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Dem drohenden Leerstand sollen Kleingartenvereine gute Konzepte entgegensetzen Brachen könnten Gartenparks sein

Von Gudrun Billowie 28.01.2015, 02:08

In den Wolmirstedter Kleingartenvereinen stehen bisher nur wenige Gärten leer. Die demografische Entwicklung lässt jedoch vermuten, dass in 15 Jahren etwa 30 Prozent der Gärten nicht mehr gebraucht werden.

Wolmirstedt l Wolmirstedts Kleingärten sind gefragt. Während Kleingartenvereine in anderen Gemeinden längst über brache Flächen reden, wird hier noch fast jeder Garten genutzt. 18 Kleingartenanlagen gibt es in der Stadt. Lediglich in den Kleingartenanlagen Elbeu und "1947" stehen einige Gärten leer. Grund zur Besorgnis sieht Armin Bartz, Vorsitzender des Kreisverbandes der Kleingärtner, jedoch noch nicht. "Dieser Leerstand ist der normalen Fluktuation geschuldet."

Besorgter fällt der Blick in die Zukunft aus, denn der demografische Wandel macht sich auch zwischen Rosenstöcken und Erdbeerbeeten breit. "Der Alterdurchschnitt in den Wolmirstedter Vereinen liegt zwischen 60 und 62 Jahren. Nur 10 Prozent der Kleingärtner sind jünger als 40 Jahre alt. Diese Konstellation bedeutet, dass in den nächsten 15 Jahren etwa 30 Prozent unserer Pächter ihre Gärten aufgeben werden." Noch ist der Druck des Leerstands nicht da, aber er wird kommen und Armin Bartz hofft, dass die Vereine die Augen nicht vor dieser Entwicklung verschließen.

"Jeder Verein ist gefordert, ein Entwicklungskonzept für die nächsten 15 Jahre zu erarbeiten", sagt Armin Bartz. Das kann beispielsweise bedeuten, dass an Spartengrenzen leer werdende Gärten nicht mehr verpachtet werden, sodass eine geschlossene Randlage entsteht. Diese Flächen könnten an den Bodeneigentümer zurückgehen und Kleingartensparten könnten sich auf diese Weise verkleinern. "Solch strategisches Denken ist wichtig, damit Vereine nicht eines Tages immens für leerstehende Gärten bezahlen müssen", erklärt Armin Bartz.

In Wolmirstedt gehören Grund und Boden vor allem der Kommune, aber auch der Kirche und privaten Verpächtern. Sie alle haben mit dem Kreisverband der Kleingärtner einen Vertrag geschlossen und der wiederum mit den Vereinen.

Freiwerdende Randstreifen könnten Bauland werden, aber Armin Bartz hat eine weitere Vision. "Bodeneigentümer könnten mit den Kleingartenvereinen zielgerichtet daran arbeiten, dass brache Gartenflächen in Kleingartenparks umgestaltet werden." Wie auch immer dem drohenden Leerstand begegnet werde, der Kreisvorsitzende mahnt die Vereine ausdrücklich, aus eigener Kraft an der Zukunft ihrer Sparten zu arbeiten.

Die vom demografischen Wandel aufgeworfenen Fragen sollen nicht allein mit der Verkleinerung von Kleingartenspartenflächen beantwortet werden. "Wir wollen auch junge Leute gewinnen", sagt Armin Bartz. Er weiß, auch wenn viele sich ein Häuschen mit Garten anschaffen, so gibt es dennoch junge Familien, die einen Schrebergarten suchen.

Damit dem Nachwuchs die Lust am Gärtnern nicht schneller vergeht, als sie gekommen ist, sollen die Regelungen des Bundeskleingartengesetzes weit ausgelegt werden. Die sogenannte Drittelregelung, nach der ein Garten grob gesagt aus einem Drittel Rasen, einem Drittel Blumen und einem Drittel Obst und Gemüse bestehen soll, wird künftig nicht ganz streng gehandhabt. "Wer seinen Garten zu zwei Dritteln mit Rosen bepflanzt, soll es tun", sagt Bartz, "nicht jeder muss einen Bauerngarten erschaffen."

So laut der Ruf nach jungen Familien auch hallt, manchmal gibt es Ärger, wenn sie einen Garten gepachtet haben. Alteingesessenen Herrschaften macht der schon lange nicht mehr gewohnte Kinderlärm manchmal zu schaffen. "Da gibt es Regelungen", sagt Armin Bartz, "und zwischen 13 und 15 Uhr muss Ruhe herrschen." Andersherum erinnere er die reifere Generation daran, dass sie selbst einst Kinder im Kleingarten großgezogen habe.

Wachsen sich Probleme von Neupächtern bei der Gartenbewirtschaftung jedoch aus, werden die Verträge nach einem Jahr problemlos aufgelöst. Die Vereine sind dazu übergegangen, erst einmal einen auf ein Jahr befristeten Vertrag zu schließen und eine Vorrauszahlung der Nebenkosten zu verlangen. Geht alles gut, wird der Vertrag nach dieser Zeit in einen unbefristeten umgewandelt. "Durch diese Art Probezeit wird bei Bedarf der schwere Gang einer ordentlichen Kündigung vermieden", so Bartz, "in 90 Prozent der Fälle folgt jedoch der unbefristete Vertrag."

Zum allergrößten Teil ist der Kreisvorsitzende stolz auf seine Kleingärtner. "Die Mehrheit der Parzellen sieht top aus." Gute Kleingartenarbeit wird neuerdings vom Bürgermeister belohnt. "Im Jahr 2014 wurde die Kleingartensparte 1947 e.V. mit einem Pokal ausgezeichnet", erzählt Armin Bartz. Dabei wurden die Gestaltung, die Ordnung und Sauberkeit sowie die aktive Vorstandsarbeit bewertet. Dieser Wettbewerb erfülle noch einen weiteren Zweck. "Die Kontakte zwischen Kleingartenvereinen und kommunalen Vertretern werden dabei vertieft."

Damit Vereinsvorstände den rechtlichen Anforderungen dieses Ehrenamtes gewachsen sind, bietet der Kreisvorstand regelmäßig Schulungen an. Die nächste findet Sonnabend, 21. Februar, ab 9.30 Uhr in der Raststätte B189 statt.