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Diskussionsrunde zum Gesundheitssystem im Schlosskeller Kein Gesundheitsminister kann "machen", dass Ärzte kommen

Von Gudrun Billowie 07.03.2011, 05:45

Es ist Wahlkampf und in diesen Zeiten kommt sogar ein Minister nach Wolmirstedt. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Waltraud Wolff begrüßte Norbert Bischoff, Minister für Gesundheit, Soziales und Sport. Er sprach am Freitag Abend im Schlosskeller unter anderem über das Gesundheissystem und die besonderen Bedingungen der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum.

Wolmirstedt. "Ich bin froh, dass ich im Rahmen des Wahlkampfes so oft in die Ortsvereine eingeladen werde", sagte Norbert Bischoff, "ich erfahre derzeit sehr viel über die speziellen Probleme vor Ort."

Im Gegenzug erfuhren die knapp 20 Zuhörer eine Menge über die Zwänge eines Gesundheitsministers. Er kann nicht "machen", dass mehr Ärzte kommen. "Die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung bestimmen im Wesentlichen, was passiert", nennt er die Hürden, "ich kann höchstens dafür sorgen, dass alle an eine Tisch finden und eine Lösung erarbeiten." Dennoch, ein Sozialminister hat Möglichkeiten. "Wir haben das Stipendienprogramm für Studenten aufgelegt, die sich für mindestens drei Jahre im ländlichen Raum niederlassen wollen", zählte er auf. "Wir holen außerdem Ärzte aus Österreich." Ganz besonders gute Erfahrungen macht er derzeit mit einer neuen Methode der Landarztgewinnung. "Ich gehe zusammen mit den Bürgermeistern an die Uni", erzählt er, "und die Bürgermeister werben mit den Möglichkeiten ihres Ortes, die den Ärzten das Leben angenehm machen."

Das war quasi das Stichwort für den Landtagskandidaten Hans-Eike Weitz aus Rottmersleben. "Zu uns zog eine Arztfamilie mit vier Kindern", sagte er, "sie haben sich Rottmersleben ausgesucht, weil es einen mehrsprachigen Kindergarten gibt, eine Grundschule, Sportvereine und weil das Bauland günstig war."

Albrecht Greiser, SPD-Ortsvereinsvorsitzender und Knappschaftsältester saß ebenfalls im Podium und konstatierte für Wolmirstedt noch eine befriedigende Versorgung mit Ärzten. "Aber viele scheiden in ein paar Jahren aus", gab er zu bedenken, "und es dauert etwa zehn Jahre, bis sich die Situation neu etabliert." Halb scherzhaft fügte er an: "Da hilft nur eins: Treiben sie Sport!"

Stadtrat Heinz Maspfuhl saß im Publikum und erinnerte an die Problematik des Wolmirstedter Krankenhauses. "Im Zuge der Schließung wurde mit dem Betreiber vereinbart, dass in Wolmirstedt eine Folgeeinrichtung entsteht. Die gibt es bis heute nicht. Wir treten hier auf der Stelle", ärgerte sich Maspfuhl und fragte: "Gibt es von Seiten des Gesundheitsministeriums eine Möglichkeit, das etwas geschieht?" Das gehört jedoch zu den Dingen, die ein Minister nicht regeln kann. "Wenn die Krankenhäuser nicht kooperieren, geht es nicht. Außerdem ist das Sache des Landkreises."

Christian Geyer, Vorstand des Bodelschwingh-Hauses, nutzte ebenfalls die Möglichkeit, seine Probleme zur Sprache zu bringen. "Müssen wir uns nicht eingestehen, das nicht alles was möglich ist, auch bezahlbar ist?" Bischoff pflichtete bei. "Das wird eine Herausforderung für die nächsten Jahre", sagte er und sinnierte über Sinn und Unsinn lebenserhaltender Maßnahmen in der Palliativmedizin, über menschenwürdiges Sterben. Schnelle Lösungen kamen für Bischoff dabei nicht in Frage.