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Über Menschen, die am Heiligen Abend und zu den Weihnachtsfeiertagen gearbeitet haben Ein Päckchen Kaffee für den Busfahrer

Von Klaus Dalichow 27.12.2011, 04:23

Alle Jahre wieder müssen Menschen am Heiligen Abend oder am 1. und 2. Feiertag arbeiten, damit andere sorglos Weihnachten feiern können. Die Redaktion spürte sie an unterschiedlichen Stellen in der Stadt auf.

Wolmirstedt l Säumige hatten Glück. Günter Görges harrte am Heiligen Abend bis Mittag aus. 14 Tage hatte er am Zugang zur Kleingartenanlage "Bergkristall" im Wolmirstedter Westen Nordmanntannen und Blaufichten an den Mann oder die Frau gebracht. Keine Bäume aus dem Sauerland, nein, ganz aus der Nähe, aus der Altmark. Per Mundpropanda war der 70-jährige Tangerhütter zu dem Job bei Gartenbaumeister Asmus Welzin gekommen. Ein kleiner Zuverdienst zur Rente. Die Sparte "Bergkristall" hatte Plantagenbesitzer Welzin zum dritten Mal hintereinander erlaubt, auf ihrem Gelände Bäume aus eigener Produktion zu verkaufen.

Auch Nadine Joswig musste am Heiligen Abend bis in die Mittagsstunden arbeiten. Mit ihren gelben Caddy war die 36-Jährige östlich der Farsleber und Rogätzer Straße auszumachen. Diese Gegend ist ihr Bezirk. Die gebürtige Samswegerin, heute in Bertingen lebend, ist Postzustellerin. In der Vorweihnachtszeit verdoppelt sich erfahrungsgemäß das Aufkommen an Briefen und Paketen. Und damit jeder Postkunde Grüße und Geschenke zum Fest noch rechtzeitig erhält, wird am 24. Dezember bis zur letzten Minute ausgefahren. Am Abend wollte sich die Postangestellte dann zusammen mit Ehemann Matthias und Sohn Marc (6) eine ruhige Minute gönnen. Es gab wie in vielen Familien Kartoffelsalat und Würstchen. Am 1. Feiertag wurde bei den Eltern in Samswegen Ente verspeist.

Marius Weiland, zweifacher Familienvater aus (Socken-) Wellen, bekam seine Kinder zwei Tage lang so gut wie nicht zu Gesicht. Der Koch war am ersten und zweiten Feiertag voll um Einsatz. Zusammen mit Restaurant-Inhaber Frank Borchert hoffte er auf jeweils 150 zufriedene Gäste. Weiland hatte seine ganze Kunst in ein Büfett mit Wild, Geflügel und Fisch gelegt. Der 28-Jährige hat seine Profession in einem Restaurant am Magdeburger Tränsberg erlernt. Nach der Lehre ging er berufliche Erfahrungen sammeln in mehreren Bundesländern, stand in Hotels und Gaststätten in Baden-Württemberg und Niedersachsen und einer Armeekantine in Bayern hinter dem Herd. Als seine Frau schwanger wurde, bat sie ihn, sich eine Arbeitsstelle in der Nähe zu suchen.

Sven Braune wollte am gestrigen zweiten Feiertag mit seiner Verlobten im Kreis der Familie zusammen sitzen. Heiligabend und am ersten Festtag saß er bis in die Nacht hinterm Lenkrad. "Ich hatte zwar nicht viele Zusteiger. Aber die Menschen verlassen sich auf uns". Der 30-Jährige ist Kraftfahrer bei der Vahldorfer OhreBusgesellschaft. Braune pendelte im Zweistunden-Rhythmus auf der Linie 605 zwischen Bahnhof Wolmirstedt und ZOB Magdeburg hin und her. "Heiligabend hat mir eine ältere Dame ein Paket Kaffee zukommen lassen, weil ich sie zu später Stunde beförderte. Sie war der einzige Fahrgast."