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Zündendes Ereignis zur 1075-Jahr-Feier auf dem Weinberg erinnerte an den Beginn der Raumfahrt Über 1000 Zuschauer sind Augenzeuge des erfolgreichen Modell-Raketenversuchs

Von Karl-Heinz Klappoth 10.07.2012, 05:23

79 Jahre nach dem Start der Magdeburger Pilotenrakete, die seinerzeit die Raumfahrt einläutete, wurde bei der 1075-Jahr-Feier von Mose an historischer Stätte ein Modellversuch unternommen. Es war ein Raketenstart nach Maß, bei dem über 1000 Menschen Augenzeuge waren.

Mose l Das Wort "Volkswanderung" machte am Sonntagvormittag die Runde. Denn über 1000 Schaulustige lockte es zum Weinberg. Auf dem Rückweg hatte dann das Gros sogar einen Superlativ im Mund: "Jahrhundertereignis!"

"Zumindest für Mose, und das gleich in doppelter Hinsicht", wie Ortsbürgermeisterin Helga Steinig ganz dick unterstrich.

Was war so Epochales geschehen, das mit absoluter Sicherheit in die Analen der Geschichte dieses 1075 Jahre alten Dorfes eingehen wird? Die Ortsbürgermeisterin holte weit aus: "Mose ist in die Jahre gekommen, beging am Wochenende die 1075-Jahr-Feier. Das wir aber letztlich so ein mediales Interesse gefunden haben, liegt einzig und allein an der Tatsache, dass auf dem Gut Mose gewissermaßen die Wiege der Raumfahrt steht."

Deshalb stand frühzeitig für das Organisationskomitee fest: Der Start der sogenannten Magdeburger Pilotenrakete am 29. Juni 1933 wird einen breiten Raum der dreitägigen Feierlichkeiten einnehmen. Genauso kam es, auch weil von langer Hand bestens und akribisch vorbereitet: So wurde am 6. Juli dem "Start der Raumfahrt" ein Denkmal gesetzt, das weltweit Beachtung fand. So schickte Prof. Dr. Jesco Freiherr von Puttkamer, deutsch-amerikanischer Wissenschaftler und Buchautor, der für die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA arbeitet und dort dienstältester Mitarbeiter ist, eine Grußadresse. In seinem Brief würdigte er das Moseraner Projekt, "womit ein Kapitel der Raketentechnik und der Raumfahrt eingeleitet wurde, das in seinem historischen Stellenwert eine besondere Rolle einnimmt".

Auf fast unglaubliches Interesse stieß nur zwei Tage später das "Unternehmen", dieses Jahrhundertereignis auf dem Weinberg mit einer 1:10-Modellrakete gleichen Bautyps zu wiederholen.

Das Fazit: Anders als beim "Ernstfall" vor 79 Jahren, bei der die Flüssigkeitsrakete lediglich 20 Meter hoch und 60 Meter weit flog, gelang der Modell-Versuch mit einer Flughöhe von 300 Metern optimal. Andreas Block von der Arbeitsgemeinschaft Modellraketen Deutschland aus Leipzig, der für den Start verantwortlich war, sprach anschließend von einem Bilderbuchstart, einem optimalen Flug und einer sicheren Landung.

Was den Modellraketenbauer aber noch viel mehr faszinierte: "Bis dato hatten wir unsere Modelle nie vor Publikum gestartet. Jetzt, bei unserer Premiere, waren bestimmt um die tausend Zuschauer Augenzeuge des Geschehens. Das Ereignis hat sich bei uns ganz tief und nachhaltig eingebrannt."

Das liegt sicherlich auch ein gutes Stück daran, dass nicht nur eine, sondern acht Raketen gen Himmel geschickt wurden und alle sicher am Fallschirm wieder landeten.

Auf den Weg gebracht hatte diese gigantische Aktion Reiner Heiland, Mitglied des Organisationskomitees. Der Moseraner hatte bereits 2011 den Kontakt zu den Modellbauern geknüpft, die in Leipzig ansässig sind, aber aus der ganzen Republik kommen. "Das gab uns langfristig die Möglichkeit, nicht nur irgendeine Rakete zu den Feierlichkeiten starten zu lassen", so Andreas Block, "sondern wir als Arbeitsgemeinschaft hatten dadurch alle Zeit, das Modell der Magdeburger Pilotenrakete im Verhältnis 1:10 nachzubauen."

Diesen Part übernahm Rolf Stabroth, 60 Jahre, aus Halberstadt und seit Jahren Mitglied der AG. Der Orchestermusiker hat sich seit 1999 ganz speziell dem filigranen Bau von Modellraketen verschrieben. Jedes Jahr entstand unter seinen geschickten Händen ein neues flugfähiges Modell, darunter auch ein Spaceshuttle. Im vergangenen Jahr schließlich fertigte er die Magdeburger Pilotrakete, die am Sonntag unter riesigem Applaus erfolgreich ihren Jungfernflug erlebte.