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Die Gemeinde Hohe Börde beschließt kontrovers diskutierte Schulentwicklungsplanung Rat will zwei Schulen schließen

Von Maik Schulz 19.07.2014, 01:13

Die Grundschulen Eichenbarleben und Rottmersleben sollen 2016 beziehungsweise 2017 geschlossen werden. Das hat der Gemeinderat Hohe Börde mit seiner Schulentwicklungsplanung nach heftigen Diskussionen beschlossen.

Irxleben/HoheBörde l Mit 14gegen 5 Stimmen und einigen Enthaltungen hat der Gemeinderat die mittelfristige Schließung der Grundschulen in Eichenbarleben ab 2016 und Rottmersleben ab 2017 beschlossen. Vorausgegangen war der Entscheidung ein Mal mehr eine kontroverse Diskussion über die Frage: Erhalt aller sechs Schulstandorte oder Konzentration auf zukünftig vier - und inzwischen auch auf fünf - Schulstandorte!

"Größere Schulen bieten mehr Freiraum, die Lehrerstunden können besser verteilt, Gruppenunterricht ermöglicht, schulpädagogische Konzepte (...) umgesetzt und viel mehr Angebote für die Schüler realisiert werden." - Ernst Daenecke (CDU)

Der Schackensleber Ortsbürgermeister Ernst Daenecke (CDU) argumentierte für vier starke - zum Teil noch zu sanierende beziehungsweise neu zu bauende - Grundschulen (Hermsdorf und Bebertal): "Wir entscheiden heute über unsere Möglichkeiten als Gemeinde, Lehrern gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu geben. Wir entscheiden heute, wie wir die Zukunft unserer Kinder gestalten wollen. Größere Schulen bieten mehr Freiraum, die Lehrerstunden können besser verteilt, somit Gruppenunterricht ermöglicht werden. Schulpädagogische Konzepte können in einem attraktiven Schulumfeld besser umgesetzt und mehr Angebote für die Schüler realisiert werden als in kleinen Schulstandorten. Deshalb streben wir vier zukunftssichere Schul- standorte in Bebertal, Irxleben, Hermsdorf und Niederndodeleben an."

"Wir haben sechs gut arbeitende Schulen, die in das Dorfleben integriert sind.(...) Das in der vagen Hoffnung auf Millionen an Fördermitteln ohne Not zu zerschlagen, ist unglaublich." - Enrico Feller (Bürgerinitiative)

Kritiker wie der Rottmersleber Enrico Feller von der Bürgerinitiative für den Erhalt aller sechs Grundschulen erklärte vor der Ratssitzung: "Allein in Bebertal sollen vier Millionen Euro investiert werden, für den Neubau der Hermsdorfer Schule noch mehr. Kein Mensch weiß, ob die erhofften Födermillionen fließen. Wir haben sechs gut arbeitende Schulen, die gut in das Dorfleben integriert sind. Die Rottmersleber Schule hat genug Schüler. Das jetzt in der vagen Hoffnung auf Millionen an Fördermitteln ohne Not zu zerschlagen, ist unglaublich."

Ähnlich argumentierte der Rottmersleber Gemeinderat Helmut Harpke (Grüne): "Für die Umsetzung der Pläne in Bebertal und Hermsdorf brauchen wir Zeit. Es ist völlig verfrüht, jetzt Schulstandorte zu schließen, die vielleicht in der Bau- und Sanierungsphase von Hermsdorf und Bebertal noch benötigt werden. Ich halte auch eine Diskussion über einen fünften Schulstandort im westlichen Gemeindegebiet, zum Beispiel im ziemlich zentral gelegenen Schackensleben, für sinnvoll. Auf Landesebene gibt es derzeit viel Bewegung, auch kleinere Grundschule sollen wohl gefördert werden." Harpke mahnte zur Zurückhaltung bei Schulschließungsplänen, um sich in der Zukunft nicht selbst Chancen zu verbauen. Harpke betonte: "Vier bis fünf Jahre brauchen wir alle sechs Schulen."

Möglich wäre der Erhalt aller sechs Schulstandorte gewesen, wenn die Gemeinde die Einzugsbereiche der sechs Schulen geändert hätte. Mittelfristig ist mit 690 Schülern im Gemeindegebiet zu rechnen - allerdings mit Schwerpunkt im östlichen Gemeindegebiet.

Die Verwaltung hatte dem Gemeinderat neben der beschlossenen Variante (C) unter anderem vier Vorschläge für die Änderung der Schuleinzugsbereiche unterbreitet. Ursprünglich hatte die Gemeinde auch die Veränderung der Schuleinzugsbereiche erwogen - für den Fall, dass die bisherigen Pläne mit befristetem Erhalt aller sechs Grundschulen bis 2017/2018 und dem parallel dazu erhofften Neubau der Hermsdorfer Grundschule scheitern sollten, hatte der Gemeinderat 2013 beschlossen, die Schuleinzugsbereiche zu ändern.

Daran erinnerte Eichenbarlebens Ortsbürgermeister Detlef Binkowski (CDU): "Wir haben genügend Kinder, unsere Kitas sind voll. Eichenbarleben hat beste Voraussetzungen, liegt im Grünen ohne Verkehr, ist so gut wie barrierefrei. Sicherlich sind Sanierungen erforderlich, aber die Landes-CDU will auch die Sanierung kleiner Landschulen fördern."

Binkowskis Ochtmersleber Amtsbruder Günter Kohl unterstrich: "Ich werde nicht für die Schließung irgendeiner Grundschule stimmen. Ich kann sonst keinem Elternhaus mehr in die Augen sehen. Dafür haben sich auch viele meiner Ratskollegen im Kommunalwahlkampf eingesetzt. Und jetzt? Und was wird eigentlich aus den leeren Schulen?"

"Jeder Gemeinderat kann mit seiner Stimme für den Erhalt aller Grundschulen stimmen. Heute muss jeder bekennen, wofür er steht." - Hans Eike Weitz (SPD)

Binkowskis Antrag, den Schulstandort Eichenbarleben zu erhalten, die Schuleinzugsbereiche so zu ändern, dass alle sechs Grundschulen die erforderliche Mindestschülerstärke bekommen, scheiterte an 14Gegenstimmen. Auch ein Antrag von Rottmerslebens Ortsbürgermeister Hans Eike Weitz (SPD), die Schuleinzugsbereiche entsprechend der Meinungsbildung auf der Ratssitzung Anfang Juni zu ändern, scheiterte. Danach sollten die Groß Santersleber Kinder fortan in Eichenbarleben beschult werden. "Das wäre leicht umzusetzen. Jeder einzelne Gemeinderat kann mit seiner Stimme für den Erhalt aller Schulen stimmen. Heute muss jeder bekennen, wofür er steht", erklärte er unter Beifall der anwesenden Schulschließungsgegner. Es half nichts. Gescheitert ist auch ein Antrag Helmut Harpkes, grundsätzlich einen fünften neuen Schulstandort und dessen Schuleinzugsbereich in die Schulentwicklungsplanung aufzunehmen.