu nehmen. "Es ist ein Angebot für trauernde Menschen, die ihr Leid zur Sprache zu bringen wollen", erklärt Könitz. Aber genauso wichtig sei das Zuhören, fügt Martina Lehmann hinzu. Die ausgebildete Pflegerin hat zusammen mit Pfarrer Johannes Könitz das Angebot des "Trauerkaffees" ins Leben gerufen.

Thema gehört zum Leben dazu

"Als Pfarrer habe ich gemerkt, dass sich meine Aufgaben über die Jahre verändert haben. Ich kann bei dem Einzelnen nicht mehr so präsent sein, wie ich das gerne möchte", erläutert Könitz. Aus diesem Grund habe er eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Trauerbegleiter in Berlin absolviert, zusammen mit Martina Lehmann. "Man sollte, wenn möglich, eine solche Ausbildung nicht alleine machen", erklärt Könitz. Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres sind beide zertifizierte Trauerbegleiter. "Während dieser Ausbildung haben wir von der Idee des `Trauerkaffees` gehört und es auch in unserer Gemeinde umsetzen wollen", sagt Könitz.

Das sensible Thema Trauer gehöre zum Leben dazu. "Trauer ist gesund", findet Martina Lehmann. Die Barleberin möchte vor allem für die Menschen, die dieses Leid durchleben, da sein. "Unser Angebot soll keine Therapie sein", erzählt sie, "wir geben den Menschen nur einen Ort und bringen sie ins Gespräch."

Pfarrer Johannes Könitz und Pflegerin Martina Lehmann haben sich vorgenommen, das Thema "Trauerkaffee" langsam anzugehen. "Wir müssen den Menschen erst bewusst machen, dass es dieses Angebot gibt und dass sie diese Chance nutzen können", sagt Johannes Könitz. Auch sei das Angebot nicht nur an Barleber gerichtet. "Wer das Bedürfnis hat, seine Erfahrungen zu teilen und sich mit anderen Menschen zu treffen, die sich in der gleichen Situation befinden, kann gerne zu uns kommen."

Trauernde sind nicht allein

Ein wichtiger Aspekt ist laut Könitz auch, dass sich die Trauernden wohl fühlen. "Was in dieser Runde besprochen wird, bleibt auch in dieser Runde." Mit Kerzen wollen die beiden Trauerbegleiter Geborgenheit symbolisieren. "Außerdem kennen viele Menschen die Begegnungsstätte und waren schon einmal hier, es ist also ein vertrauter Ort", sagt Könitz.

Ziel des Angebotes sei es, die Not der Trauernden zu lindern. "Am besten helfen können dabei andere Menschen mit solchen Erfahrungen, die erzählen können, wie sie damit umgehen", erklärt Johannes Könitz. Es wirke schon, wenn der Trauernde weiß, dass er nicht allein ist. "Als Außenstehender kann man die Gefühle nicht nachvollziehen, mit denen trauernde Menschen leben", sagt Martina Lehmann. Dafür sei das "Trauerkaffee" da.

Jeden dritten Dienstag im Monat öffnet das "Trauerkaffee" in der Begegnungsstätte in der Zeit von 16.30 bis 18 Uhr. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 0160/5688353 möglich.