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Volksstimme fragte in der Ohrestadt nach: Imagepflege oder Rückfall in Kleinstaaterei? "WMS" im Altkreis noch immer sehr beliebt

Von Karl-Heinz Klappoth 29.10.2011, 06:22

Der Vorschlag, das WMS-Autokennzeichen wieder auf die Straße zu bringen, stößt augenscheinlich auf große Resonanz. Das zumindestens brachte gestern eine wenig repräsentative Umfrage in der Ohrestadt zutage.

Wolmirstedt l Das ist wie das berühmte Suchen nach der Stecknadel im Heuhaufen. Die Rede ist von Fahrzeugen mit dem Kennzeichen "WMS", die sich noch heute auf den Straßen bewegen. Ein Anfrage im Landratsamt sorgt schließlich für Klärung: Es gibt lediglich noch 1521 Fahrzeuge, die im Altkreis mit dem "WMS" unterwegs sind.

Was nicht erstaunt, denn vor 17 Jahren, am 30. Juni 1994, wurde letztmalig dieses Kennzechen mit den drei Buchstaben vergeben. Tags darauf, am 1. Juli 1994, kam dann das "OK" für Ohrekreis. Wer aber heute sein Auto anmeldet, selbst wenn er direkt aus Wolmirstedt kommt, hat auf seinem Autokennzeichen ein "BK".

Eine Tatsache, mit der sich offensichtlich immer mehr Autofahrer nicht einverstanden erklären. Laut einer Umfrage des Städte- und Gemeindebundes möchten nämlich 20 von 33 befragten Städten ihr altes Kennzeichen wieder zurück. In der Kreisstadt Haldensleben wurde dieses Thema beispielsweise selbst von Bürgermeister Norbert Eichler aufgegriffen. In Schönebeck hat auch die Wirtschaftsförderung der Stadt gezielt eine Debatte unter den Autofahrern angeregt.

Dieser Rückfall in längst vergangene Zeiten kommt nicht zufällig, wird sogar von staatlicher Seite unterstützt. Nach der Entscheidung der Verkehrsministerkonferenz im April dieses Jahres, die Wiedereinführung von auslaufenden Kfz-Kennzeichen durch eine Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung möglich zu machen, findet diese Initiative vielerorts großen Anklang. Bund und Länder dagegen konnten sich bisher aber nicht über Details der Reform verständigen. Und in Wolmirstedt ist es offensichtlich nicht einmal ein Thema.

Also regte die Volksstimme eine Diskussion an, rief die Leser dazu auf, ihre Meinung kundzutun und formulierte drei Antworten, die da lauten: Ja, denn damit kann ich besser zeigen, dass ich aus Wolmirstedt komme. Damit kann ich mich besser identifizieren. Man kann aber auch den gegebenen Tatsachen ins Auge schauen, das heißt, mir reicht das BK-Zeichen, denn ich bin im Landkreis Börde zuhause. Die dritte Möglichkeit, nämlich keine Meinung zu haben, war zumindestens gestern bei einer wenig repräsentativen Umfrage in der Ohrestadt kein Thema.

Der Erste, der für WMS und damit für Wolmirstedt eine Lanze brach, war der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, Dieter Frinken: "Ich könnte sehr gut mit dem alten Autokennzeichen leben, denn in Wolmirstedt bin ich zu Hause. Und wenn ich im Land unterwegs bin, wie an diesem Wochenende in Saalfeld, dann könnte ich mit dem ,WMS\' gewissermaßen als Botschafter fungieren."

Katrin Schmidt, die erst vor zwei Jahren aus der Landeshauptstadt in den Landkreis zog, fühlt sich dagegen in der Börde heimisch: "Ich bin diesen Schritt bewusst gegangen und habe auch gleich mein Auto umgemeldet. Und das ,BK\' sagt mir, ich bin in der Börde angekommen." Rita Blume, Gemüsehändlerin aus Loitsche, kann das gut verstehen: "Man will auch anderenorts zeigen, wo man hingehört. Wir haben einen Laster, der seit knapp 20 Jahre das ,WMS\' durch die Gegend fährt. Ich hoffe, das Fahrzeug hält noch eine Weile. Was noch besser wäre, die Verantwortlichen erinnern sich, wo die Fahrzeughalter zuhause sind und entscheiden sich dafür, allen Städte ihr Kennzeichen zurückzugeben."

Bernd Rothämel, Hotelier und Organisator der Oldtimer-Tour "Ohre-Classic", freut sich, dass die Volksstimme eine Diskussion um das "WMS" entfacht hat und sagt auch, warum: "Als ich zur dritten Tour über 150 Oldtimer-Liebhaber aus der ganzen Republik in Wolmirstedt begrüßen durfte, wurde ich immer wieder von Ortsunkundigen gefragt, was das BK auf den Autokennzeichen bedeute. Für die Frage habe ich volles Verständnis. Denn bin ich selbst oft unterwegs, kann ich mir anhand der Autokennzeichen aber nicht wirklich ein Bild machen, woher die Leute kommen. Ich meine, mehr Werbung kann keiner für seine Stadt machen, als wenn er das Kürzel auf dem Autoschild durchs Land chauffiert."

Das sieht die amtierende Bürgermeisterin Marlies Cassuhn genauso: "Schön, dass dieses Thema wieder aufgegriffen wurde. Natürlich würde ich mir wünschen, dass wieder das ,WMS\' auf den Autoschildern prangt, und nicht nur, weil Wolmirstedt eine liebenswerte Stadt ist. Ich hoffe für die Ohrestadt, dass recht viele Bürger sich an der Befragung beteiligen, um der Forderung nach den drei Buchstaben Rechnung zu tragen."