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Vortragsabend über die Funde und Erkenntnisse aus den Grabungen im Raum Colbitz Hobbyhistoriker und Archäologen geben Einblicke

Von Burkhard Steffen 21.08.2012, 05:16

Schon lange bevor die Autobahnbauer im Raum Colbitz ihre Arbeit aufnahmen waren hier die Archäologen tätig. Was sie bei ihren Grabungen gefunden haben, darüber informiert ein Vortrag am 4. September im Colbitzer Volkshaus "Alter Krug".

Colbitz l Zeitweilig waren bis zu 40 Menschen an den Ausgrabungen an der Colbitzer Peripherie beteiligt. "Schwerpunkte waren dabei das Gelände der künftigen Autobahntrasse entlang der Bundesstraße 189, das Areal östlich des Jacobsheimes und ein Gebiet nordöstlich von Colbitz, wo sich einst das Dorf Listen befand", berichtete der Colbitzer Hermann Orlamünde, der als ehrenamtlicher Denkmalpfleger eng mit den Mitarbeitern des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie zusammengearbeitet hat. Orlamünde brachte dabei seine Kenntnisse der Colbitzer Frühgeschichte und der Örtlichkeiten mit ein. Enge Kontakte gab es auch mit Hobbyhistoriker Herbert Müller.

"Wir wussten, dass nordöstlich von Colbitz bis etwa zum 13. Jahrhundert das Dorf Listen existiert hat", so Hermann Orlamünde. Tatsächlich konnten bei den Ausgrabungen viele Zeugnisse des dörflichen Lebens gefunden werden. "So ist ein Gräberfeld zum Vorschein gekommen, sind die Umrisse der einstigen Listener Kirche sichtbar geworden oder fand man Brunnen", berichtete Hermann Orlamünde. Herbert Müller hat in den alten Kirchenbüchern, die bis in das Jahr 1650 zurückreichen, ebenfalls Aufzeichnungen über das Dorf Listen gefunden. "Das hat zwar damals schon nicht mehr existiert, aber die Pfarrer haben die mündlichen Überlieferungen festgehalten." So zahlten Colbitzer Bauern Pacht für die "Listensche Feldmark" an die Kirche.

Schweine sollen Kirchenglocke hervorgewühlt haben

Im 19. Jahrhundert sollen sogar Schweine die Glocke der Listener Kirche aus dem Boden hervorgewühlt haben. Die Glocke soll einen silbernen Klang gehabt haben. Sie wurde später nach Colbitz abtranportiert.

Auch viele Jahre danach sind immer wieder Zeugnisse aus der Listener Vergangenheit gefunden worden. "So entdeckten Schulkinder in den 1960er Jahren ein Vortragekreuz", erzählte Hermann Orlamünde, "beim Roden kamen oftmals alte Scherben zum Vorschein." Erika Scheele, Colbitzer Historikerin, hat immer wieder auf das wüste Dorf Listen hingewiesen. Warum Listen, das in seiner Blütezeit nachweislich größer als Colbitz war, wüst wurde, darüber können Müller und Orlamünde nur Vermutungen anstellen. "Vielleicht war es eine Seuche, die die Menschen dahinraffte?"

Urnengräberfeld kam zum Vorschein

Funde aus der Bronzezeit, der Eisenzeit und der so genannten Kaiserzeit (etwa ab 500 unserer Zeitrechnung) fanden die Archäologen bei ihren Grabungen entlang der künftigen Autobahntrasse. Hinter dem Jacobs- heim Richtung Ramstedt kam sogar ein Urnengräberfeld zum Vorschein.

Über die Ergebnisse der Untersuchungen will Grabungsleiterin Ulrike Peters die Colbitzer informieren. Am Dienstag, dem 4. September, wird sie im Saal des Volkshauses "Alter Krug" einen Vortrag halten. Auch Hermann Orlamünde wird dabei sein und die Ausführungen der Archäologin aus Colbitzer Sicht ergänzen. Der sicherlich hochinteressante Vortrag beginnt um 19 Uhr.