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Anwohner sauer – warum greifen Polizei und Ordnungsamt an der Julius-Bremer-Straße nicht ein? Ärgernis: Jugend müllt am Zehner

Von Gudrun Billowie 15.10.2010, 06:16

Ute Beckmann ist sauer. Sie wohnt in einem der Zehner in der Julius-Bremer-Straße und ärgert sich immer wieder über nächtlichen Lärm und den Müll, der rund um den kleinen Bolzplatz an ihrem Wohnhaus hinterlassen wird.

Wolmirstedt. Vergangenen Freitagabend sei es besonders schlimm gewesen, erzählt Ute Beckmann. "Am Bolzplatz saßen Jugendliche und knallten bis spät in die Nacht", erbost sie sich. "Es klang, als würden sie Plastikflaschen zerschlagen. Am Morgen lag ein großer Müllhaufen an den Bänken." In der Tat: Das Bild, was sich am Sonnabendmorgen bot, waren zwar keine zerstörten Plastikflaschen, aber leere Pizzakartons, Eisteepackungen und jede Menge zerbröseltes Styropor.

Obwohl in den Zehngeschossern viele Menschen wohnen, fühlt sich Ute Beckmann mit diesem Problem ziemlich allein. Die Polizei mag sie nicht immer rufen, aber was dann? "Oft sind wir nicht allein zuständig, sondern auch das Ordnungsamt der Stadt", sagt Polizeisprecher Joachim Albrecht. Dennoch will er sich nicht aus der Affäre ziehen. "Bei nächtlicher Ruhestörung sind wir die Ansprechpartner. Aber ich weiß auch, dass es den Bürgern manchmal zu lange erscheint, bis die Polizei vor Ort ist." Er plädiert dafür, dass die Bürger selbst mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen.

Soll Frau Beckmann also um Mitternacht auf den Bolzplatz gehen und eine Horde Jugendlicher um Ruhe bitten? "Nein", sagt Albrecht, "auf gar keinen Fall". Er empfiehlt, dass sich die Mieter zusammen tun. Und dann in der Gruppe das Gespräch suchen, nicht lospoltern. "Natürlich werden die Jugendlichen erst einmal nölen", weiß Albrecht, "aber da sollten wir als Erwachsene drüber stehen." Die Erfahrung zeige, dass Jugendliche durchaus zugänglich sind für die Bitte um Ruhe. "Ich kennen keinen Fall, wo ein Erwachsener verprügelt wurde." Albrecht mag die Jugendlichen nicht verteufeln. "Es sind doch schließlich die Söhne und Töchter unserer Stadt. Und sie brauchen auch einen Platz, an dem sie sich treffen können. Wo allerdings Straftaten begangen werden, beispielsweise Sachbeschädigung, liegt der Fall natürlich anders. Da ist Schluss."

Frank Schröder vom Wolmirstedter Ordnungsamt kennt ebenfalls die Mechanismen von Jugendtreffs im Freien. "Hat eine Gruppe einen Platz für sich entdeckt, wird es dort laut, oft immer länger." Und er weiß auch: "Diese Ecken verdrecken mit der Zeit." Doch auch er hält nichts von solch rigiden Maßnahmen wie einem Platzverweis.

"Unser Jugendarbeiter Nico Schmidt kümmert sich um solche Gruppen. Er sucht das Gespräch, bietet Alternativen in unseren Jugendclubs an." Mit der Burgstraße, dem Domicil, den Jugendtreffs in Mose und Elbeu, hält die Stadt vier Einrichtungen vor. "Das ist ein langer Prozess, bei dem wir nichts erzwingen können", weiß Schröder, "und wir werden auch niemals alle Jugendlichen erreichen". Manche seien schlichtweg resistent.

Was hilft das alles Frau Beckmann in der Julius-Bremer-Straße? "Eine schnelle Dauerlösung gibt es meist nicht", bedauert Schröder. "Aber erst einmal", sagt Joachim Albrecht, "beginnt jetzt die kalte Jahreszeit. Und da löst sich das Problem meist von allein." Der Müll an der Bank wurde übrigens vom Bauhof entfernt. "Denn für die Sauberkeit ist die öffentliche Hand zuständig", weiß Schröder.