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Suche nach Nachfolge bleibt ergebnislos Trotz aller Bemühungen bleibt Arztpraxis in Angern geschlossen

Von Burkhard Steffen 14.01.2010, 05:52

In den nächsten Jahren werden in Deutschland tausende Hausärzte fehlen, sagen Experten voraus. In Angern ist das Problem schon seit fast zwei Jahren akut, nachdem Ärztin Dr. Helga Schubert im Juni 2008 aus Altersgründen ihre Praxis geschlossen hat. Vielfältige Bemühungen um eine Nachfolge blieben bislang erfolglos.

Angern. " Zu allen Zeiten gab es in Deutschland eine flächendeckende Ärzteversorgung. Nur heute ist das nicht mehr möglich. Hier hat die große Politik total versagt ", schimpft der 79-jährige Hans Kärtge aus Angern. Kärtge weiß wovon er redet. Er war selbst über 40 Jahre im Gesundheitswesen ( in den alten Bundesländern ) tätig.

Wie notwendig ein guter Hausarzt in unmittelbarer Nähe ist, hat er Heiligabend 2003 am eigenen Leibe erfahren. " Ich hatte an diesem Tag einen Herzinfarkt erlitten. Innerhalb weniger Minuten war Frau Doktor Schubert da und hat mir wohl damit das Leben gerettet. "

Gemeinde mietete

die Praxisräume an

Nachdem die verdienstvolle Angeraner Ärztin, die lange über die Altersgrenze hinaus gearbeitet hat, ihre Praxis schloss, sind die Bürger der Gemeinde bei Ärzten in Wolmirstedt, Rogätz oder Burgstall untergekommen.

" Das ist aber für ältere Bürger ein Problem ", weiß Bürgermeister Alfred Bühnemann, " allein in Angern leben über 300 Bürger, darunter 130 Zuckerkranke, die 65 Jahre und älter sind und die oftmals auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. "

Untätigkeit bei der Suche nach einer Nachfolgerin für Dr. Helga Schubert kann man der Gemeinde Angern gewiss nicht nachsagen. " Schon vor der Schließung der Arztpraxis hatten wir zwei Jahre lang eine Übernahme durch einen Nachfolger im Internet angeboten ", berichtet Alfred Bühnemann.

Doch es gab keine Interessenten. " Deshalb führten wir zahlreiche Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Parallel dazu mietete die Gemeinde die Praxisräume an, kaufte später sogar das gesamte Inventar ", schildert der Bürgermeister die Bemühungen.

Lichtblicke zeichneten sich ab, als eine Ärztin aus Hamburg ihr Interesse bekundete, sich in Angern niederzulassen. Doch dieses Vorhaben scheiterte schließlich, weil sich die beiden Kassenärztlichen Vereinigungen nicht einigen konnte. Der Versuch eine rumänische Ärztin nach Angern zu holen scheiterte ebenfalls an Auflagen und gesetzlichen Bestimmungen.

" Letztlich hatten wir Ärzten aus dem Territorium angeboten, eine Außenstelle in Angern zu eröffnen, um die notwendigste Versorgung zu gewährleisten. Doch für diese Möglichkeit stellte die Kassenärztliche Vereinigung so viele Bedingungen, dass sie von interessierten Ärzten nicht akzeptiert werden konnten. So sollten Ärzte in Vorleistung gehen und alle Verordnungen aus dem eigenen Kontingent bereitgestellt werden ", ist Bürgermeister Alfred Bühnemann ob der vergeblichen Bemühungen ebenso enttäuscht, wie die Angeraner Bürger.

Das Wort Rendite

soll gestrichen werden

Die immer angeführten ausufernden Kosten im Gesundheitswesen kann Hans Kärtge nicht nachvollziehen. " Im Gesundheitswesen gehört das Wort Rendite gestrichen. Da sollte nur Menschlichkeit zählen. " Kärtge weist darauf hin, dass es erhebliche Einsparpotenziale gibt. " Wozu benötigen wir denn so viele Krankenkassen mit ihren teuren Vorständen, mit aufgeblähten Verwaltungen und teuren Gebäuden ?"