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Baumärkte der Stadt verzeichnen ungebrochene Nachfrage / Zielitzer Kaliwerk liefert ab heute 1500 Tonnen täglich aus Ansturm auf Streusalz und Schneeschieber

Von Claudia Labude 08.01.2010, 04:53

Streusalz ? Schneeschieber ? Wer in den Geschäften der Stadt derzeit nach Winterartikeln fragt, erntet nur eine Antwort : " Ausverkauft !". Die letzten Streusalzvorräte sind aus den Regalen verschwunden, Nachlieferungen meist innerhalb von einer Stunde verkauft. Bundesweit gibt es Lieferengpässe. Natürlich auch in Wolmirstedt – trotz der großen Salzhalde vor der Haustür.

Wolmirstedt. " Daisy " ist im Anmarsch. Und im Gegensatz zu der Entendame aus der Comicwelt von Walt Disney, ist das gleichnamige Tiefdruckgebiet weniger niedlich, bringt Eiseskälte und Schneesturm mit sich. Kein Wunder, dass die Nachfrage nach Winterartikeln in den Baumärkten und Geschäften der Ohrestadt so groß ist wie nie zuvor.

" Unsere Vorräte sind aufgebraucht, das letzte Streusalz haben wir am Dienstag verkauft ", erklärt Torsten Nehl. " Wie in anderen Geschäften auch haben wir keine konkreten Lieferzusagen für Nachschub, weshalb wir auch keine Vorbestellungen aufnehmen. Das bringt nur Ärger und Enttäuschung bei den Kunden ", so der Leiter des Raiffeisen-Marktes.

Hamsterkäufe bei den Winterartikeln vermeldet auch Detlef Rademacher, Leiter des Hagebaumarktes im Lindenpark. Gestern Nachmittag nahmen seine Mitarbeiter eine Lieferung von 50 Schneeschiebern entgegen. " In nicht mal einer Stunde sind die sicher wieder ausverkauft ", weiß Ilona Wiesner aus Erfahrung.

" Streusalz und Schneeschieber werden derzeit am meisten nachgefragt. Das letzte Salz haben wir am Dienstag verkauft. Mittlerweile habe ich einige Tonnen nachbestellt. Theoretisch könnten die jeden Tag eintreffen. Ich hoffe nur, es kommt nicht erst im Februar, wenn der extreme Winter vielleicht schon vorbei ist ", orakelt Rademacher. Streuschippen, Eiskratzer, Abdeckfolien und Wintersets für den Pkw – solche kleine Helfer für die aktuelle Wetterlage seien dagegen im Sortiment noch vorhanden.

" Allein bei den Schneeschiebern haben wir schon das fünfte Kontingent verkauft. Sind es sonst vielleicht 20 pro Jahr, haben wir mittlerweile schon gut 150 Stück abgesetzt ", gibt Rademacher einen Einblick. Eine Bestellung für 140 weitere Schieber ist bereits ausgelöst.

Neben den Hilfsmitteln, die dazu dienen, den Schneemassen Herr zu werden, laufen aber auch Artikel für die schöne Seite des Winters sehr gut. So seien alle Schlitten derzeit ausverkauft, " Anfang Februar wird als Termin für neue Lieferungen angegeben ". Grund für die Engpässe sei, dass die Händler ihre komplette Vorproduktion für das Jahr schon verkauft hätten. Nun muss erst neu produziert und der Bestellungseingang abgearbeitet werden.

Im benachbarten SB-Center standen gestern Nachmittag gerade mal noch drei Schlitten zum Verkauf bereit. " Und gerade ist eine Lieferung mit 20 Schneeschiebern eingetroffen. Wenn wir die jetzt gleich rausstellen, sind sie spätestens morgen Vormittag ausverkauft ", weiß Marktleiterin Annett Schulz. Eine Streusalz-Lieferung erwartet sie für die kommende Woche, kleinere Winterartikel wie Frostschutzmittel fürs Auto seien dagegen dauerhaft zu haben. Erfreulich für die Kunden : " Obwohl die Nachfrage irre hoch ist, sind die Preise für Schneeschieber und Salz seit Jahren konstant geblieben. "

Warum gibt es überhaupt Lieferengpässe, wo wir doch mit dem Kaliwerk einen großen Salzproduzenten vor der Haustür haben, mag sich manch einer fragen.

" Das Salz von der Halde ist als Streusalz nicht geeignet. Dieses Salz ist verhärtet und entspricht auch nicht den erforderlichen Qualitätsparametern ", erklärt Michael Wudonig, Pressesprecher von K + S. Allerdings werde man den gestiegenen Nachfragen natürlich auch von Seiten des Kalibetriebes Rechnung tragen : " Wir wollen ab heute aus der Kaliproduktion einen hierfür verwertbaren Teil des Produktionsrückstandes absieben und konditionieren und als Auftausalz an unsere Schwestergesellschaft esco liefern. Wir rechnen damit, circa 1500 Tonnen pro Tag bereitstellen zu können. Die esco ist für die Produktion und Vermarktung unter anderem für Auftausalz zuständig ", so Wudonig gestern auf Nachfrage der Volksstimme.

Die Anfragen, die im Zielitzer Betrieb eingehen, würden deshalb auch an Unternehmen mit Sitz in Hannover weitergeleitet, wo über die Belieferung der Straßenmeistereien und anderer Kunden entschieden wird. Um die Transportwege für den Fernverkehr zu sichern, würden bei der Belieferung gegenwärtig zunächst die Winterdienste der Autobahnen und Fernstrassen bedient.

Die außergewöhnlich starke Nachfrage führe derzeit bei allen Produzenten dazu, dass bei Lieferungen für Städte, Gemeinden und Kommunen sowie den Einzelhandel Verzögerungen eintreten. Um die momentan außergewöhnlich hohe und flächendeckende Nachfrage nach Auftausalz zu befriedigen, produzieren alle Werke der esco bereits seit Wochen rund um die Uhr unter Volllast, also im Drei-Schicht-System sowie Sonn- und Feiertagsarbeit – auch über Weihnachten und Neujahr.

" Maßnahmen für eine weitere Steigerung von Produktions- und Liefermengen sind getroffen, zum Beispiel durch Zulieferung von einigen Kaliwerken, unter anderem auch dem in Zielitz. Insgesamt werden wir dadurch ab nächster Woche unsere Produktionsmenge bei Auftausalz um rund 20 Prozent steigern können ", wirft der Pressesprecher einen Blick voraus. " Die weitere Entwicklung ist jedoch maßgeblich von den Witterungsbedingungen abhängig. "