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Vortrag beim Heimat- und Kulturverein "Zeugin der Gotik" steht mitten in der Ohrestadt

Von Klaus Sänger 22.04.2010, 04:50

Beim Heimat- und Kulturverein Wolmirstedt stand kürzlich wieder ein Vortragsabend auf dem Programm. " Aufbruch in die Gotik ", so der Titel der Veranstaltung, der gleichzeitig auf die große Epoche der Gotik hinwies, die in Frankreich im 12. Jahrhundert mit dem Bau gotischer Kathedralen zu einem frühen Höhepunkt der europäischen Architektur und dem Aufschwung der Städte im Mittelalter führte.

Wolmirstedt. Erhard Jahn, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins, hat mit profunden Kenntnissen und umfangreichem Bildmaterial das aufgeschlossene Publikum mit auf die Reise genommen und seine Erfahrungen als verantwortlicher Bauleiter bei der Rekonstruktion des Magdeburger Domes eingebracht.

Die Gotik prägte mehr als 300 Jahre die kulturelle und städtische Entwicklung in der Mitte Europas. So wurde 1209 in Magdeburg der Grundstein für den ersten gotischen Dom auf deutschem Boden gesetzt. Vergleiche mit Notre Dame in Paris, dem berühmtesten gotischen Bauwerk, drängen sich auf und wurden an Hand vielfältiger neuer Stilelemente gegenüber der Romanik eindrucksvoll gezeigt. Auch die Weiterentwicklung der Bautechnik wurde anschaulich erklärt.

Zeugen der Gotik gibt es auch in unserer Nähe zu bestaunen – da ist die Schlosskapelle in Wolmirstedt und gleichzeitig die am weitesten nach Süden verbreitete Ausführung in Backsteingotik mit einer Originalmalerei aus der Gotenzeit.

Weitere Beispiele sind die gotische überbaute romanische Kirche in Groß Ammensleben mit ihren markanten Rundbögen, die zur Ableitung der horizontalen Kräfte aus der Gewölbedecke dienen. Ebenso die Marienkirchen in Haldensleben und Stendal sowie der frühgotische Dom in Halberstadt. Sie alle sind Zeugnisse eines mächtigen religiösen Einflusses der Bischöfe.

Die Gotik ist aber auch der Beginn einer neuen, aufstrebenden Macht der Städte. Rolandfiguren in Stendal, Haldensleben und der Magdeburger Reiter zeugen davon. Viele Beispiele fi nden sich vor allem in der Altmark, so die prächtigen Stadttore in Stendal und Tangermünde, wo auch die Burg mit einem Tanzsaal und das Rathaus eindrucksvoll Zeugen dieser Zeit sind.

Die geplante Bus-Exkursion des Heimat- und Kulturvereins – am 26. Juni in die Wische – wird zu weiteren Beispielen der Backsteingotik in der Altmark führen.