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Kreisausschuss diskutiert über höhere Kosten beim Bau des Kreishauses "Jedes Jahr gehört dem Landkreis eine Steinreihe"

Von Marita Bullmann 24.02.2015, 02:31

Konträre Diskussionen und doch Einigkeit im Kreisausschuss: Das neue Kreishaus muss gebaut werden. 2,5 Millionen Euro wurden bereits investiert, und die Anforderungen an eine moderne Verwaltung sind im alten gemieteten Gebäude nicht umzusetzen.

Haldensleben l Auf 25,7 Millionen Euro wird der Kostenrahmen für das neue Kreishaus, das in Haldensleben entstehen soll, jetzt beziffert. Damit können zwar nicht alle Ziele, die mit dem Neubau für die Kreisverwaltung erfüllt werden sollten, umgesetzt werden, dennoch beinhalte dieser Kostenrahmen "alle aus heutiger Sicht für die baulichen und verwaltungsorganisatorischen Anforderungen erforderlichen und unabweisbaren Aufwendungen" heißt es in der Information für den Kreisausschuss.

Thomas Kluge, Fachbereichsleiter in der Kreisverwaltung, berichtete, dass nach dem Kostenanstieg auf 31 Millionen Euro, der sich aus der konkreten Planung ergab, alle Varianten diskutiert wurden, einschließlich der Weiternutzung des jetzt genutzten Mietgebäudes. Als vor fünf Jahren bei der Beratung über ein neues Verwaltungsgebäude von 19 Millionen Euro ausgegangen wurde, sei die Situation völlig anders gewesen. Eine ganze Reihe zusätzlicher Kosten bis zu extrem hohen Aufwendungen für Umweltschutz und Energieeinsparung seien hinzugekommen (Volksstimme berichtete). Deshalb wurde auf eine abgespeckte Variante mit 25,7 Millionen Euro Kosten orientiert.

Gleichzeitig habe es auch weitere Gespräche mit dem Eigentümer des jetzigen Verwaltungsgebäudes an der Gerikestraße, der Nathusius Vermögensverwaltungs-Gmbh Co. KG, gegeben. Es habe jetzt ein Angebot gegeben, wonach das Gebäude auch umgebaut und mit einem Anbau ergänzt werden könnte. Für den Anbau solle dann eine Parkfläche genutzt werden. Dazu fehlen aber endgültige Aussagen.

Er halte den Vorschlag nicht für gangbar, so Kluge. Zudem habe der Landkreis vor acht Jahren das Grundstück gekauft und bereits in Planungsleistungen und Arbeiten am Parkplatz investiert. 2,5 Millionen Euro seien so schon ausgegeben worden. Auf alle Fälle müsse der Mietvertrag aber um ein Jahr verlängert werden, da sich die Bauarbeiten für das neue Kreishaus verzögern würden.

Dass die Situation im jetzigen Hauptverwaltungsgebäude nicht mehr zulässig sei, machte Katrin Arnold, Leiterin des Fachdienstes Gebäudemanagement in der Kreisverwaltung, deutlich. Sie wies auf Wartebereiche, Kopierräume und andere Probleme hin. Und eine Sanierung im laufenden Betrieb sei nicht einfach, erklärte sie. Mitglieder des Kreisausschusses hatten zuvor schon an die extremen Bedingungen, die im Sommer in dem Haus herrschen, erinnert. Das betreffe die Kreistagsmitglieder in den Sitzungen, aber ebenso die Mitarbeiter der Verwaltung. Im jetzigen Gebäude könnten es immer nur Kompromisse sein, so Katrin Arnold.

"Wir müssen endlich zu Potte kommen."

Das sah auch Elisabeth Engelbrecht (CDU) so. "Wir müssen endlich mal zu Potte kommen", appellierte sie, die abgespeckte Variante sei gut. "Wir müssen alle zusammen auch mal Schwierigkeiten aus dem Weg räumen." Sie erinnerte daran, welche Widerstände es einst gegeben habe, als das neue Gymnasium in Wolmirstedt gebaut wurde. Und es sei alles gut gelaufen.

Es gehe doch hier um die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter der Verwaltung und den Kreistag, machte Gudrun Tiedge (Die Linke) die einstigen Überlegungen für den Neubau deutlich. Außerdem hieß es bisher, der Eigentümer brauche das Mietsgebäude selber.

Was würde es kosten, wenn im Mietsgebäude die energetischen und weitere Bedingungen erfüllt werden, "was kostet uns das an Miete?", fragte Norbert Eichler (CDU). Kredittilgung sei heute die beste Geldanlage, erklärte der Haldensleber Bürgermeister.

Eichler hatte auch daran erinnert, dass schon eine Straße umgelegt werden musste, was zwei Jahre gedauert und erhebliche Kosten verursacht hatte, damit sich das Nathusiussche Unternehmen weiter ausdehnen konnte. Insofern sah er das Angebot mit einer Sanierung des bestehenden Mietsgebäudes und eines Anbaus eher skeptisch. Außerdem habe man die Fläche, auf der das neue Kreishaus entstehen soll, über ein Jahrzehnt freigehalten. Die neue Verwaltung bringe für Bürger und Mitarbeiter Vorteile.

"Wir wollen eine moderne Verwaltung, müssen aber einige Vorstellungen zurücknehmen."

Auch Landrat Hans Walker (CDU) machte deutlich, dass das jetzige Mietsgebäude nur ein reines Bürogebäude sei und nichts für die Öffentlichkeit. Das solle sich mit dem neuen Kreishaus schließlich ändern. Den öffentlichen Bereich bis hin zum Sitzungssaal wolle man auch lassen.

Man solle eine Kosten- deckelung einbauen, verlangte Albrecht von Bodenhausen (CDU) und erklärte: "Die Leute sollen Büroarbeit verrichten, dann kann es auch ein Bürogebäude bleiben." Er sprach die Befürchtung aus, dass sich die Mehrkosten über die Kreisumlage finanzieren. Dass jede Erhöhung der Kreisumlage immer mit dem Bau in Verbindung gebracht werde, diese Befürchtung vertrat auch Gudrun Tiedge. "Da müssen wir Rede und Antwort stehen", meinte sie.

"Die Kommunen pfeifen aus dem letzten Loch und ihr baut ein neues Kreishaus", das habe er sich nach dem Bericht in der Volksstimme über das Kreishaus anhören müssen, warf Manfred Nörthen (Die Linke) ein. Er wollte auch wissen, wie das mit der Außenstelle Oschersleben zu verstehen sei.

Der im September gefasste Beschluss sehe vor, dass die Außenstelle in Oschersleben auf unbestimmte Zeit erhalten bleiben wird, erinnerte Landrat Walker. Noch sei nicht absehbar, wie sich der Personalbestand entwickeln wird. Es sei möglich, dass Mitarbeiter ausscheiden und die Arbeitsstellen nicht wieder besetzt werden.

Nach der Überarbeitung der Planung für das Kreishaus werden hier nicht wie ursprünglich geplant Arbeitsplätze für 400 Mitarbeiter entstehen, sondern nur für 365, deshalb sollen noch einige weitere Arbeitsplätze in Oschersleben genutzt werden. In Oschersleben arbeiten derzeit etwa 170 Mitarbeiter, erfuhr die Volksstimme auf Nachfrage von Isolde Prost, Fachbereichsleiterin in der Kreisverwaltung. Ein Teil des dortigen Verwaltungsgebäudes sei schon anderweitig vermietet. Wenn das Hauptverwaltungsgebäude in Haldensleben leergezogen wird, soll auch das kreiseigene Verwaltungsgebäude Gerikestraße 5 in Haldensleben und das Verwaltungsgebäude in Wolmirstedt nicht mehr genutzt werden. Für die Gebäude müssen Nachnutzungskonzepte erarbeitet werden.

Er sei dafür, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, sagte Dieter Schwarz (FUWG). Er wisse, dass es in einigen Baugewerken 2014 extreme Kostensteigerungen gab, dennoch sieht er einen Kredit über 30 Jahre bei den gegenwärtigen Zinsen positiv.

"Wir wollen eine moderne Verwaltung, müssen aber einige Vorstellungen zurücknehmen", führte Martin Stichnoth (CDU) an. "Wir müssen es letzten Endes aushalten", sagte er mit Blick auf mögliche Diskussionen über die Finanzierung. Die Verantwortung zu übernehmen, dazu bekannte sich schließlich auch Frank Hüttemann (SPD). Mit Blick auf den Kredit meinte er: "Jedes Jahr gehört eine Steinreihe dem Landkreis." Und das war auch der Schlusssatz in der Diskussion.