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Klassenübergreifendes Projekt an Evangelischer Fachschule Keine Jugendfreigabe für das "Märchenlabyrinth"

Von Friederike Buss 20.12.2010, 04:30

Rotkäppchen, Rapunzel, Froschkönig und Schneewittchen - viele Generationen haben ihren Kindern die Grimmschen Märchen vorgelesen. Bis heute haben sie an Popularität so gut wie nichts eingebüßt. Die Schüler der Evangelischen Fachschule für soziale Berufe haben sich diesen Klassikern der deutschen Literatur mal auf eine andere Weise genähert. Im Rahmen eines Projektes mischen sie Traditionelles mit ganz modernen Einflüssen.

Wolmirstedt. Was hat Schneewittchen mit der Supernanny aus dem Fernsehen gemein? Eine ganze Menge, finden die Schüler der Evangelischen Fachschule in der Parkstraße. Das alljährliche Märchenprojekt steht für die künftigen Erzieher derzeit auf dem Programm, und diesmal sind der Kreativität der jungen Männer und Frauen tatsächlich keine Grenzen gesetzt. Sollen doch am Ende keine Märchen für Kinder aufgeführt, sondern Unterhaltsames für Erwachsene auf die Bühne gebracht werden.

Aileen Hollburg, Kevin Nowicki, Marie Ohrdorf, Sophie Granse und Julia Michaelis wollten sich dem Thema mal auf etwas ungewöhnlichere Weise nähern. Sie mischen in ihrem Stück, das den Titel "Das Märchenlabyrinth – oder warum der Wolf zu X-Faktor kam", moderne TV-Formate mit den klassischen Märchen der Gebrüder Grimm. "Es geht zum einen um Unterhaltung, aber mindestens genau so wichtig ist uns die Kritik an den völlig überbewerteten Shows à la Popstars oder Supernanny", sagt Kevin. In der Jury sitzen also die böse Stiefmutter, Superwittchen und Rapunzel – die allerdings oben ohne. "Natürlich wollen wir auch ein bisschen provozieren", meint Aileen. "Schließlich geht es in der Aufführung darum, die Klassenkameraden zu unterhalten." Da müsse man schon mal traditionelle Pfade verlassen.

Zur Einstimmung haben sich die Schüler Inspiration am Theater Magdeburg geholt. "Wir haben uns das Weihnachtsmärchen ,Räuber Hotzenplotz‘ nach Otfried Preußler angesehen und anschließend unter Anleitung einer Theaterpädagogin einzelne Szenen nachgestellt", erinnert sich Marie Ohrdorf. Per Losentscheid wurden schließlich die Projektgruppen und die dazugehörigen Räume ermittelt, die sich nach und nach in kleine Theatersäle verwandelten. "Es ist das erste Mal, dass wir klassenübergreifend am Projekt arbeiten", so Julia Michaelis, deren Rapunzelkostüm recht offenherzig ist. Oben ohne steht sie zwischen den Kulissen, die allesamt von den Schülern selbst gefertigt und bemalt wurden. "Man kann aus wenigen Materialien eine Menge zaubern", meint sie.

An der Schule für soziale Berufe wird auf selbstständiges, kreatives und praxisbezogenes Arbeiten Wert gelegt. "Wir wollen die Schüler motivieren, gemeinsam Ideen zu entwickeln und in der Gruppe die Umsetzung zu gestalten", betont Grit Schillack, stellvertretende Schulleiterin. Und so stammen die Texte von den Schülern, genauso wie Musik auswahl und Dramaturgie. Nur für Kinder, und das betonen die Studenten ausdrücklich, sei das "Märchenlabyrinth" nun wirklich nicht geeignet.