Lebenstraum verwirklicht Wohnen auf dem Bahnhof

Die Gemeinde Hohe Börde möchte zwei Bahnhofsgebäude verkaufen. Was
daraus werden kann, zeigt Familie Roggemann aus Schackensleben.

Von Constanze Arendt-Nowak 13.04.2015, 03:21

Schackensleben/Nordgermersleben/Ackendorf l Auf der Eisenbahnstrecke, die Nordgermersleben, Schackensleben und Ackendorf tangiert, fahren schon lange keine Züge mehr. Und das ist auch gut so, meinen zumindest Nico und Annika Roggemann. In dem ehemaligen Bahnhof von Schackensleben haben sie sich und ihrem sechsjährigen Sohn Jan ein schönes Zuhause geschaffen. Lediglich ein paar alte Bilder, die Familie Roggemann besitzt, erinnern daran, dass hier einst auch schwere Dampflokomotiven gehalten haben.

Das war aber auch schon Geschichte, als der 41-jährige Nico Roggemann 2004 sein Herz an das Bahnhofsgebäude verlor. "Ich bin hier öfter vorbeigefahren und habe das Gebäude entdeckt", erklärt er die Hintergründe. Die Option von Magdeburg in die ländliche Idylle zu ziehen, wuchs stetig.

Die Außenmauern des Bahnhofes war noch gut und sind bis heute noch erhalten, wie sie ursprünglich waren. Nur die Aufschrift "Schackensleben" fehlt. "Die Buchstaben konnten wir leider nicht retten", berichtet Annika Roggemann.

War das Äußere des Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Bahnhofsgebäudes etwas, worin man sich verlieben konnte, so sah es im Inneren weniger danach aus. Auch davon hat Nico Roggemann noch zahlreiche Fotos. Schocken ließ er sich von diesem "Chaos" aber nicht. Im Gegenteil, die Roggemanns packten kräftig an und haben sich eine kleine Wohnoase geschaffen. Nichts erinnert im Inneren mehr an die Bahnhofsatmosphäre von früher. Und dass die Küche im ehemaligen Schalterraum und das Wohnzimmer im ehemaligen Warteraum sind, wissen Besucher nur, wenn die Roggemanns es ihnen erzählen. Jeweils 80 Quadratmeter Grundfläche auf drei Etagen sind optimal genutzt und Familie Roggemann fühlt sich hier wohl. "Wir haben uns hier gut eingelebt, wir sind am Dorf angebunden und können trotzdem unsere Ruhe hier genießen", sagt Annika Roggemann. Die Ruhe wird einzig und allein gestört, wenn die Autos den ehemaligen Bahnübergang an der benachbarten Kreisstraße überfahren. Hier sind die Schienen liegengeblieben, während sie auf den anderen Teilen der Strecke schon beseitigt wurden.

Solche Idylle wie bei den Roggemanns in Schackensleben könnte demnächst ebenfalls an den ehemaligen Bahnhöfen in Ackendorf und Nordgermersleben entstehen. Die Bahngesellschaft hat die Bahnlinie zum Vorzugspreis an die Gemeinde verkauft. Die Bahnhöfe gehören dazu und sollen deshalb schnellstmöglich weiterveräußert werden. Der Gemeinderat der Hohen Börde hat im Februar einen Grundsatzbeschluss zum Verkauf gefasst und nach Angaben der Gemeinde sollen spätestens bis zum Ende des ersten Halbjahres neue Eigentümer gefunden sein.