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Kirchengemeinde Rottmersleben beherbergt einen Somalier und hofft, dass er dauerhaft in Deutschland bleiben darf Asylant erfährt Hilfe aus vielen Richtungen

Von Constanze Arendt-Nowak 03.01.2015, 02:09

Die Rottmersleber Kirchengemeinde gibt derzeit einem Afrikaner Asyl, der hofft, dauerhaft in Deutschland bleiben zu dürfen. Die gesetzliche Lage ist nicht einfach, doch von der Bevölkerung wurde er angenommen und hat so auch bereits Unterstützung von dieser Seite erfahren.

Rottmersleben l Eine Abordnung des Rottmersleber Jugendclubs übergab im letzten Gottesdienst vor dem Jahreswechsel einen Scheck in Höhe von 100Euro an den Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates, Hans-Eike Weitz, und Pfarrer Thomas Wolter. Ein Zeichen dafür, dass die jungen Leute, die sich im Jugendclub aufhalten, nicht nur an sich denken, sondern sich aktiv in das Dorfleben einbinden. Bei größeren Zusammenkünften lassen sie häufig die Spendenbüchse herumgehen, um anschließend die Schule oder die Kindertagesstätte zu unterstützen. Oder eben die Kirchengemeinde.

Das überreichte Geld ist zweckbestimmt und soll die Betreuung von Aziz Abdulrahman Abdalla unterstützen. Der 44-Jährige, der aus Somalia stammt, hat im Kirchspiel Ackendorf-Rottmersleben vorübergehend eine Bleibe gefunden.

Schon seit längerer Zeit ist der junge Mann in Europa unterwegs und war zuletzt im Asylbewerberheim in Burg. Pfarrer Thomas Wolter ebnete ihm dann den Weg nach Rottmersleben, nachdem er, wie er selbst sagt, über eine Organisation, die sich gegen Rassismus engagiert, von dem Schicksal des Aziz Abdulrahman Abdalla erfahren hatte. Diese Organisation hatte viele Kirchengemeinden angeschrieben und um Hilfe gebeten.

Hintergrund war, dass dem Mann aus Afrika zu diesem Zeitpunkt, als der Hilferuf den Pfarrer ereilte, nur noch eine kurze Zeit blieb, ehe er des Landes verwiesen werden sollte. Sein Antrag, in Deutschland bleiben zu dürfen, war bisher noch nicht bearbeitet worden.

So war der Ausweg ein sogenanntes "Kirchenasyl", also eine zeitlich befristete Aufnahme eines Flüchtlings ohne legalen Aufenthaltsstatus, dem in seinem Herkunftsland Folter oder Tod oder durch die Abschiebung nicht hinnehmbare Härten drohen würden. "Aufgrund einer schweren Krankheit wäre er, wenn er eines Tages in sein Heimatland zurückkommen würde, dem Tode geweiht. Hier ist die ärztliche Hilfe, die er benötigt, gegeben", unterstreicht Hans-Eike Weitz.

In der Zeit des Kirchenasyls wird vor rechtlichen, sozialen und humanitären Aspekten geprüft, ob ein neues Asylverfahren erfolgversprechend ist. Behörden und Gerichte werden über den Aufenthalt unterrichtet. "Die Gesetzeslage ist nicht einfach", gibt Thomas Wolter zu bedenken.

Nach mehreren Wochen Aufenthalt in Rottmersleben kann der Pfarrer nun aber sagen, dass Aziz Abdulrahman Abdalla, zur Ruhe gekommen ist. "Er hat immer noch Schmerzen und muss Medikamente nehmen, aber ist seelisch ausgeglichener und ausgeruht", berichtet der Pfarrer, der aus Gesprächen mit dem Somalier weiß, das seine Zeit im Asylbewerberheim viele Strapazen mit sich brachte.

Auch Hans-Eike Weitz, nicht nur Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, sondern auch Ortsbürgermeister, besucht ihn regelmäßig und hat Grund zur Freude. "Die Bevölkerung hat ihn gut aufgenommen", sagt er. Schon als es vor einigen Wochen darum ging, dem Somalier Asyl zu bieten, war sich der Gemeindekirchenrat einig und stimmte dem einhellig zu. "Rottmersleber haben ihm einen Weihnachtsbaum geschmückt und eine ältere Frau hat ihm eine Mütze gestrickt, damit er nicht friert", berichtet Weitz weiter.

Wie lange Aziz Abdulrahman Abdalla in Rottmersleben bleiben wird, ist derzeit noch ungewiss. Ein Anwalt kümmert sich um sein Bestreben, dauerhaft in Deutschland bleiben zu dürfen. Er selbst nutzt die Zeit, um seine Deutschkenntnisse weiter zu vervollkommnen.