Orchestergründer Wilhem Radespiel feierte 90. Geburtstag

Dahlenwarsleben. Nur wenige Augen blieben trocken, als Gerhard Schmidt seine nicht von Emotionen freie Laudatio hielt. Er ehrte Wilhelm Radespiel anlässlich seines 90. Geburtstages. Die Feierlichkeit für den Altersjubilar fand in der Gaststätte "Bauernstube" in Dahlenwarsleben statt. Zahlreiche Gratulanten waren erschienen, um den Gründer des Dahlenwarsleber Zupforchesters zu würdigen und gemeinsam mit ihm in Erinnerungen zu schwelgen. "Wir wollen in Dankbarkeit und großer Freude gratulieren", betonte Gerhard Schmidt, Mitglied des Gemeinderates. Er fasste das Leben des 90-Jährigen zusammen und stellte am Ende an seinen Freund Wilhelm Radespiel gewandt fest: "Bei dir war es immer die Freude an der Musik und nicht die Pflicht." Auch Gemeindebürgermeisterin Erika Tholotowsky gratulierte herzlich und überreichte dem Geburtstagskind eine Ehrengabe für sein Schaffen.

Wilhelm Radespiel wurde am 1. Oktober 1920 in Barby bei Schönebeck geboren, wuchs in Magdeburg auf. Bereits als er die dritte Klasse besuchte, erhielt er Violinenunterricht, bis er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Sein Können auf dem Instrument kam ihm unter anderem in französischer Kriegsgefangenschaft zugute, wo ein Sergeant ihn bat: "Nun spielen Beethoven." Zum Lohn gab es eine Honigschnitte, was für einen hungernden Kriegsgefangenen eine große Freude war. Im Jahr 1947 schaffte es Radespiel, aus der Gefangenschaft zu flüchten und kehrte nach Magdeburg zurück, wo er noch im gleichen Jahr seine Frau Gisela heiratete. Mit ihr zog er 1951 nach Dahlenwarsleben, wo er 1951 ein bunt gemischtes Orchester gründete. Die Gruppe bestand anfänglich aus 13 Musikern, die wöchentlich eine Stunde Mandolinenunterricht von Radespiel bekamen. Unterstützt wurde der 90-Jährige in seiner jahrzehntelangen Arbeit von der damaligen LPG Dahlenwarsleben, deren Vorsitzender Gerhard Schmidt war. "Ohne ihn würde es das Orchester heute gar nicht mehr geben", sagte Radespiel auf seiner Geburtstagsfeier.