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Thomas de Maizière im Gefechtsübungszentrum / Ansturm der Hauptstadt-Journalisten Soldat: "Der erste Eindruck war gut"

Von Holger Thiel 11.03.2011, 04:25

Peter Struck, Franz-Josef Jung, Karl-Theodor zu Guttenberg und jetzt Thomas de Maizière: Am modernsten Ausbildungszentrum der Bundeswehr kommt kein Verteidigungsminister vorbei. An seinem sechsten Amtstag landete de Maizière am Mittwoch mit dem Hubschrauber in Letzlingen. Sein erster Truppenbesuch als Chef der Bundeswehr. Das Medieninteresse war gewaltig und die übenden Soldaten freuten sich über das Interesse ihres Ministers.

Letzlingen. Sibow, Höhe 38 in der Colbitz-Letzlinger Heide. Schussgeknatter hallt aus dem Wald. Drei Kampfpanzer "Leopard" rattern, Staubwolken hinter sich herziehend, über die Heide. Panzergrenadiere aus Sachsen übten bei frühlingshaften Temperaturen das "Öffnen einer Enge". Alltag im Gefechtsübungszentrum Altmark. Einer von mehr als 240 Übungstagen im Jahr. Und doch war der Tag anders. Denn unter den aufmerksamen Zuschauern der Übung war der neue Verteidigungsminister. Thomas de Maizière (CDU) absolvierte seinen ersten Truppenbesuch in der Altmark. Begleitet von einem gewaltigen Journalistentross. Mehr als 150 Medienvertreter hatten sich angemeldet. Aus Berlin kam ein ganzer Bus voll. Tag sechs nach Karl-Theodor zu Guttenberg.

Fragen hatte der Ex-Bundes- innenminister de Maizière im Gepäck. "Werden die Auslandseinsätze in englischer Sprache geübt?" "Sie sind Obergefreiter?". Sechs Tage im Amt sind nicht viel Zeit, um sich in das Metier Bundeswehr einzuarbeiten. Guttenberg hat viel Arbeit hinterlassen. So direkt spricht das der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Werner Freers, in Letzlingen nicht an. Aber er deutet auf Materialmangel bei den Einsatzkräften hin und auf eine Lageanalyse zur Zukunft des Heeres, die bereits vor einem Jahr erstellt wurde. Die Offiziere erhoffen sich jetzt einen Reformschwung, sagen sie im Vier-Augen-Gespräch.

Die unteren Dienstgrade hingegen "beschnupperten" ihren neuen Minister. Sie messen ihn an Guttenberg. "Das war ein guter Minister. Er hat uns im Einsatz den Rücken gestärkt", sagte Hauptfeldwebel Rene Weinberg. Drei Mal war der 38-jährige Chemnitzer bereits in Afghanistan. Jetzt trainiert er wieder in der Altmark. Sein Kommandeur kennt das GÜZ aus dem Effeff. Oberst Gerd Kropf hat vier Jahre die modernste Ausbildungsstätte der Bundeswehr geleitet, bevor er im vergangenen Jahr die Führung der Panzergrenadierbrigade 37 "Freistaat Sachsen" übernahm. Jetzt bereitet er sich mit seinen 1200 Soldaten auf einen Afghanistaneinsatz vor. Und was hält Hauptfeldwebel Weinberg vom neuen Minister? "Der hat eine gute Figur gemacht. Der erste Eindruck war gut", stellte der Sachse fest.

De Maizière hatte durchaus leichtes Spiel. Er hatte einst beim Panzergrenadierbataillon 142 in Koblenz gedient, ist Oberleutnant der Reserve. Er scherzte am Mittwoch mit den Soldaten und bringt den Ablauf durcheinander, als er spontan in einen Schützen- panzer "Marder" klettert. Aus Nostalgie, erklärt der Minister später den Medienvertreter. "Er schlüpfte sogar in den Kampfraum. Man merkte, dass er am Marder ausgebildet ist", so Weinberg. So etwas bricht das Eis zwischen Truppe und Verteidigungsminister.

Und während an vielen Bundeswehrstandorten - auch in Sachsen-Anhalt - die bange Frage nach der Zukunft vorherrscht, ist im GÜZ Gelassenheit zu spüren. Denn Auslands- einsätze der Bundeswehr wird es wohl auch in der Zukunft geben. In der Letzlinger Heide erhalten die Einsatzkräfte ihren letzten Schliff und das noch in einer einzigartigen Zusammenarbeit von Bundeswehr und Industrie. Im GÜZ geht man davon aus, dass der Standort eher gestärkt wird.

Übungszentrum wird weiter ausgebaut

Für den geplanten "urbanen Ballungsraum" stünden die Zeichen auf Grün, hieß es am Mittwoch. Eine Kleinstadt mitten in der Heide. Im Sommer kommenden Jahres soll der erste Spatenstich erfolgen. Ein Jahr später soll die notwendige Infrastruktur entstehen und ab 2014 die ersten Hochbauten. 183 Häuser sind zunächst im ersten Bauabschnitt geplant. Die Kosten werden auf 50 Millionen Euro beziffert. Wird das Gesamtkonzept umgesetzt, könnte es bis zu 520 Gebäude in flexibler Containerbauweise geben. Gesamtkosten: 94,7 Millionen Euro.

Mitte April werden erst einmal die vier neuen Unterkunftsgebäude im Feldlager Planken offiziell eingeweiht.