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Rogätzer Jungstorch wird mit GPS-Sender ausgerüstet / Dr. Michael Kaatz leitet erfolgreiche Aktion "Nils" nimmt großen Trubel gelassen hin

Von Detlef Eicke 04.08.2014, 03:32

In einer spektakulären Aktion ist auf dem Grundstück der Rogätzer Familie Buckler ein Jungstorch mit einem Sender markiert worden. Ziel ist, das faszinierende Zugverhalten des Storches genauer zu untersuchen.

Rogätz l Die Werkfeuerwehr der K S Kali GmbH, Werk Zielitz, stellte eine Hubrettungsbühne zur Verfügung. Leiter des große Sorgfalt verlangenden Vorhabens war Dr. Michael Kaatz vom Storchenhof Loburg.

Die Hubrettungsbühne ermöglichte dem Storchenexperten die Auffahrt zum Horst. 20 Meter in die Höhe ging die Reise, um zum Jungvogel zu gelangen. Dort wurde "Nils" behutsam aufgenommen. "Das war nicht allzu schwierig, Nils hat vorzüglich mitgearbeitet", zeigte sich Dr. Kaatz über die stressfreie Aktion zufrieden. Nach dem Abstieg wurde der Jungstorch gewogen und vermessen, auf seinen gesundheitlichen Zustand überprüft, eine Blut- und Federprobe für die DNA entnommen. 3,6kg brachte Nils auf die Waage und die Experten zur Erkenntnis: "Dieser Bursche ist nicht übergroß, steht aber gut im Futter."

Wildgänse schummeln den Störchen ein Gelege unter

Wie es zur Namensgebung kam, erzählt Bruno Buckler. "Am 21. Juni wollten wir den Storchennachwuchs beringen. Dabei stellten wir fest, dass Nilgänse zwei Eier im Horst abgelegt hatten. Sie zogen weiter und überließen das Gelege seinem Schicksal. Wir nutzten den Wortstamm und schon hieß unser Jungstorch Nils." Die Beringung war turnusmäßig wie in jedem Jahr Ende Juni vorgesehen. "Nils ist noch zu klein - also ein Spätgeborener", stellten Peter Gottschalk und Falk Höhne, beide vom NABU, fest. So unterblieb die Beringung. Der davon unterrichtete Dr. Kaatz nahm das erfreut zum Anlass, diesen "Spätgeborenen" in das laufende Forschungsprogramm, das gemeinsam mit der Universität Jerusalem betrieben wird, aufzunehmen. Nils war daher prädestiniert, mit einem solarbetriebenen GPS-Sender (Global Positioning System) ausgestattet zu werden. "Dank moderner Technik ist es uns möglich, das Zugverhalten nun genauer zu untersuchen. Wir erfahren mehr über Auswirkungen von Umweltveränderungen, aktuelle Verschiebungen der Zugrouten und die hohe Sterblichkeit der Jungstörche", erklärte Dr. Michael Kaatz.

Gewicht des Senders für das Tier keine Belastung

Studien haben gezeigt, dass das Gewicht des Senders den Vogel nicht beeinträchtigt. Jungvögel werden etwa zwei Wochen vor dem Ausfliegen am Nest gesendert. Die Besenderung ist dank tatkräftiger Unterstützung der Werkfeuerwehr der K S Kali GmbH, Werk Zielitz, erfolgreich absolviert worden. Wehrleiter Uwe Grigoleit und sein Team waren sofort bereit, die Hubrettungsbühne zur Verfügung zu stellen. "Wir wurden angefragt zu helfen, das haben wir sehr gern getan."

Zur Geschichte. Auf dem Grundstück der Familie Buckler, dort war die ehemaligen PGH Bau beheimatet, befindet sich ein auf 20 Meter Höhe reduzierter Schornstein. Im Jahr 1986 errichtete Kurt Gutschmidt dort den Horst. Dieser wurde im darauffolgenden Jahr erstmals von Störchen besiedelt und bis heute regelmäßig als Brutstätte genutzt. "Storchenvater" Bruno Buckler berichtet: "Der Storch sucht sich einen erhabenen und sicheren Standort, an dem er brüten kann. Der Schornstein ist sehr hoch und bietet den Tieren einen guten Weitblick. Bei Gefahr klappert der im Nest Verbliebene und ruft seinen Partner, der zur Hilfe herbeieilt."

Die Familie Buckler verfolgt ein ehrgeiziges Ziel. Sie möchte gern einen Schaukasten vor ihrem Grundstück aufstellen, um über das Verhalten der Störche zu informieren. "Wir haben den NABU um Unterstützung gebeten. Der Elbe-Radweg führt viele Leute bei uns vorbei. Wir können deren Fragen beantworten und Wissenswertes über unsere Störche berichten."

Nach der Beringung und Besenderung wurden in gemütlicher Runde am schönen Elbhang die relevanten Storchendaten ausgetauscht und die erfolgreiche Aktion bei Kaffee und Kuchen gefeiert. Als der israelische Wissenschaftler Shay Rosics, Doktorand der Universität Jerusalem, der seit vier Jahren Forschungen an den Storchenhorsten Deutschlands betreibt, bewundernd einschätzte: "Das ist der schönste Storchennistplatz Deutschlands", waren alle Rogätzer und beteiligten Helfer mit Recht stolz.