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Schauspielerlegende Herbert Köfer stellte im Schlosskeller seine Autobiografie vor Begegnung mit einem alten Bekannten

Von Regina Malsch 19.11.2012, 01:20

Auf Einladung des Soziokulturellen Zentrums stellte Herbert Köfer, im Osten einer der bekanntesten Schauspieler und TV-Stars, seine Autobiografie "Nie war es so verrückt wie immer" vor.

Wolmirstedt l Herbert Köfer hat ein wirklich vergnüglich zu lesendes Buch abgeliefert. Davon konnten sich am Freitag im Schlosskeller die zahlreichen Besucher seiner Lesung überzeugen. Der 91-jährige Schauspieler stellte auf Einladung des Soziokulturellen Zentrums seine Autobiografie "Nie war es so verrückt wie immer" vor. Humorvoll und pointiert reiht er darin Episode an Episode seines langen Künstlerlebens aneinander.

Die Autobiografie zeigt den Schauspieler als Zeitzeugen, berichtet über Kindheit und Jugend in der Weimarer Republik, Krieg und Gefangenschaft, die Nachkriegszeit und den steilen Karriereaufstieg in der DDR. Der Leser lernt den privaten Köfer kennen, den prominenten Staatsbürger, der den Mächtigen der Partei begegnet ist, und natürlich den TV-Star, der allerlei Amüsantes über seine Vorbilder und Kollegen verrät.

Köfer las in Wolmirstedt nicht einfach nur ein paar Seiten vor. Er lieferte fast ein kleines Kammerspiel ab, zog alle Register seines Könnens, nahm die Leute mit auf eine ausgesprochen unterhaltsame Reise in seine bewegte Vergangenheit.

Ab und an ließ er ein wenig Altersweisheit blitzen, nie aber mit erhobenem Zeigefinger oder belehrend. Hier im Osten kennt ihn wohl jeder. Und die an dem Abend den Weg zur Schlossdomäne gefunden hatten, waren wohl größtenteils richtige Fans des sympathischen Mimen, der im Jahre 2002 den Medienpreis Goldene Henne für sein Lebenswerk erhalten hatte.

"Für uns Wolmirstedter ist die Lesung wie eine Begegnung mit einem guten alten Bekannten", so Christine Maluck.

Am 21. Dezember 1952 war der gebürtige Berliner der erste Nachrichtensprecher der Aktuellen Kamera, am 31. Dezember 1991 stand er auch für die letzte Sendung des Deutschen Fernsehfunks vor der Kamera. Dazwischen brillierte er auf Theaterbühnen, als Kabarettist, in anspruchsvollen Filmen, populären Fernsehserien wie "Rentner haben niemals Zeit" oder Unterhaltungssendungen.

"Die Liste meiner Rollen war schon damals so lang wie der Schwanz der Kuh, die ich am 3. Oktober 1990 auf der Autobahn in der Nähe von Halle angefahren habe. In den Unfall waren allerdings an diesem besonderen Tag seltsamerweise nur Kraftfahrer aus dem Westen verwickelt", erzählt er.

Keiner von denen habe ihn gekannt. Große Verwunderung bei den Wessis als zwei Polizisten kamen und ihn sofort beim Namen nannten. "Herr Köfer, Herr Köfer! Es ist ihnen doch hoffentlich nichts passiert?"

Diese Anekdote sorgte wie auch viele weitere kleine Geschichten aus dem Leben des Komödianten für Gelächter und Applaus.

Köfer genoss es sichtlich, sein Publikum immer noch in den Bann ziehen zu können. Zu denen gehört Wolf Schultze. "Köfer ist wie Wein, der im Alter immer besser wird. Es ist ein Vergnügen, ihm zuzuhören."

70 Jahre steht die Film- und Fernsehlegende mittlerweile auf der Bühne, hat immer noch keine Lust, sich zur Ruhe zu setzen, plant sogar ein weiteres Buch mit Geschichten wie die von einem besoffenen Journalisten, den er mal nach Hause gebracht hatte. Der hatte ihn dann in der Nacht dreimal aus dem Schlaf geklingelt, um sich mit schwerer Zunge zu bedanken.

Herbert Köfer hat noch viel zu erzählen. Wenn die Wolmirstedter es wollen, kommt er 2013 erneut.