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Gespräch mit Frank Wichmann, Chef des Wolmirstedter Wasser- und Abwasserzweckverbandes Mit einem "Schlückchen" Wasser anstoßen

Von Karl-Heinz Klappoth 31.12.2011, 05:22

Es soll tatsächlich Menschen geben, die heute Abend zum Jahreswechsel mit Trinkwasser anstoßen. Einer, der dies mit Sicherheit tut (aber eben nicht nur mit Wasser), ist Frank Wichmann, Geschäftsführer des Wolmirstedter Wasser- und Abwasserzweckverbandes.

Wolmirstedt l Der Trinkwasserexperte hat nach eigenen Aussagen dafür auch viele gute Gründe, "denn im Jahr 2011 haben wir als WWAZ einige beachtliche Pflöcke in die Abwasserlandschaft geschlagen." So hat sich beispielsweise durch den Beitritt der Einheitsgemeinden Möser und Biederitz die Anzahl der Abnehmer auf einen Schlag um 12000 erhöht. Zudem hat auch die Stadt Wolmirstedt das Geschäft der Niederschlagswasserbeseitigung nach fast 20 Jahren wieder in die Hände des WWAZ gelegt. Darüber hinaus hat die Volksstimme aus Burg erfahren, dass auch dort im Stadtrat über eine Zusammenarbeit mit dem WWAZ diskutiert wird. Der Grund: Die Erfolge des WWAZ in den Nachbargemeinden Möser und Biederitz haben dort aufhorchen lassen. Wie Frank Wichmann gegenüber der Volksstimme verlauten ließ, dass dieser Zusammenschluss grundsätzlich eine super Sache für beide Seiten wäre, "weil so extreme Kosteneinsparungen möglich sind". Auch das zuständige Ministerium für Umwelt steht nach Angaben des Geschäftsführers hinter diesem Bestreben, "weil klar ist, dass eine derartige Struktur außerordentlich effizient arbeitet. Ein Zusammenschluss geschieht jedoch nicht auf Knopfdruck und nicht um jeden Preis". Frank Wichmann betont ausdrücklich, dass das "Gesamtpaket" passen muss. Bei allen Erfolgen wirft der WWAZ-Geschäftsführer aber auch bereits vor dem Jahreswechsel einen Blick voraus. Denn für 2012 steht viel an, auch wenn es wider Erwarten zu einer Zusammenarbeit mit Burg nicht kommt. Problematisch ist zum Beispiel die Tatsache, dass die zu übernehmenden Kundendaten bislang in vier verschiedenen Computersystemen geführt werden. "Das sind Hunderttausende Datensätze, die jetzt an das System des WWAZ angepasst werden müssen." Befürchtungen, das nicht zu schaffen, aber hat der Geschäftsführer nicht. "Die Kollegen haben einen enormen Erfahrungsschatz der dazu führt, dass jeder Mitarbeiter seinen Bereich selbstständig managt. Das heißt, spätestens im zweiten Quartal 2012 dürfte die operative Umsetzung im Kasten sein."

Frank Wichmann macht auf eine weitere Thematik aufmerksam: Mit zunehmender Größe geht immer mehr Gebührenstabilität einher. Die neuen Gemeinden liegen zwischen der Landeshauptstadt und der Kreisstadt Burg. Das Ortsbild ist von unzähligen Eigenheimen geprägt. Bei einer derartigen Siedlungsstruktur macht sich die demografische Entwicklung weniger bemerkbar, was letztlich gut für die Gebühr ist. "Vor diesem sachlichen Hintergrund können unsere Kunden froh sein, dass wir uns im Wettbewerb gegen die Mitbewerber durchgesetzt haben", stellt der Geschäftsführer fest. "Vor allem langfristig ist das eine gute Sache, auch wenn sich nicht gleich ein positiver Deckungsbeitrag einstellt."

In den nächsten Jahren, so ist sich der Geschäftsführer sicher, werden die kalkulatorischen Überschüsse und Unterdeckungen im neuen Gesamtgebiet ausgeglichen. Der WWAZ hatte in der Vergangenheit einige Zins- und Preisrisiken einkalkuliert, die in dieser Form nicht oder wie jetzt entschieden (zum Beispiel der Wasserpfennig) kommen. "Nach unseren Berechnung werden wir so in der Lage sein, dass Gebührenniveau im zentralen Bereich auch in den nächsten drei bis vier Jahren zu halten", versichert der Verbandschef.

Weiter nach vorn zu gucken, so bemerkt Wichmann mit einem verschmitzten Lächeln, ist so sicher wie der Wetterbericht für Mai 2012. "Ich kann zwar sagen, es wird wärmer oder kälter ,aber nicht um wie viel Grad." Und er begründet es: "Der Trinkwasserbereich ist besonders schwer berechenbar, weil wir unser Wasser einkaufen und vom Preis des Trinkwasserwerkes Magdeburg abhängig sind. Der Einkaufspreis wird auch zukünftig steigen. Was wir davon abfangen können, ist heuer schwer zu sagen. Die Qualität des Netzes ist bereits Spitze. Mit etwa sechs Prozent Trinkwasserverlust haben wir faktisch die Spitzenposition im Land eingenommen. In Sachsen-Anhalt sind nämlich knapp 20 Prozent üblich. In diesem Bereich kann also nicht mehr gespart werden.

Im Schmutzwasserbereich wird die Preisentwicklung dagegen maßgeblich vom Kapitalmarkt bestimmt und dem Reinigungsentgelt, das Magdeburg von uns einfordert. Nach meiner Einschätzung ist ein Szenario von real 2,50 bis 2,75 Euro pro Kubikmeter denkbar.

Das bedeutet letztlich, wir schauen auch im neuen Jahr in keine düstere Zukunft und sind stolz darauf, auch zukünftig an der allgemeinen Preisentwicklung nicht teilnehmen zu müssen. Und darauf sollte man ruhig auch mit einem Glas Trinkwasser anstoßen."