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Gemeinschaftsprojekt von NABU, Landkreis und Stadt Neue Infotafeln zeigen, dass sich in 1000 Jahren auch die Natur erheblich verändert

Von Claudia Labude 19.06.2009, 07:16

Noch das ganze kommende Wochenende lang wird gefeiert, dass die Stadt Wolmirstedt 1009 erstmalig erwähnt wurde. Warum sie aber überhaupt am hiesigen Standort liegt, ist auch eine Erwähnung wert, fand man beim Naturschutzbund ( NABU ). Und entwickelte zwei Informationstafeln zur Naturgeschichte der Stadt.

Wolmirstedt. " Es wird so viel darüber geredet und geschrieben, wer wo geboren oder erschlagen wurde – wir sind der Meinung, dass man auch mal auf die natürlichen Gegebenheiten vor 1000 Jahren hinweisen sollte ", erklärt Jörg Brämer voller Überzeugung. Deshalb übergab der Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehöre in dieser Woche zwei neue Informationstafeln an den Wolmirstedter Bürgermeister.

Eine Gruppe von zehn Interessierten hat monatelang recherchiert, im Museum altes Kartenmaterial angeschaut und mit den neuzeitlichen Informationen verglichen. " Gerade, als wir in Elbeu mit der Renaturierung der Alten Elbe begonnen haben, kamen viele Bürger, die sich nach der Geschichte und dem früheren Verlauf des Flusses erkundigt haben ", weiß Brämer aus eigener Erfahrung.

Und Yves Bloege vom NABU ergänzt : " Dass zum Beispiel die Burg genau an der jetzigen Stelle steht, liegt unter anderem daran, dass der Zusammenfuss der Alten Elbe mit der Ohre natürlich zu damaligen Zeiten auch ein strategisch wichtiger Punkt, zum Beispiel für den Handel, war und so eine Bedeutung für die Stadtentwicklung hatte. " So kann man davon ausgehen, dass auf dem Platz, an dem später die Burg stand, auch schon viele Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung eine Siedlung bestand. " Aber das kann man leider nicht belegen ", weiß auch Bürgermeister Dr. Hans-J ürgen Zander.

Der ursprüngliche slawische Name Wolmirstedts, Ustiure, bedeutet Mündung der Ohre in die Elbe. Aus diesem Grund wurde auch die Informationstafel, die sich mit der Elblandschaft vor 1000 Jahren beschäftigt, an der Ohrepromenade mit Blickfeld auf die Einmündungsstelle aufgestellt.

Früher eine fast unüberwindbare natürliche Grenze durch ihre verschiedene Flussarme, ist die Alte Elbe bei Wolmirstedt heute nur noch ein Graben, dem man seine frühere Bedeutung nicht ansieht. " Man sagt, ein Fluss ist immer dort am besten zu überqueren, wo ein anderer einmündet. Das werden auch diejenigen merken, die am kommenden Wochenende mit uns auf Kanutour gehen. Die Einmündungsstelle ist noch heute ziemlich f ach ", weiß Brämer zu berichten.

Die Erstellung der Infotafeln gehörte hauptsächlich zum Aufgabenbereich von Jenny Feige, die beim NABU ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert und sich im Rahmen einer Projektarbeit mit der Elblandschaft zur Zeit der Stadtgründung beschäftigte. Während die Fakten zum Flusslauf durch Kartenmaterial aus dem 18. Jahrhundert verbürgt sind, wurden für die Fakten zu Flora und Fauna damaliger Zeit weitere Experten herangezogen. Tafel Nummer zwei, an der Ohrepromenade nur ein paar Meter weiter in Richtung Fabrikstraße aufgestellt, zeigt die Ohre als europäisches Schutzgebiet und Bestandteil des Schutzgebietsnetzes " Natura 2000 ".

Wer sich anhand der Tafel informiert, erfährt nicht nur allgemeine Informationen zur Vergangenheit des Flusses und dessen Ökosystem, sondern auch, warum die Ohre eben besser nicht entkrautet werden sollte, wie es immer mal wieder von Bürgern gewünscht wird. " Bisher ist die Ohre zwischen acht und zehn Metern breit und vor allem mit Laichkraut besetzt. Als natürlicher Fluss hat die Ohre eine eigene Dynamik. Entfernt man das Kraut, würde der Fluss noch breiter werden und das Wasser noch langsamer fießen ", so der Experte.

Wem die Informationen im Vorbeigehen nicht reichen, der kann alles, was von den Naturschutzexperten zusammengetragen wurde, nochmal in speziellen Flyern nachlesen, die im Museum ausliegen.