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Die Familien Meinhard und Wolniczak geben Adebar eine Herberge Glindenberger bauen Storchennester

Von Gudrun Billowie 05.06.2014, 03:17

Störchen werden in Glindenberg Nester bereitet. Sogar von Bürgern im eigenen Garten. Ab und an schauen sich ein paar Adebare die potentiellen Brutmöglichkeiten an. In diesem Jahr sind sogar erstmals welche geblieben. Bei Familie Meinhard im Garten.

Glindenberg l "Willkommen in Glindenberg" heißt es auf dem Feldstein, der auf dem Kreisverkehr am Ortseingang steht. Diesen Willkommensgruß nehmen Störche gerne für sich in Anspruch und brüten im Nest, das ein paar Meter weiter auf einem Mast thront. Sie kehren seit Jahren dorthin zurück. Nun sind sie nicht mehr allein. Bei Familie Meinhard in der Wolmirstedter Straße hat sich ein zweites Storchenpaar angesiedelt. Auf dieses Ereignis haben die Meinhards zehn Jahre gewartet. Günter Meinhards Mühe wird endlich belohnt.

Bereits 2004 hatte der Glindenberger auf seinem Grundstück ein Nest gebaut. "Ich habe mir zwei alte Strommasten besorgt und aneinander geschraubt", erzählt er. Die Mitarbeiter des Naturschutzbundes (Nabu) haben beim Aufstellen geholfen und die Unterlage für das Nest angebracht. Das Nest selbst hat Günter Meinhard vom Storchendorf Loburg geholt. "Schon oft wollten sich Störche in diesem Nest niederlassen, aber sie wurden von anderen Störchen vertrieben", erzählt Günter Meinhard. Als Störenfriede verdächtigt er die Störche vom Kreisverkehr. "Es gab heftige Revierkämpfe", hat Günter Meinhard beobachtet, "die Störche haben sich sogar blutig gehackt."

In diesem Jahr jedoch hat ein Storchenpaar den Platz verteidigt. Bis aufs Blut, aber siegreich. Nun sitzen sie tapfer im Nest und brüten.

Die Störche sind am 30. April gelandet und haben dem Platzhirsch, besser: dem Platzstorch vom Kreisverkehr buchstäblich die Stirn geboten. Der musste letztlich geschlagen abfliegen und sich nun damit abfinden, dass es in unmittelbarer Nachbarschaft Nahrungskonkurrenten gibt.

Das neue Paar stammt aus Sachsen-Anhalt. Günter Meinhard hat mittels Fernrohr die Markierung auf den Ringen seiner Adebare identifiziert und an die Beringungszentrale auf Hiddensee gemeldet. Von dort wurde er über die Reise des 2011 beringten Pärchens informiert. Sie tragen so poetische Namen wie HE 524 und HE472. Storch HE 524 stammt aus der Gegend von Wittenberg und wurde im vergangenen Jahr in Wolfenbüttel gesichtet. In Glindenberg lebt er nun 91 Kilometer westnordwestlich vom Beringungsort entfernt. Der andere Storch heißt HE472 und wurde in Bitterfeld amtlich erfasst. Zwischendurch identifizierten ihn Storchenkundige bei Meißen. HE 472 lebt nun 45Kilometer westnordwestlich jenseits seines Beringungsorts. Wer von beiden Männchen und Weibchen ist, lässt sich bisher nicht genau sagen. Auch die Anzahl der Eier kennt Günter Meinhard nicht.

Derlei Aufregung steht dem Ehepaar Renate und Jürgen Wolniczak noch bevor. Sie haben im vergangenen Jahr einen alten Starkstrommast neben dem Pflaumenbaum in die Erde gerammt, Holzscheite drumherum gestapelt und somit ein Schmuckstück in ihren Garten gesetzt. Das Nest auf dem Mast hat Jürgen Wolniczak aus Ästen selber gefertigt. In diesem Jahr sind bereits ein paar Äste dazugekommen. Die sind von einem Storch, "diesem majestätischen Vogel", wie Jürgen Wolniczak sagt, an das vorhandene Nest angebaut worden. Vierzehn Tage lang werkelte Meister Klapperschnabel an seiner Behausung herum, dann flog er wieder davon. Inzwischen landet er wieder ab und an auf dem Wolniczak-Nest, aber zum dauerhaften Bleiben kann sich Adebar wohl noch nicht durchringen.

"Geduld", gibt Günter Meinhard mit auf den Weg. Es sei ja schließlich auch immer die Frage, ob die Elbauen genügend Nahrung für alle bieten. Somit begrüßt auch Ortsbürgermeister Alfons Hesse das Dasein der Weißröcke. "Störche zeigen an, ob das unmittelbare Ökosystem intakt ist." Und so neu ist die Glindenberger Storcherei gar nicht. Alte Schwarz-Weiß-Fotos zeigen über zehn friedlich nebeneinander stehende Störche auf einem Dach.