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Lions Club Ohrekreis begrüßt 160 Gäste zum traditionellen Benefiz-Kabarett in der Wellener Dorfscheune Die "Kugelblitze" machen gründlich sauber

Von Regina Malsch 12.11.2014, 01:10

Ein Kabarettabend gehört für den Lions Club Ohrekreis seit langer Zeit zum Jahresprogramm. Diesmal zeigten die "Kugelblitze" Sabine Münz und Ernst-Ulrich Kreschel so manche Kehrseite in Wellen.

Wellen l Eigentlich will keiner die Kehrseiten sehen. Doch! Die "Kehrseiten" der "Kugelblitze" muss man gesehen haben. Das jedenfalls meinten die rund 160 Besucher des jüngsten Kabarettabends in der Dorfscheune in Wellen, die das aktuelle Programm der Magdeburger "Kugelblitze" mit reichlich Beifall belohnten.

Wolfgang Werner, Präsident des Lions Clubs Ohrekreis, freute sich sehr über das volle Haus. "Danke, dass sie gekommen sind und so mithelfen, dass wir erneut besondere Projekte in der Region finanziell unterstützen können. Der Erlös dieses Abends wird wie immer komplett gespendet", sagte er zur Begrüßung. Er bedankte sich bei den Helfern vom Verein "Bürger für Wellen" und besonders bei Lionsmitglied Holger Häberer und seiner Familie, die die Kabarettabende seit vielen Jahren organisieren. Seit den ersten Benefizveranstaltungen mit Hans-Günther Pölitz gibt es in Wellen und Umgebung zahlreiche Fans dieser hintergründigen Unterhaltung. Nachdem dann mehrere Male die Hengstmann-Brüder Erfolge feierten, waren nun erstmals die Kugelblitze zu Gast.

Mit ihren "Kehrseiten" boten auch Sabine Münz und Ernst-Ulrich Kreschel intelligente Kabarettkost, gespickt mit vielen aktuell-politischer Aufregern. Die Texte voller Hintersinn und Wortwitz stammen von den beiden Bühnenprotagonisten sowie von Claus Thaler und Ulf Reichmann. Kreschel und Münz verkaufen sie mit Bravour - ob in Liedern, in Monologen oder Szenen gepackt. Die Spielarten und Figuren wechseln rasant und dass dabei immer mal wieder das Publikum einbezogen wurde, kam besonders gut an.

Beispielsweise holte sich Sabine Münz aus der ersten Reihe Wolfram Brinck aus Niederndodeleben auf die Bühne. Was sie nicht wissen konnte - Brinck ist ein begnadeter Laiendarsteller beim Holzhaustheater Zielitz. Als sie ihm als Ärztin beweisen wollte, dass ihm eine postmortale Organspende bevorsteht, spielte Brinck sie fast an die Wand.

Nicht nur die Lachmuskeln des Publikums wurden an diesem wunderbaren Kabarettabend beansprucht, auch das Hirn bekam Futter. Etwa wenn es darum geht, die Kehrseite der Organspende zu beleuchten. Nach dem Arztvortrag von Münz öffnete Kreschel mit seinem Song "Wir sind nur hirntote Hamster im Glücksrad" dem Publikum die Augen und setzte dabei den Blick des Wahnsinnigen auf. Herrlich!

Gleich zu Beginn hatte das Duo als Putzkolonne in Kittel und Kopftuch in der Wellener Dorfscheune gründlich saubergemacht und Lachsalven provoziert. Thema Mindestlohn. Die Kehrseite von Lohneinbußen kann nur mit Schnäpschen ertragen werden. Ein komödiantisches Feuerwerk, bei dem einem manchmal das Lachen im Halse steckenblieb. Münz demonstrierte die Facetten ihres Könnens innerhalb von Minuten. Eben noch die saufende, pöbelnde Putzfrau, schmettert sie stimmgewaltig eine Opernarie "Ein Fleck hier, ein Fleck da". Welch ein Kontrast!

Besonders als Dame der High Society beim Benefizball "Eine Welt ohne Hummer" spielt Münz ihre komödiantische Gabe voll aus. Jeder Satz im Wiener Schmäh ist ein Amüsement. Kreschel kann - lustig als Frau verkleidet - nicht ganz mithalten. Einen weiteren Höhepunkt des Abends lieferte Münz als Merkel-Verschnitt.

Etwas Klamauk hatte der Abend auch zu bieten. Die Geissens, jenes prollige Millionärs-Paar aus dem Fernsehen, verirrte sich nach Wellen. Kreschel als "Roooobert" und Münz als sein Blondchen waren in dieser Rolle beide sehr stark. Ein weiteres kabarettistisches Highlight sollte der "Sachsen-Anhalt-Bestattertag" werden. Allerdings reagierten einige ältere Gäste bei der Anrede "Sehr geehrte Leichen von morgen!" etwas pikiert, zumal Münz die Wellener als total überaltert klassifizierte. Der Beifall blieb verhalten. Lacher gab es erst wieder, als die Urne-to-go als eine klasse Erfindung gepriesen und das Modell "Fidel Castor", in dem auch geschasste Politiker als Altlasten entsorgt werden können, vorgestellt wurde.