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Ronny Mittendorf ist der Neue im Jugendclub Ein Ansprechpartner für Jugendliche

Von Gudrun Billowie 22.09.2011, 06:34

Der Wolmirstedter Jugendclub in der Burgstraße hat Verstärkung bekommen. Seit Mai unterstützt der Erzieher Ronny Mittendorf den Jugendclubleiter Nico Schmidt bei der Arbeit mit Jugendlichen. Für beide gehört Sport unbedingt zur Jugendarbeit dazu. Und mehr.

Wolmirstedt. "Das A und O in der Jugendarbeit ist es, einen Bezug zu den Jugendlichen zu finden", sagt Ronny Mittendorf. Das gelingt in den Jugendclubs, der Kontakt wächst bei Musikveranstaltungen, beim Sport, auf der Straße. "Aufsuchende Jugendarbeit" heißt das im Amtsdeutsch, und diese leistet Ronny Mittendorf in Wolmirstedt und den Ortsteilen Farsleben, Mose, Elbeu und Glindenberg.

"Wenn wir solche Treffpunkte kennen, gehen wir auf die Jugendlichen zu und bieten ihnen Hilfe und Unterstützung an", erzählt Ronny Mittendorf. Große Worte, hinter denen sich ganz praktische Dinge verbergen. "Wir geben unsere Telefonnummern und empfehlen, in die Jugendclubs zu kommen", so Mittendorf, "oder wir bieten ihnen Sportnachmittage an. Fußball spielen zum Beispiel." Wer will, erfährt, wo er sich melden kann.

Oft werden solche Angebote gern angenommen. "Ich spiele regelmäßig mit Jugendlichen Volleyball", erzählt der Jugendarbeiter, "außerdem haben wir ein tolles Fußballprojekt gestartet." Viele Wochen hat Mittendorf mit fast 20 Jugendlichen regelmäßig auf dem Platz der Gutenberg-Schule trainiert. Die Jugendlichen sind gar nicht mehr unbedingt Teenager, sind zwischen 17 und 25 Jahren alt. Und weil das gemeinsame Kicken so schön ist, jagt die Truppe noch ein paar Wochen weiter dem runden Leder nach, und zwar im Wolmirstedter Sport- und Freizeitpark. Der unterstützt die Aktion auf dem "Soccer-Five". Das Feld heißt so, weil darauf immer fünf gegen fünf Spieler Fußball spielen.

Die Arbeit mit Jugendlichen ist Wunschberuf

Für Ronny Mittendorf ist die Arbeit mit Jugendlichen ein Wunschberuf, einer, der allerdings als Liebe auf den zweiten Blick daher kam. "Erst war ich bei der Bundeswehr", erzählt der Magdeburger, "mit Leib und Seele." Bis ein Unfall den geradeaus angelegten Lebensweg aus der Bahn riss. "Ich lag lange im Koma, musste anschließend vieles neu lernen", erzählt Ronny Mittendorf. Das Leben gewährte eine zweite Chance und in der Reha-Zeit viele Monate, um darüber nachzudenken, wie er sie nutzen will.

Langsam schwenkte er um. In der Zeit, in der Ronny Mittendorf ins Leben zurück fand, war er viel mit betreuendem Personal in Kontakt, mit Sozialpädagogen, Psychologen, Ärzten. "Eines Tages empfahl mir ein Arzt, Erzieher zu werden", sagt Ronny Mittendorf. Eine Idee, die er als völlig abwegig abtat. "Sie können doch gut mit Menschen", beharrte der Doktor.

Es dauerte eine Weile, aber irgendwann gefiel Ronny Mittendorf die Idee, er tastete sich voran in sein "zweites Leben", wurde Jugendreisebegleiter in Spanien, absolvierte ein soziales Jahr im Bodelschwingh-Haus. Dann begann er an der Fachschule für Sozialpädagogik die Ausbildung, die er als Erzieher beendete. "Danach arbeitete ich in der Roland-Mühle in Burg mit gefährdeten und benachteiligten Jugendlichen. Da habe ich viel gesehen." Seit Mai ist er nun beim Jugendclub e.V. in Wolmirstedt angestellt, einem anerkanten Träger der Jugendhilfe.

"Ich habe zwei Geburtstage", sagt Ronny Mittendorf im Hinblick auf das Leben nach dem Unfall, "ich bin 31 und acht Jahre alt". Für sein "zweites" Leben hat er sich ganz konkrete Ziele gesteckt. "Ich möchte den Jakobsweg gehen, mit dem Traumzug durch Afrika reisen, den Mont Blanc besteigen." Er gibt der Erfüllung dieser Träume Zeit, schließlich müssen für all die Reisen erst die Finanzen erspart werden.

Ein paar Träume hat er sich allerdings schon erfüllt. Einen Marathon ist er gelaufen, hat eine Statistenrolle am Theater bei Jesus-Christ-Superstar ausgefüllt. "Dort lernt man ziemlich verrückte Leute kennen."

Das Leben hat Ronny Mittendorf gezeigt, wie sorgfältig damit umgegangen werden muss. Das will er auch den Jugendlichen mit auf den Weg geben. Schließlich hat er selbst schon erfahren: "Von einem auf den anderen Tag kann alles vorbei sein."