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Nabu erklärt bei Exkursion in die Samsweger Hägebachaue, wie Heckrinder dabei helfen sollen Pflege der Feuchtwiese ist schwierig

Von Vivian Hömke 09.06.2015, 03:13

Die jüngste Exkursion des Naturschutzbundes (Nabu) Ohrekreis hat die Teilnehmer in die Hägebachaue nördlich von Samswegen geführt. Um die dortigen Feuchtwiesen zu pflegen, ist ein Weideprojekt mit Heckrindern gestartet.

Samswegen l In der Hägebachaue nördlich von Samswegen, wo sich drei Flächennaturdenkmale (FND) befinden, weiden auf einer Fläche von 20Hektar seit kurzem vier Heckrinder. Was es mit dem Weideprojekt genau auf sich hat und welche Pflanzen in der Hägebachaue wachsen, erklärte der Nabu Ohrekreis während seiner jüngsten Exkursion Ende Mai. Die Leitung übernahm Jörg Brämer vom Nabu Barleben. Wilfried Westhus und Michael Wetzel stellten die verschiedenen Pflanzenarten vor.

Den 24 Teilnehmern der Exkursion erklärte Jörg Brämer zunächst die Gesamtsituation der Hägebachniederung. "Als Entwässerungsbach am Südrand der Heide waren seine Niederungen schon immer feucht und anmoorig. Früher wurde hier auch Torf gestochen. Deshalb sind die unmittelbar an den Hägebach angrenzenden Gehölzbereiche bruchwaldähnlich und die Wiesen kleinteilig und naturnah geblieben."

Wie der Nabu mitteilt, wurden dort bereits im Jahr 1978 drei flächenhafte Naturdenkmale ausgewiesen. "Nach 1990 hat der Landkreis als Untere Naturschutzbehörde verschiedene Flächen - zirka 40 Hektar - im Niederungsbereich erworben und ist bestrebt, diese Flächen über ein seit 1996 laufendes Flurneuordnungsverfahren in den FND-Bereichen zusammenzuführen", heißt es weiter. Die Pflege der Bereiche erfolge im Wesentlichen über Vertragsnaturschutz, hinsichtlich dessen sich besonders der Nabu Barleben engagiere.

250 blühende Orchideen

Weiter ging es in den östlichen Teil des FND Hägebach. Dort konnten die Teilnehmer typische Pflanzen sehen, die auf einer Feuchtwiese wachsen, zum Beispiel die rosa Kuckuckslichtnelke, der gelbe Scharfe Hahnenfuß und das weiße Wiesenschaumkraut. "In den noch nasseren Bereichen gibt es neben Schilf auch Bachnelkenwurz, Waldsimse, Schlangenknöterich, Wasserminze und den seltenen Fieberklee", informiert der Nabu. Etwas weiter hinten fanden die Experten auch Orchideen. Laut einer Bestandsaufnahme von Jörg Brämer wachsen dort insgesamt rund 250 blühende Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes.

Die Feuchtwiesen zu pflegen, gestalte sich problematisch, teilt der Nabu mit. Das Dilemma: "Die moderne Technik lässt maschinelle Mahd kaum zu. Für Handmahd sind die Flächen in der Regel zu groß. Und wer kann heute noch mit einer Sense umgehen?" Alternativ ist nun in Zusammenarbeit mit dem Barleber Nabu ein Beweidungsprojekt mit Heckrindern von Landwirt Andreas Kortuz aus Zobbenitz (Calvörde) gestartet. "Vorerst vier dieser wildrindähnlichen Tiere sollen auf zirka 20 Hektar Fläche weiden, die Biomasse abschöpfen und mit der Zeit die Naturnähe der Pflanzenartenzusammensetzung fördern", erläutern die Naturschützer. Erfahrungen aus ähnlichen Projekten würden zeigen, dass solch ein Projekt funktioniere.

"Die Tiere bleiben ganzjährig auf der Pflegefläche und gegebenenfalls kommen noch weitere hinzu", erläutert Andreas Kortuz. Zu Gesicht bekommen haben die Exkursionsteilnehmer die Rinder an diesem Tag jedoch nicht, weil sie sich auf der anderen Hägebachseite im hinteren Teil der Koppel aufhielten.

Auch der Baumbestand war Thema während des Ausfluges. "Früher wurden die natürlich aufkommenden Erlen an den Stichgräben der Nasswiesen regelmäßig für Brennholz genutzt. In der FND-Wiese hatten sie sich zwischenzeitlich zu einem hohen geschlossenen Baumbestand entwickelt", erklärt der Nabu. Dadurch seien jedoch die vorwiegend lichtliebenden Feuchtwiesenkräuter von zu viel Schatten bedroht. Um dieses Problem zu lösen, hat der Nabu in den vergangenen zwei Wintern zahlreiche Bäume gefällt, im kommenden sollen weitere verschwinden.

Bevor der lehrreiche Ausflug endete, begutachtete die Gruppe auch noch, wie aktiv die Biber sind. Schließlich ging es durch den Erlenbruchwald westlich des Hägebachs zurück.